Red Bull in Reihe zwei: Angriff auf Mercedes geplant

Red Bull startet in Hockenheim aus der zweiten Startreihe - Werden Ricciardo und Verstappen mit der Rennstrategie pokern und Mercedes unter Druck setzen können?

(Motorsport-Total.com) - Red Bull untermauerte im Qualifying zum Grand Prix von Deutschland die Verfolgerposition hinter Mercedes. Daniel Ricciardo und Max Verstappen qualifizierten sich für die Startplatz drei und vier in der zweiten Startreihe. Ricciardo war um eine Zehntelsekunde schneller als der junge Niederländer. "Beide Jungs haben eine sehr gute Leistung gezeigt", lobt Teamchef Christian Horner und nennt einen entscheidenden Aspekt: "Wir sind überrascht, dass wir deutlich näher an Mercedes dran sind."

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

So wie in Ungarn steht Daniel Ricciardo auf dem dritten Startplatz Zoom

Im Qualifying fehlten Ricciardo "nur" 0,363 Sekunden auf die Pole-Zeit von Nico Rosberg. Das kam überraschend, denn Mercedes kann im Qualifying mehr Motorleistung freigeben, wodurch die Abstände größer sind. "Wir haben vor diesem Kurs Angst gehabt und vor allem damit gerechnet, dass Ferrari stärker sein wird", kommentiert Helmut Marko das Qualifying. "Kurioserweise ist der Abstand zu Mercedes geringer als es in Budapest der Fall war. Beide Fahrer haben im letzten Versuch Fehler gemacht. Wir hätten vielleicht ein Zehntel näher dran sein können, aber Mercedes nicht gefährden können."

Ricciardo und Verstappen griffen in Q3 volles Rohr an, um vor allem vor Ferrari zu bleiben. Der Australier bestätigt, dass er attackiert hat: "Meine erste Runde in Q3 war sehr gut und ich wusste, dass im zweiten Versuch nicht mehr viel mehr gehen würde. Dann sind mir auch kleine Fehler passiert. Mit einer perfekten Runde wäre vielleicht noch ein Zehntel drinnen gewesen. Das wäre für die Pole aber nicht genug gewesen."

Auch Verstappen unterlief in seinem letzten Angriff ein kleiner Schnitzer: "Das ganze Qualifying war für mich gut, weil ich zum ersten Mal hier bin. Es ist positiv, dass mein Rückstand so gering ist. In Q3 bin ich im letzten Sektor etwas zu weit hinausgerutscht und habe einige Zehntel verloren. Aber es ist, wie es ist. Wichtig ist, dass wir beide vor Ferrari stehen, denn sie sind unser Hauptgegner", betont der 18-Jährige.

Nico Rosberg, Daniel Ricciardo, Lewis Hamilton

Kann Daniel Ricciardo im Grand Prix die beiden Silberpfeile unter Druck setzen? Zoom

Red Bull befindet sich damit wieder im Sandwich zwischen Mercedes und Ferrari. Es stellt sich die Frage, ob man sich einerseits nach vorne orientieren und die Silberpfeile angreifen kann, oder ob man die Strategie nach hinten auf Ferrari ausrichtet. Für Marko gibt es nur den Angriff: "Wenn es von der Temperatur gleich bleibt, wie es in den Trainings war, und unser Reifen im richtigen Fenster ist, dann kann es gelingen. Mercedes kann nicht mit dieser Power, mit der sie ein paar Runden fahren, die komplette Renndistanz fahren."

Red Bull könnte eine andere Strategie versuchen

Deshalb lautet Markos Motto Attacke: "Wir werden versuchen so viel Druck wie möglich zu machen." Am Freitag beeindruckte Red Bull und war beim Longrun auf Augenhöhe mit Mercedes. Die relativ langsamen Aufwärmrunden mit Supersoft-Reifen im Qualifying waren ein interessantes Indiz für die Abstimmung. Mit dem Setup bringt Red Bull offenbar viel Temperatur in die Reifen hinein. Das ist ein Zeichen dafür, dass man im Rennen lange mit den Soft-Reifen fahren will.

Horner deutet an, dass man mit der Reifenstrategie etwas probieren will: "Wenn ich an unsere Longruns vom Freitag denke, dann sieht es ermutigend aus. Vielleicht haben wir eine etwas andere Reifenstrategie. Ferrari scheint Supersoft, Soft, Soft zu fahren. Wir haben eine andere Möglichkeit. Mercedes hat den Luxus, sich ihre Strategie aussuchen zu können. Im ersten Stint geht es vor allem um die Position auf der Strecke. Die zweiten Stints sind entscheidend. Eine zusätzliche Runde wird für uns morgen nicht entscheidend sein."

Helmut Marko

Helmut Marko ist zuversichtlich, dass Red Bull im Rennen stärker als in Ungarn ist Zoom

Viel wird am Sonntag vom Wetter und den Temperaturen abhängen. Das wird der entscheidende Faktor sein, ob Red Bull Merceded jagen wird können: "Wir werden es morgen sehen", dämpft Ricciardo die Erwartungen. "Es wäre schön, wenn wir sie im Rennen unter Druck setzen können. Die Rennstrecke ändert sich von Tag zu Tag, die Temperaturen können auch anders sein. Wir haben bei den Reifen unterschiedliche Optionen. Die ersten Autos könnten eine unterschiedliche Strategie wählen."

Mercedes ist gewarnt - Red Bull im Regen Favorit?

Mercedes hat Red Bull auf jeden Fall auf der Rechnung, denn anhand der Freitagszeiten haben die Silberpfeile keinen eklatanten Vorsprung. "Ja, die waren schon schnell gestern", muss Mercedes-Teamchef Toto Wolff einräumen. "Aber es ist natürlich viel bluffen am Freitag. Man sieht da nicht richtig die Pace. Wir sind zumindest gleichwertig, vielleicht haben wir ein bisschen die Nase vorn, wenn morgen alles gut geht. Es ist ein mechanischer Sport, in der Formel 1 ist alles möglich."

Und wäre Red Bull im Falle eines Regenrennens in der Favoritenrolle? "Es soll während der Rennzeit zwei Gewitter geben", hält Marko diese Möglichkeit für nicht ausgeschlossen. "Aber warten wir ab, ob es wirklich so ist. Entscheidend ist, dass wir auch im Trockenen konkurrenzfähig sein können."

Max Verstappen, Kimi Räikkönen

Auch Ferrari lauert nicht weit hinter Red Bull auf eine Chance Zoom

"Natürlich wäre uns Regen lieber, weil dann sind wir eindeutig besser dran", weiß Marko um die Chance bei wechselhaftem Wetter. "Sollten die Temperaturen ähnlich sein wie heute, glaube ich, dass wir entgegen den Erwartungen hier mehr Druck ausüben können, als es in Ungarn der Fall war." Horner glaubt dagegen nicht, dass Mercedes der Gegner sein wird: "Unser Rennen wird morgen hauptsächlich gegen Ferrari sein."