Haas wollte ursprünglich alles aus den USA machen

Das Haas-Team ist äußerst international mit drei Standorten aufgestellt - Das ist aber nicht der ursprüngliche Plan gewesen, lässt Gene Haas durchblicken

(Motorsport-Total.com) - Mit der ersten Formel-1-Saison darf das Haas-Team sehr zufrieden sein: Als erstes Team seit sechs Jahren zu Beginn der Saison eingestiegen, hat sich die Mannschaft rund um Gene Haas und Günther Steiner fest etabliert. Haas hat 29 WM-Punkte eingefahren und liegt in der Konstrukteurswertung auf Rang acht mit 21 Punkten Vorsprung auf das Renault-Werksteam. Keine Selbstverständlichkeit für ein Team, das von drei verschiedenen Orten aus arbeitet. Das ist so aber mitnichten geplant gewesen.

Titel-Bild zur News: Gene Haas

Gene Haas hatte ursprünglich ganz andere Pläne mit der Teamstruktur Zoom

"Wir hatten ursprünglich entschieden, alles von hier aus zu erledigen", sagt Gene Haas im Gespräch mit dem US-amerikanischen Fernsehsender 'ESPN'. "Das hat aber nicht funktioniert, weswegen wir einen Ableger in Banbury aufgemacht haben." Die zwischenzeitliche Pleite des Manor-Teams kam gerade recht, denn so konnte Haas deren Hallen erwerben. Das ganze Team erst einmal zusammen zu bekommen, sei die größte Herausforderung der ganzen Formel-1-Operation gewesen, so der US-Amerikaner weiter. "Vieles haben wir Günther (Steiner; Anm. d. Red.) zu verdanken."

Nun gibt es also das Haas-Hauptquartier in den Vereinigten Staaten, die Banbury-Fabrik in England und den Ableger in Italien, wo eine technische Partnerschaft mit Dallara und Ferrari besteht. "Von denen kommt ein substanzieller Teil unseres Autos. Ich glaube nicht, dass uns das alles ohne Hilfe gelungen wäre", sagt er weiter. Eine weitere Herausforderung sei es gewesen, genügend Personal zusammenzukriegen. "Es ist wirklich schwer, Leute zu finden, die für ein Team arbeiten wollen, das noch gar nicht existiert."

Natürlich steht die große Herausforderung erst noch bevor, wenn der Rookie-Bonus in den kommenden Jahren wegfällt. Der Fokus wird sich dann etwas mehr in die USA verlegen, wie Haas erläutert: "Ich denke, wir werden mehr (von hier aus; Anm. d. Red.) machen, wenn wir mehr mit CFD arbeiten." Die "harte" Seite des Autos wird aber weiter in Europa entstehen. "Die Autos sind technisch so weit entwickelt, dass es zehn Jahre dauern würde, alleine ein Getriebe zu entwickeln", begründet Haas die Entscheidung, weiter auf Partnerschaften zu vertrauen.

Seine rechte Hand Günther Steiner ergänz, warum es für sein Team keinen Sinn ergibt, Teile in Eigenregie zu entwickeln: "Statt 180 bis 190 in der Fabrik wie jetzt zu beschäftigen hätten wir plötzlich... Das kleinste Team hat 300 Leute. Wir würden also bei 400 bis 500 Beschäftigten enden. Würde uns das deutlich bessere Ergebnisse einbringen? Nein, es würde zunächst sogar erst einmal weiter nach hinten gehen. Also sollten wir erst einmal ein bisschen mehr Erfahrung sammeln. Wir haben noch nicht einmal unsere erste Saison hinter uns gebracht!"

Esteban Gutierrez

Das Haas-Team ist auch am Ende der Premierensaison zu Punkten fähig Zoom

Gänzlich ausschließen will es Gene Haas aber nicht, eines Tages das Team komplett aus den Vereinigten Staaten von Amerika aus operieren zu lassen: "Wer weiß? Vielleicht beginnen wir in zehn Jahren ja, unsere Getriebe selbst zu bauen. In der NASCAR ist es ja ähnlich gelaufen. Wir haben mit Hendrick-Motoren und -Chassis begonnen und bewegen uns jetzt in Richtung einer Ford-Partnerschaft." Bis zum Ende der Saison setzt Stewart/Haas in Amerika weiter auf Chevrolet. "Dinge entwickeln sich weiter, wenn die Zeit vergeht. Aber für den Moment kann ich sagen: Ohne die Hilfe von Dallara und Ferrari wären wir richtig ins Stolpern geraten."