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Silber dominiert: Wen muss Mercedes 2016 noch fürchten?

Ferrari strauchelt und Red Bull scheint noch nicht stark genug zu sein, um Mercedes dauerhaft zu gefährden - Ist der Titelkampf 2016 jetzt schon entschieden?

(Motorsport-Total.com) - Obwohl bei Mercedes in dieser Saison bei weitem nicht alles glatt lief, haben sich die Silberpfeile in der Weltmeisterschaft trotzdem schon wieder klar abgesetzt. Nach den ersten zehn Saisonrennen beträgt der Vorsprung auf Ferrari 131 Punkte, Red Bull ist sogar schon 137 Zähler weg. Auch in der Fahrerwertung haben Nico Rosberg (168 Punkte) und Lewis Hamilton (167) die Verfolger um Kimi Räikkönen (106) und Daniel Ricciardo (100) bereits relativ komfortabel distanziert (zu den WM-Ständen).

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Machen Lewis Hamilton und Nico Rosberg den Titel wieder unter sich aus? Zoom

Daher stellt sich nun die Frage: Hat Mercedes die beiden WM-Titel 2016 bereits nach der Hälfte der Saison im Sack? "Ich wünschte, wir hätten diese 80 Punkte mehr, die wir verloren und den Gegnern geschenkt haben", gibt sich Teamchef Toto Wolff zurückhaltend. Er spielt auf die Zähler an, die Mercedes durch die Berührungen von Rosberg und Hamilton in diesem Jahr verloren hat.

Trotzdem führt Mercedes die WM schon wieder so klar an, dass man sich allmählich Gedanken darüber macht, die Entwicklung mehr und mehr auf das komplett neue Auto für die Saison 2017 zu verlagern. "Wir überprüfen in jeder Woche, wie viele Ressourcen wir in jeder Abteilung auf 2017 verlagern - und sind ist bereits eine ganze Menge", verrät Wolff nach dem Rennen in Silverstone.

Wer entwickelt das Auto noch weiter?

"Es ist eine schwierige Entscheidung, denn es gibt eventuell Teams, die die Entwicklung für 2016 bereits sehr früh eingestellt haben - vielleicht schon im Januar oder Februar. Das ist ein Vorteil, denn die Lernkurve ist zu Beginn sehr steil. Wenn einem nur zwei, drei oder vier Wochen fehlen, dann kann das am Ende schon einen Unterschied machen", erklärt der Österreicher.

Große Sorgen, dass man die WM in diesem Jahr noch verlieren könnte, machen sich die beiden Piloten anscheinend ohnehin nicht. "Wir sind noch immer vorne", weiß Rosberg und erklärt im Hinblick auf Red Bull: "Zuletzt waren sie unsere engsten Verfolger. Manchmal ist es Ferrari, und manchmal ist es Red Bull. Das hilft uns definitiv. Es ist aber gut, gegen sie zu kämpfen."


Fotostrecke: GP Großbritannien, Highlights 2016

Während Ferrari in Silverstone überhaupt nicht in Fahrt kam, musste Rosberg gegen Max Verstappen lange um Rang zwei kämpfen. "Der Kampf mit Max war toll. Wir müssen sie im Auge behalten. Jetzt wird es interessant sein, wie viel Entwicklung noch betrieben wird, denn die wird sich jetzt mehr und mehr auf das nächste Jahr verlagern. Das wird in den kommenden Rennen der Schlüssel sein", weiß auch der Deutsche.

"Es gibt eventuell Teams, die die Entwicklung für 2016 bereits sehr früh eingestellt haben." Toto Wolff

Silverstone kein realistisches Bild

"Wir wussten, dass sie schnell sein würden", erklärt Hamilton im Hinblick auf die Bullen, beruhigt alle Mercedes-Fans allerdings und erklärt: "Heute hatte ich in Sachen Pace von keinem der Jungs hinter mir Druck. Ich musste nicht mehr machen. Ich hatte bereits sechs Sekunden Vorsprung, mehr war nicht nötig." Dementsprechend sollte der knappe Rückstand von Verstappen im Ziel (8,250 Sekunden) nicht überbewertet werden.

In Wahrheit könnte Red Bull noch immer deutlich weiter weg sein. "Ich weiß nicht, ob es wirklich eine halbe Sekunde (pro Runde; Anm. d. Red.) war, aber wir hatten definitiv eine bessere Pace als sie", gibt sich Hamilton optimistisch. Er versichert, dass er zu jedem Zeitpunkt im Rennen nachlegen konnte, wenn es nötig war. Trotzdem erklärt er im Hinblick auf Verstappen: "Er hat gezeigt, dass man mit ihm rechnen muss."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Großbritannien


Niki Lauda traut dem Braten allerdings noch nicht so ganz und erklärt bei 'RTL' im Hinblick auf das kommende Rennen in Ungarn: "Da bin ich gespannt. Dort ist alles anders. Unglaublich schwieriger Grand Prix zu gewinnen, da sind andere Autos schnell, wie zum Beispiel die Red Bull, weil es ein langsamer Kurs ist, viele Kurven. Das wird wieder interessant."

"Wir hatten definitiv eine bessere Pace als Red Bull." Lewis Hamilton

Rosberg im WM-Kampf im Vorteil?

Gleichzeitig hofft Lauda allerdings auch, dass Hamilton und Rosberg die WM am Ende des Jahres wieder einmal unter sich ausmachen werden. "Jetzt wird es richtig eng. Jetzt gehen wir in die zweite Halbzeit, bin gespannt, was da noch kommt", sagt der Österreicher, der nicht davon ausgeht, dass sich die beiden noch einmal zu nahe kommen werden. "Die haben wir jetzt im Griff. Wie man gesehen hat, ist heute nichts passiert", erklärt er.

Sollte es tatsächlich erneut zu einem internen Mercedes-Duell kommen, könnte Rosberg einen entscheidenden Vorteil haben, denn Hamilton droht noch mindestens eine Motorenstrafe. Der Weltmeister befindet sich bereits am Limit. "Es sieht so aus, dass wir eine Strafe bekommen werden, aber wir wissen es nicht. Wir müssen die beiden nächsten Rennen abwarten und uns dann in der Sommerpause - oder danach - entscheiden", so Wolff.


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Gar keine Rolle im Titelkampf scheint währenddessen Ferrari zu spielen. Während Red Bull zuletzt zumindest ansatzweise den Mercedes-Verfolger spielte, steckt die Scuderia in einer Krise. "Sieht aus, als wären sie die größten Konkurrenten zurzeit", erklärt Wolff daher im Hinblick auf die Bullen. Trotzdem möchte er Ferrari noch nicht abschreiben. Möglicherweise wird die Scuderia ihren Fokus angesichts des Rückstandes aber bald ebenfalls bereits komplett auf 2017 verlagern.