• 12.07.2016 21:20

  • von Rencken, Nimmervoll & Halder

Toro Rosso: Mit Updates ab Hockenheim an Force India dran?

Das kleine Team aus Faenza investiert noch ins 2016er-Auto und hofft auf den fünften Platz bei den Kostrukteuren - Carlos Sainz: "Wir müssen erwachsener werden"

(Motorsport-Total.com) - Halbzeit im Formel-1-Hammermonat Juli - zwei von vier Rennen sind absolviert, zwei weitere Grands Prix stehen vor der Sommerpause noch an. Für Spannung dürfte auch in Budapest und in Hockenheim gesorgt sein: Vorne ist der Kampf um die Fahrer-Weltmeisterschaft zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton wieder völlig offen, bei den Verfolgern scheint Red Bull Ferrari überflügelt zu haben und auch im Mittelfeld geht es eng zu.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Carlos Sainz wird auch 2017 für Toro Rosso fahren und treibt das Team weiter an Zoom

Ein Team, das sich noch vor der Sommerpause richtig was vorgenommen hat, ist die kleine Toro-Rosso-Truppe aus Italien. Nachdem Carlos Sainz aus den vergangenen beiden Rennen acht Punkte holen konnte, hat man bei Toro Rosso wieder Oberwasser. Mit weiteren Updates spätestens beim Grand Prix von Deutschland am letzten Juli-Wochenende will man sich näher an die Top-Fünf-Teams ran kämpfen und nach Möglichkeit sogar Force India angreifen.

Bei Toro Rosso heißt es daher klotzen statt kleckern: Während viele Formel-1-Teams ihr Hauptaugenmerk bereits auf die Entwicklung der neuen 2017er-Boliden gerichtet haben, fährt man in Faenza zweigleisig. Anders als etwa der direkte Konkurrent Force India will das kleine Red-Bull-Schwesterteam noch Updates für das diesjährige Auto vorantreiben. Trotz 32 Punkten Rückstand in der Mannschaftswertung hofft man bei Toro Rosso darauf, das Team von Vijay Mallya in der restlichen Saison noch einzuholen.

Langsamer Ungarn-Kurs: Schon Budapest als Chance für Toro Rosso

"Sie haben seit ihrem großen Upgrade in Barcelona definitiv ein besseres Paket als wir. Aber in Hockenheim wollen wir einen Sprung machen - und ab dann die drei, vier Zehntel, die uns Force India voraushat, abknabbern", zeigt sich Sainz angriffslustig. Der Spanier sieht sich in Schlagdistanz zu zumindest einem der Force-India-Piloten. "Sergio Perez fährt sehr konstant und holt immer gute Ergebnisse. Aber von Nico Hülkenberg war ich schon die vergangenen Rennen nie weit weg", so der WM-Zwölftplatzierte.

Losgehen soll die Aufholjagd am besten schon beim kommenden Grand Prix in Ungarn, der den Roten Stieren liegen sollte. "Ungarn ist eine langsamere Strecke. Wir sollten da nicht so schlecht sein", weiß auch Teamkollege Daniil Kwjat, dem in Silverstone am vergangenen Wochenende endlich wieder ein Punktgewinn für Toro Rosso gelang. Tatsächlich dürfte die geringere Antriebspower des mit Vorjahres-Ferrari-Motoren ausgestatteten STR11 in Budapest kaum ins Gewicht fallen.


Test in Silverstone

Doch um endgültig näher an die Topteams ranzukommen und die unmittelbare Konkurrenz einzuholen, bedarf es schon noch mehr, wie auch Sainz weiß: "Wir müssen noch erwachsener werden", fordert er von seiner Mannschaft. "Schaut euch Teams wie McLaren oder Force India an: Sie sind sehr routiniert, machen an einem Rennwochenende kaum Fehler. Wir arbeiten wie verrückt und fokussieren uns auf jedes noch so kleine Detail. Aber der Schlüssel zu mehr Erfolg ist, Fehler an der Rennstrecke zu vermeiden", meint der 21-Jährige.

Sainz: Bessere Strategie und schnellere Stopps als Schlüssel

Konkret nennt er zwei Baustellen, auf denen sich Toro Rosso noch in den kommenden Rennen verbessern müsse: "Wir müssen an der Strecke die richtigen Entscheidungen treffen", spielt er auf Strategiepannen an, die seinem Team in dieser Saison mehrfach unterliefen. Als Beispiel führt er Force-India-Pilot Perez an, der in Silverstone einmal mehr zur richtigen Zeit zum Wechsel von Regenreifen auf Intermediates kam und so viele Positionen gewann. "Außerdem können wir bei den Boxenstopps noch schneller werden, zum Beispiel im Vergleich zu Williams", sagt der Spanier, der sein Team in die richtige Richtung pushen will.

Wenn man bedenke, dass sein STR11 aber über deutlich weniger Antriebsleistung als beispielsweise der mit Mercedes-Power ausgestattete Force-India-Renner verfüge, sei er mit der Entwicklung insgesamt zufrieden, so Sainz. Für die Saison 2017 traue er Toro Rosso endgültig den Sprung in die Top-5 zu. "Ich kann nicht alle Zutaten nennen, die man braucht, um verbindlich in den Top-5 zu sein. Dazu bin ich nicht lange genug in der Formel 1. Aber ich spüre, wir kommen jedes Jahr näher. In den ersten fünf Rennen dieser Saison hatte ich das Gefühl, dass wir das viertschnellste Auto im Feld haben."

Weil sich die Konkurrenz aber besser entwickelt habe und Toro Rosso Fehler bei den Rennen unterliefen, zog etwa Force India vorbei. Aus diesen Erfahrungen müsse man lernen - "dann können wir im kommenden Jahr eine der großen Überraschungen werden", so Sainz, der auf die Chancen verweist, die das neue technische Reglement den Ingenieuren und Designern für die Saison 2017 bietet.

Bleibt James Key bei Toro Rosso?

Sainz vertraut dabei vor allem auf zwei Eckpfeiler: Zum einen soll die künftig noch engere Zusammenarbeit mit dem großen Schwesterteam Red Bull Erfolg bringen. Wie berichtet, setzt auch Toro Rosso wie Red Bull kommende Saison wieder auf Renault-Antriebe. "Es kann nur gut sein, wenn wir uns enger mit Red Bull austauschen. Sie haben traditionell eines der besten Chassis in der Formel 1 und verfügen über jede Menge Erfahrung", lobt der Sohn von Rallye-Legende Carlos Sainz sen.

Die andere Stütze des künftigen Toro-Rosso-Erfolgs soll Chefdesigner James Key sein. Um den Engländer hatte es zuletzt vermehrt Wechselgerüchte gegeben - speziell Ferrari soll an seinen Diensten interessiert sein. "Es würde mir Sorgen machen, wenn er gehen würde", gibt Sainz zu. "Er ist ein wichtiger Faktor bei uns und hat das Auto stetig verbessert. Er hat schon gezeigt, dass er mit Regeländerungen umgehen kann und ein tolles Auto entwerfen kann. Außerdem mag ich ihn als Typ", streut der Spanier seinem Chefdesigner Rosen. Key hatte einen Wechsel zuletzt stets dementiert.