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Formel 1 Monza 2016: Lewis Hamilton deklassiert Nico Rosberg

Lewis Hamilton sichert sich die Pole für den Grand Prix von Italien vor Rosberg und Vettel - Ferrari-Star überholt mit umstrittener letzter Runde noch Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Was für eine Machtdemonstration von Lewis Hamilton beim Grand Prix von Italien (Formel 1 2016 live im Ticker!) Der WM-Leader und amtierende Weltmeister sicherte sich im Qualifying in Monza in eindrucksvoller Manier die Pole-Position. Am Ende hatte er 0,478 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen. Erster Mercedes-Verfolger war Sebastian Vettel (Ferrari) mit einem Rückstand von 0,837 Sekunden.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Nico Rosberg gratuliert Lewis Hamilton zur hochverdienten Pole-Position in Monza Zoom

Schon in Q1 war Hamilton um 0,643 Sekunden schneller, in Q2 um 0,311 und im ersten Q3-Run um 0,288 Sekunden. In der alles entscheidenden letzten Runde war Rosberg im ersten Sektor sogar schneller als der gleichzeitig fahrende Hamilton, kam aber nicht an dessen schon davor aufgestellte beste Zwischenzeit heran. Am Ende war das ein viel zu kleiner Hoffnungsschimmer: Hamilton hätte es sich sogar leisten können, seine letzte Runde abzubrechen, legte aber stattdessen noch auf 1:21.135 Minuten zu.

"Es ist für mich ganz gut gelaufen, aber Lewis war einfach sauschnell", muss Rosberg anerkennen. Auch sein Chefverhandler Gerhard Berger staunt: "Heute war Lewis unschlagbar. Unter normalen Umständen wird es schwierig, ihn zu schlagen." Denn dass Hamilton in Q2 eine zweite Runde auf den härteren Reifen fahren wollte, um nicht mit dem ersten Reifensatz starten zu müssen, will der Polesetter nicht überbewertet wissen: "Der Platten ist minimal. Ich glaube nicht, dass das ein Problem sein wird."

Die Konkurrenz wohl auch nicht. "Mercedes ist in einer eigenen Liga", seufzt Vettel. "Der Abstand ist größer, als wir anfangs des Wochenendes gedacht haben." Dank dreier investierter Motoren-Token sicherte Ferrari immerhin die zweite Startreihe ab, wobei Vettel das teaminterne Duell um 0,093 Sekunden für sich entscheiden konnte. Dass er in der Parabolica mit allen vier Reifen neben der weißen Linie war, stellt für die FIA-Rennkommissare kein Problem dar.

Dazu muss man wissen: "An der Stelle ist das kein Vorteil", wie Formel-1-Experte Marc Surer findet. Noch entscheidender: Bereits vor der Session hatten die Kommissare angedeutet, dass bei Track-Limits-Vergehen in der Parabolica ein Auge zugedrückt wird. Wer sich dort weiter raustragen lässt, kann zwar theoretisch mehr Speed auf die Gerade mitnehmen, hat aber auch den weiteren Weg.

"In der letzten Kurve war ich am Limit", gibt Vettel zu. "Ich habe sogar ein wenig verloren, weil ich spät auf dem Gas war." Ferrari setzte in Q1 als einziges Team auf Soft, wagte dies aber im Gegensatz zu Mercedes und Red Bull in Q2 nicht mehr. Was für Mercedes aufging (Hamilton und Rosberg starten auf Soft), wäre für Red Bull beinahe in die Hose gegangen: Daniel Ricciardo und Max Verstappen mussten ein zweites Mal rausfahren, um in den Top 10 zu bleiben.

Am Ende wurde Ricciardo (+1,254) Sechster und Verstappen (+1,276) Siebter. "Zwei Hundertstel hinter P5, da können wir uns nicht beschweren", ist der Niederländer zufrieden. "Ich dachte, wir würden weiter hinter Ferrari sein, aber am Ende war es nur eine halbe Sekunde. Das ist nicht so schlecht." Vor allem mit dem unterlegenen Renault-Motor. Weit ärgerlicher ist da schon, dass Valtteri Bottas im Williams (+1,253) hauchdünn vor den beiden Red Bulls landete.

Force India war nach dem starken Auftritt in Spa-Francorchamps in Monza zunächst nicht auf Top-10-Kurs, ausgerechnet im Qualifying lief es dann aber ganz gut. Nico Hülkenberg (+1,701) verlor zwar das Stallduell gegen Sergio Perez (8.) um 0,022 Sekunden (Gesamtstand 2016: 7:7), aber Platz neun ist ihm immer noch lieber, als von P11 aus freie Reifenwahl zu haben: "Der Supersoft hat gestern ganz gut gehalten. Das hat hier vielleicht nicht so die große Auswirkung."

Für eine Überraschung sorgte Esteban Gutierrez, im Haas ebenfalls mit dem neuen Ferrari-Motor unterwegs. Der Mexikaner war in Q1 und Q2 schneller als Teamkollege Romain Grosjean, leistete sich in seiner ersten Q3-Runde einen Fahrfehler und wurde am Ende Zehnter. Grosjean wurde Zwölfter, rutscht aber in der Startaufstellung wegen eines vorzeitigen Getriebewechsels nach seinem Dreher im Abschlusstraining um fünf Positionen nach hinten.

Der große Pechvogel des Qualifyings war Felipe Massa: Der Williams-Routinier erwischte keine optimale Q2-Runde - und aufgrund der knappen Abstände war das schon genug, um frühzeitig als Elfter auszuscheiden. Auf Hülkenberg (P10 in Q2) fehlten ihm 0,016, auf P7 ebenfalls nur 0,111 Sekunden. Außerdem in Q2 schieden die McLaren-Piloten Fernando Alonso (13.) und Jenson Button (15.) aus. "Uns fehlt es an Power", weiß Alonso.

Pascal Wehrlein schaffte trotz Mercedes-Power zwar nicht den erträumten Q3-Einzug, letztendlich ist er aber auch mit Qualifying-Position 14 zufrieden: "Nach Spielberg mein zweitbestes Ergebnis - und besser als erwartet, denn heute Morgen waren wir ziemlich weit hinten. Ich bin happy!" Chancen auf einen weiteren WM-Punkt sieht er trotzdem eher nicht: Die Reifen bauen in Monza schnell ab. Das war schon bisher stets eine Manor-Schwachstelle.

Bereits in Q3 waren die beiden Sauber-Fahrer ausgeschieden, die im Gegensatz zu Haas noch nicht die neueste Ferrari-Ausbaustufe verwenden. Daniil Kwjat (17.) bekam ein weiteres Mal von seinem Toro-Rosso-Teamkollegen Carlos Sainz (13.) auf die Mütze. Und dass die beiden Renaults diesmal nichts reißen würden, war schon nach den Trainings klar. Kevin Magnussen wurde mit zweieinhalb Sekunden Rückstand gar Letzter.

Das bedeutet P21, denn Esteban Ocon (Manor) rollte mit dem gleichen Defekt aus, den er schon im Abschlusstraining erlitten hatte - noch bevor er eine Zeit setzen konnte. Aber für das Rennen gibt es nur ein Thema: Wer kann Mercedes gefährlich werden? "Im Moment sieht es so aus, als würden wir die Schnellsten sein", gibt Sportchef Toto Wolff zu. "Wir haben auch den Vorteil, morgen auf Soft zu starten. Aber wir müssen es erst ins Trockene bringen."

Vettel rechnet sich durch seine weicheren Reifen, die ihn womöglich zu einer Zweistoppstrategie zwingen werden, eine Chance aus, in Führung zu gehen: "Am Start kann einiges gehen. Es wäre natürlich toll, wenn wir einen oder gleich beide in der ersten Ecke kräftig ärgern können." Und Rosberg glaubt, im Rennen nicht so chancenlos zu sein wie im Qualifying: "Im Rennspeed sah es am Freitag ganz gut aus. Von daher habe ich mich Sicherheit noch eine Chance."