Toro Rosso fährt rückwärts: "McLaren macht uns Sorgen"

Toro Rosso droht, in der Konstrukteurs-WM hinter McLaren zu rutschen: Wieso der 2015er-Motor für einen Teufelskreis sorgt und die nächsten Rennen hart werden

(Motorsport-Total.com) - Für Toro Rosso wird die Luft immer dünner. Weil der 2015er-Ferrari-Motor nicht weiterentwickelt wird, fällt die kleine Red-Bull-Truppe zurück und liegt in der Konstrukteurs-WM nur noch drei Punkte vor McLaren auf Platz sechs. "McLaren macht uns Sorgen", gibt Carlos Sainz nach Platz 14 in Hockenheim zu. Die Truppe aus Woking hat durch Jenson Button immerhin Platz acht eingefahren. "Ich habe schon nach Ungarn gesagt, dass McLaren nun auf unserem Niveau ist."

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Carlos Sainz

McLaren setzt zum Überholmanöver gegen Toro Rosso an Zoom

Auf Kursen wie Hockenheim, Spa oder Monza, wo es um die aerodynamische Effizienz geht, schätzt der Spanier McLaren-Honda inzwischen sogar stärker als sein Team ein. "Auf Strecken wie Singapur, wo es nur um Abtrieb geht, sind vielleicht wir voran."

Bis dahin muss sich Toro Rosso nun auf einige harte Sonntagnachmittage einstellen. Zumal das Kräfteverhältnis vermutlich auf dem aktuellen Stand bleiben wird. "Es liegt also an uns, an mir als Fahrer, an den Boxenstopps, an der Strategie, am Setup, um den Nachteil wettzumachen", gibt sich Sainz kämpferisch.

Teufelskreis durch schwachen Motor

Weil der Ferrari-Motor zu schwach ist, setzt Toro Rosso auf Strecken wie Hockenheim auf ein Abtriebspaket, das an Montreal oder die Highspeed-Stadtstrecke in Baku erinnert, während die Konkurrenz in der Barcelona-Konfiguration unterwegs ist. Dadurch kommt man auf den Geraden halbwegs mit, in den Kurven fehlt aber der Grip.

Unangenehmer Nebeneffekt: "Das ruiniert die Reifen, außerdem müssen wir am Kurvenausgang pushen, damit wir nicht überholt werden", erklärt Sainz. Außerdem muss Toro Rosso auf manche Updates gänzlich verzichten, weil man dann gar nicht mehr vom Fleck kommen würde. "Wir können nicht Abtrieb aufs Auto packen, weil wir mit Abstand das langsamste Auto auf der Geraden sind", klagt der Sohn der Rallyelegende. "Auf manchen Strecken macht das mehr als eine Sekunde pro Runde aus. Deswegen müssen wir hier einen wirklich flachen Heckflügel einsetzen."


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Sainz von Mercedes-Antriebseinheit beeindruckt

Um diesen Nachteil wettzumachen, ist außerdem Kreativität gefragt. Das kann im Freitagtraining auch ab und zu dazu führen, dass man sich bei der Setupsache verirrt. "Wir müssen am Freitag mehr eperimentieren, um unser Problem zu kompensieren", bestätigt Sainz. Bei den vergangenen Rennen brachte man das Auto trotz der Irrfahrten rechtzeitig zum Qualifying in den Griff, in Deutschland war das nicht der Fall: "Da blieb das Wunder aus."

"Es ist unglaublich, was Mercedes dieses Jahr gelungen ist." Carlos Sainz

Vor allem gegen die Mercedes-Teams Force India und Williams ist laut Sainz mit dem Toro Rosso kein Kraut gewachsen. "Der Ferrari-Motor ist besser als der Renault-Motor des Vorjahres, aber einen Schritt hinter dem aktuellen Renault-Motor. Und drei Schritte hinter Mercedes", beschreibt er das Kräfteverhältnis auf dem Motorensektor. "Es ist unglaublich, was Mercedes dieses Jahr gelungen ist." Das Red-Bull-A-Team ist laut Sainz um 1,5 Sekunden pro Runde besser als Toro Rosso: "Sie sind in allen Kurven schneller und viel besser auf den Geraden."