• 22.07.2016 16:56

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Brasilien: Promoter trotz Ecclestone-Drohungen unbesorgt

Tamas Rohonyi sieht die Formel 1 in Brasilien bis mindestens 2020 gesichert, auch weil Bernie Ecclestone mit dem Land verbunden ist - Rio nicht finanzkräftig genug

(Motorsport-Total.com) - Trotz der anhaltenden Gerüchten um eine Abwanderung der Formel 1 aus Brasilien zeigen sich die Verantwortlichen des Autodromo Carlos Pace zuversichtlich, das Rennen langfristig im Lande und in Sao Paulo zu halten. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erklärt Promoter Tamas Rohonyi, dass er sich um die Zukunft keine Sorgen machen würde. "Wie Herr Ecclestone immer richtig sagt: Wir machen, was im Vertrag steht. Es ist festgehalten, dass bis 2020 gefahren wird", so Rohonyi.

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Er stellt sich darauf ein, dass ein neuer Kontrakt frühestens in zwei Jahren ausgehandelt wird, wenn Stadt, Regionalregierung und die nationale Regierung an einem Strang ziehen würden. "Das tun sie absolut", versichert Rohonyi. Denn das Rennen sei wirtschaftlich zu wichtig, wenn es in den zwei Wochen rund um den Renntermin für Einnahmen von 145 Millionen Euro sorge. Dass sich Rivale Rio de Janeiro diesen dicken Fisch angeln würde, hält Rohonyi indes für unwahrscheinlich.

Der gebürtige Ungar vermarktete von 1978 bis 1989 schon das Rennen in Jacarepagua unweit der Zuckerhut-Metropole und spricht von einem schwierigen Pflaster. "Das Einkommensniveau ist viel niedriger als in Sao Paulo, das das Wirtschaftszentrum des Landes ist", meint Rohonyi und sieht auch durch die laufenden Bauarbeiten am Autodromo Carlos Pace keine Gefahr. "Ein über 50 Jahre alter Kurs wie Interlagos wird ständig modernisiert", winkt er ab, wenn es um die Skeptiker geht.

Vielmehr stellt er die Fortschritte, darunter eine neue Asphaltdecke und eine neue Boxenanlage, in den Vordergrund: "In den vergangenen Jahren ist verdammt viel geschehen und ich glaube, dass wir eine der besten und spannendsten Rennstrecken weltweit haben - darüber habe ich mit einigen Teammanagern gesprochen." Tamas Rohonyi sieht die Bahn in einer Reihe mit Silverstone und Spa-Francorchamps und glaubt nicht, dass sie als Zuschauerattraktion zuletzt an Wert verloren hätte.

"Es geht mal um zehn Prozent rauf und mal um zehn Prozent runter", kommentiert er die Formel-1-Zuschauerzahlen und verweist darauf, dass Brasilien schon lange keine eigenen Weltmeister mehr erlebte. "Die Rennen sehen sich zwei Gruppen von Leuten an: Die Bleifüße, die Benzin reichen wollen, und diejenigen, die einen Lokalmatadoren erleben wollen. Der letzte war Ayrton Senna", so Rohonyi mit Verweis darauf, dass die zweite Gruppe zu Hause bleiben könnte.


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Offene Drohungen Bernie Ecclestones mit einer Abwanderung, etwa in das ungeliebte Argentinien, verweist Rohonyi in das Reich der Fabeln: "Ich habe mit ihm nicht gesprochen, seit er sich so geäußert hat. Aber er ist mit Brasilien sehr verbunden. Seine Frau ist Brasilianerin und er besitzt einen Bauernhof im Land. Er scheint besorgt bezüglich der allgemeinen Situation. Er kommt seit 40 Jahren, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich bin mir sicher, dass er noch 40 Jahre kommen will."