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  • 06.08.2016 11:14

  • von Daniel Halder

Toto Wolff: Barcelona ein gutes Wochenende für die Formel 1

Der Mercedes-Boss kann dem Spanien-Crash von Lewis Hamilton und Nico Rosberg inzwischen sogar Positives abgewinnen - Wiederholung dennoch streng verboten

(Motorsport-Total.com) - Selbst im wohlverdienten Urlaub dürfte Toto Wolff noch Magenschmerzen bekommen, wenn er an die Silberpfeil-Unfälle seiner Piloten in der ersten Hälfte der Formel-1-Saison 2016 denkt. Gleich dreimal fuhren sich die Teamkollegen Lewis Hamilton und Nico Rosberg gegenseitig ins Auto: Unrühmlicher Auftakt war beim Großen Preis in Spanien in Barcelona, anschließend kam es in Montreal beim Kanada-Rennen zu einem Kontakt, ehe es noch in der letzten Runde von Spielberg auf dem österreichischen Red-Bull-Ring krachte.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Eng geht es in dieser Saison im Silberpfeil-Duell zu - manchmal auch zu eng Zoom

Am spektakulärsten war sicherlich der erste Crash in Barcelona, der beide Mercedes-Fahrer aus dem Rennen beförderte und den Weg frei für Überraschungssieger Max Verstappen machte. Hamilton hatte auf dem Circuit de Catalunya den Start von der Pole-Position verloren, Rosberg zog vorbei, wählte aber eine falsche Motoreinstellung, die Hamilton ein ungestümes Überholmanöver ermöglichte. Rosberg warf die Tür zu, der Brite kam aufs Gras, verlor die Kontrolle und riss seinen Teamgefährten in der ersten Runde des Rennens mit ins Aus.

Anschließend war beim Weltmeisterteam Krisensitzung angesagt - Teamchef Toto Wolff, Aufsichtsratsboss Niki Lauda und der Technische Direktor Paddy Lowe nahmen ihre Piloten ins Gebet. Mit etwas Abstand kommt Wolff nun zu einem überraschenden Urteil über die Geschehnisse von Barcelona. Der Österreicher ist der Ansicht, dass der Vorfall der Formel 1 geholfen habe, wenn auch auf Kosten seines Teams: "Wenn man unsere Schmerzen mal beiseitelässt, war es ein gutes Wochenende für die Formel 1. Es war der Totalausfall von beiden Mercedes, der den Boden für den Superstar der nächsten Generation bereitete: Max Verstappen", so Wolff im Gespräch mit 'formula1.com'.

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone sieht es ähnlich und jubelte nach den wiederholten Silber-Crashs: "Sie sind am populärsten, wenn sie zusammenfahren." Der 85-Jährige glaubt, dass der Marke Mercedes spektakuläre Vorfälle wie in Barcelona oder Spielberg mehr Aufmerksamkeit bringen würden, als permanente Doppelsiege der Piloten. Wolff lacht: "Ich bin mir sicher, er hat schöne Erinnerungen an Barcelona" - wird aber gleich darauf wieder zum Geschäftsmann und stellt klar: Weitere teaminterne Unfälle werden nicht mehr akzeptiert.


Fotostrecke: Der Mercedes-Crash in Barcelona

"Wir stehen in der Verantwortung, Resultate abzuliefern. Nur Ergebnisse zählen! Die Weltmeisterschaft gewinnt man, wenn man möglichst viele Punkte holt - nicht indem man Titelseiten mit Crashs füllt", so Wolff. Der 44-Jährige wiederholt seine unmissverständliche Drohung an die Piloten: "Wenn sie sich noch mal in einer Art und Weise berühren, bei der wir einem oder beiden Fahrern die Schuld dafür geben müssen, dann werden wir handeln. Beide wissen das - sie können nicht die Arbeit von 1500 Leuten und den Ruf einer großen Marke aufs Spiel setzen."

"Die Weltmeisterschaft gewinnt man, wenn man möglichst viele Punkte holt - nicht indem man Titelseiten mit Crashs füllt." Toto Wolff

Schon nach dem Spielberg-Unfall hatte es Spekulationen über eine künftige Teamorder beim Weltmeister-Team gegeben. Die Verantwortlichen beließen es bei einer allerletzten Warnung, wollen künftig aber auch vor noch drastischeren Maßnahmen nicht zurückschrecken. Obwohl beide Fahrer langfristige Verträge bis zum Jahr 2018 besitzen, könnte Hamilton oder Rosberg im Wiederholungsfall sogar eine Suspendierung oder Trennung drohen. "Wir haben immer gesagt, dass wir genau abwägen müssen, ob diese Fahrerpaarung auf lange Sicht funktioniert" gibt sich Wolff knallhart.