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  • 29.08.2016 16:19

  • von Ruben Zimmermann & Dominik Sharaf

Vor- oder Nachteil? Mercedes bunkert Motoren für Hamilton

Lewis Hamilton hat nach dem Spa-Wochenende nun wieder mehr frische Motoren zur Verfügung als Nico Rosberg - Warum das aber nicht zwingend ein Vorteil sein muss

(Motorsport-Total.com) - Kein leichtes Wochenende für die Mercedes-Crew: Die Mechaniker mussten am Wochenende in Spa an Lewis Hamiltons Auto gleich mehrfach den Antrieb wechseln. Keine Fünf-Minuten-Aufgabe in der hochtechnisierten Formel 1. Hintergrund: Weil Hamilton sowieso einmal den kompletten Antrieb wechseln musste, und dafür bereits um 15 Plätze in der Startaufstellung nach hinten versetzt wurde, baute Mercedes im Laufe des Wochenendes noch zwei weitere neue Motoren bei Hamilton ein.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton kann bei den Motoren nun vorläufig wieder aus dem Vollen schöpfen Zoom

Dadurch stieg die Gridstrafe zwar insgesamt auf absurde 60 Plätze, doch weil man in der Formel 1 bekanntlich maximal von Platz 22 starten kann, machte das für Hamilton und Mercedes am Ende auch keinen Unterschied mehr. Im Gegenteil: Durch die vielen Wechsel hat Hamilton an diesem Wochenende nun insgesamt drei neue Motoren in sein Kontingent aufgenommen.

"Es sah wie ein Nachteil aus, aber die Gridstrafe hat viel weniger Schaden angerichtet, als wir erwartet hatten", berichtet Teamchef Toto Wolff nach dem Grand Prix. Hamilton konnte noch bis auf Platz drei nach vorne fahren und verlor so lediglich zehn Punkte auf seinen Teamkollegen Nico Rosberg, der damit in der Weltmeisterschaft noch immer neun Zähler hinter Hamilton liegt.

Mehr Motoren als Rosberg...

Den Sieg in Spa hat Hamilton durch die Strafen zwar geopfert, aber langfristig könnte der Weltmeister nun sogar einen Vorteil haben. "Lewis hat jetzt einen Antrieb mehr in der Hinterhand als Nico", erinnert Wolff. Denn während Hamilton nun noch - beziehungsweise wieder - drei frische Power-Units zur Verfügung hat, darf Rosberg nur noch einmal straffrei wechseln. Ein klarer Vorteil für Hamilton.

"Der Motor, mit dem ich das letzte Rennen beendet habe, hätte das Rennen vielleicht überstanden, vielleicht aber auch nicht", erklärt der Weltmeister im Hinblick auf seinen fünften Motor, den er bis zum Spa-Wochenende verwenden musste. "Als ich meinem fünften Motor hatte, habe ich ihn permanent geschont", berichtet Hamilton. Ab nun kann der Weltmeister aber wieder Vollgas geben.

Denn weil er nun wieder drei Motoren zur Verfügung hat - und Rosberg lediglich zwei - müssen die Power-Units im Zweifelsfall nicht so lange halten wie bei seinem Teamkollegen. Weil es jetzt noch acht Saisonrennen gibt, kann Hamilton im Schnitt alle drei Rennen einen neuen Motor verwenden. Rosbergs Aggregate müssen hingegen jeweils mindestens vier Grands Prix überstehen.


Fotostrecke: F1 Backstage: Spa-Francorchamps

"Ich kann damit definitiv mehr pushen", ist sich auch Hamilton bewusst. Doch einen kleinen Haken hat die ganze Geschichte für den Weltmeister trotzdem. Sollte Mercedes nämlich in den kommenden Rennen noch ein weiteres Motoren-Upgrade bringen, könnte nur Rosberg dieses straffrei verwenden. Hamilton müsste eine weitere Gridstrafe in Kauf nehmen oder weiterhin mit den Motoren der aktuellen Ausbaustufe fahren.

...aber trotzdem eventuell im Nachteil

"Die Motoren werden permanent weiterentwickelt. Es ist also möglich, dass später im Jahr noch ein Upgrade kommen wird, das mir dann nicht zur Verfügung steht. Dieses Opfer muss ich allerdings bringen", ist sich Hamilton bewusst. Sechs Token stehen Mercedes in diesem Jahr noch zur Verfügung. Sollte man diese investieren, könnte der Vorteil also doch wieder in einen Nachteil gegenüber Rosberg umschlagen.

"Es gibt kein perfektes Szenario", weiß Toto Wolff. "Wenn wir ein Motorenupgrade bringen, das mehr Performance hat, kann das natürlich ein Nachteil sein. Aber momentan scheint das nicht zu passieren. Was wir aktuell auf dem Prüfstand testen, macht nicht den Anschein, dass Lewis dadurch einen Nachteil hätte. Ich sehe das nicht als etwas, das seine Meisterschaft beeinflussen könnte. Die Vorteile überwiegen die Nachteile", glaubt der Österreicher.

Wie entscheidend ein Motorenupgrade sein kann, zeigte sich allerdings in Spa. Für die jüngste Ausbaustufe investierte Mercedes fünf Token, und Wolff erklärt: "Wir hatten ein kleines Upgrade, und das hat dazu beigetragen, dass wir auf Pole standen. Es war nicht groß, aber jedes Zehntel ist wichtig." Sollte auch ein weiteres Upgrade wieder einige Zehntel bringen, würden Hamilton diese im Titelkampf fehlen.


Fotostrecke: GP Belgien, Highlights 2016

Übrigens: Auch 2015 gab es bei Mercedes gegen Saisonende einen kleinen Unterschied bei den Motoren. Damals war Nico Rosberg der Leidtragende, der materialschonend fahren musste, nachdem er in Monza einen Motorschaden erlitt. Geschadet hat es dem Deutschen übrigens nicht: Rosberg konnte die letzten drei Saisonrennen allesamt gewinnen, obwohl er seinen Motor nicht mehr bis ans Limit pushen konnte.

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