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  • 22.07.2016 13:40

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

"Ist doch alles sinnlos": Vettel rügt "Track-Limit"-Überwachung

Der Ferrari-Star hat kein Verständnis dafür, dass moderne Rennbahnen es belohnen, die Strecke zu verlassen - Lewis Hamilton begrüßt die elektronische Kontrolle

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Piloten üben Kritik an baulichen Änderungen am Hungaroring, die es beim Ungarn-Grand-Prix am Wochenende nötig machen, die Einhaltung der Streckenbegrenzung elektronisch zu überwachen. Nicht nur Sebastian Vettel befürchtet, dass mit der Einführung der neuen Technik die Diskussion über die sogenannten "Track-Limits" nicht beendet ist. "Da wurde eine Menge Geld reingesteckt", schüttelt der Ferrari-Star den Kopf. Doch das Resultat schmeckt ihm so gar nicht.

Vettel befürchtet, dass sich Schummeln weiter lohnt, wenn asphaltierte Auslaufzonen die Piloten nicht automatisch für Fehler bestrafen - wie es früher Kiesbetten und Rasenflächen getan haben. "Das Ergebnis ist, dass es schneller ist, wenn man die Strecke verlässt, als wenn man auf der Bahn bleibt", ärgert sich der Heppenheimer über neue Randsteine, die sich mit einem Formel-1-Boliden locker überfahren lassen, ohne Zeitverlust oder eine kaputte Radaufhängung in Kauf zu nehmen.

Es geht um die Kurven Nummer 4, 6, 7 und 11. Die alten, länglichen Randsteine wurden teilweise durch flache Stahlabweiser ähnlich denen in Abu Dhabi ersetzt, teilweise wurden auch doppelte Kerbs auf den Außenseiten installiert. Jedoch wurde an diesen Stellen das Niveau der asphaltieren Auslaufzonen erhöht, was sie als Barriere wirkungslos macht. "Das Ziel muss es aber sein, Kurse zu bauen, die so konstruiert sind, dass wir auf der Bahn bleiben", beschwert sich Sebastian Vettel.

Ähnlich sieht die Sache Lewis Hamilton: "Es ist generell immer von Vorteil, wenn man die weiße Linie überfährt", sagt der Mercedes-Pilot - ein bekennender Fan von Stadtkursen, bei denen die Mauern direkt an der Fahrbahn stehen. Solche "natürlichen" Strafen für das Missen der Linie wünscht er sich auch in Ungarn, wo früher an vielen Stellen Kunstrasen gelegt war. "Schade, dass wir so ein System überhaupt benutzen müssen", bedauert Hamilton die neuen Kontaktschleifen.


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Budapest

Mit der Idee, die "Track-Limits" elektronisch zu kontrollieren, ist er aber einverstanden. "Es ist ein guter Schritt nach vorne", lobt Hamilton. "Hoffentlich wird es einfacher, es zu kontrollieren und man muss nicht mehr anhand der Wiederholung der Fernsehbilder entscheiden, ob jemand gerade drin oder gerade draußen war." Vettel findet, dass sich die Formel 1 selbst ad absurdum führe, wenn sie nicht auf abschreckende Randsteine, Kiesbetten oder Mauern setzt: "Und es nicht erlauben, um dann Sensoren einzubauen. Wenn man darüber nachdenkt, ist das doch alles sinnlos."

Beim Österreich-Grand-Prix auf dem Red-Bull-Ring hatten aggressive Randsteine - die schnell auf den Namen "Baguette-Randsteine" getauft wurden - für zahlreiche Aufhängungsschäden gesorgt und die Teams verärgert. Die Piloten hielten sie aber erfolgreich davon ab, sich durch das Aufweichen in die Auslaufzonen Vorteile zu verschaffen. Als solche Abweiser zuletzt beim Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone fehlten, kam es im Qualifying zu vielen Zeitstreichungen und Diskussionen.