Renault: Grands Prix sind auch wichtige Testsessions

Renault nutzt die Grands Prix auch als Tests, um Fortschritte zu schaffen - Obwohl das Werksteam weit zurückliegt, wird die aktuelle Saison noch nicht abgeschrieben

(Motorsport-Total.com) - Für Renault ist die Formel-1-Saison 2016 ein Übergangsjahr und der erste Schritt auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Erst einmal in acht Rennen gelang der Sprung in die Punkteränge. Da große Erfolge aus eigener Kraft derzeit nicht in Reichweite sind und es im nächsten Jahr ein neues Reglement gibt, nutzt Renault auch die Grands Prix als Test. Da Kevin Magnussen zuletzt in Baku wegen eines Getriebewechsels zurückversetzt wurde und schlussendlich aus der Boxengasse startete, experimentierte man mit der Abstimmung.

Titel-Bild zur News: Kevin Magnussen

Seit diesem Jahr ist Renault wieder mit einem Werksteam in der Formel 1 Zoom

Nach dem dritten Freien Training wurde eine neue Variante ausprobiert. "Wir gingen mit dem Auto einen Weg, den wir noch nie zuvor beschritten haben", sagt Magnussen und fügt hinzu: "Es war nicht gut, aber es war richtig, etwas anderes auszuprobieren. Wir dachten nicht, dass es besser sein würde, aber wir wollten lernen. Wir sind in einer Position, wo wir lernen müssen. Momentan testen wir." Dem R.S.16 fehlt es einerseits an Abtrieb, aber auch das Handling ist für die Fahrer schwierig.

Ein Problem ist die Balance beim Räubern über die Randsteine. Das war auch schon in Monte Carlo und Montreal eine Schwachstelle. "Das ist eines unserer größten Probleme und wir konnten es bisher nicht lösen", seufzt Magnussen. "Es fühlte sich zu steif an und hörte nicht auf zu springen, nachdem man über die Kerbs gefahren ist." Durch die Änderungen beim Setup wurde es in Baku über die Randsteine besser, aber die sonstige Balance des Autos wurde schlechter. "Zumindest wissen wir, wie wir das Problem mit den Randsteinen lösen können."

Nächstes Motorupdate in Suzuka

Zumindest beim Hybridantrieb gelingen Renault Fortschritte, wie das jüngste Update in Monaco beziehungsweise Montreal gezeigt hat. Das nächste Update bei der Power Unit ist für den Herbst in Suzuka geplant. Um mit dem kompletten Paket an die Stärke von vor zehn Jahren anzuschließen, ist es aber noch ein langer Weg. "Es ist schwierig, vielleicht schwieriger als die Verantwortlichen gedacht haben", meint Alain Prost. Der vierfache Weltmeister fuhr zwischen 1981 und 1983 für Renault und holte 1993 mit einem Renault-Motor den Titel.

Der Franzose bewertet das aktuelle Werksteam folgendermaßen: "Ich habe auch eine etwas bessere Performance erwartet, aber nicht viel besser. Das, was man derzeit sieht, ist nicht das Problem. Das Problem ist eher, wie man ein Verständnis dafür gewinnen will, warum es derzeit nicht läuft. Man muss versuchen, die Leute bis zum Jahresende zu motivieren, damit sie das bestmögliche Auto für 2017 bauen. Wäre das Auto vier oder fünf Zehntel schneller als derzeit, dann würde das keinen großen Unterschied machen."


Fotostrecke: Renault-Meilensteine in der Formel 1

"Es ist nicht sehr schön, aber bei einem langfristigen Programm muss man das akzeptieren", so Prost. "Ich habe mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun, also kann ich nicht sagen, ob sie alles verstehen. Ich weiß nicht, welche Ziele sie für die nächsten zwei, drei Rennen haben. Man muss aber irgendwann eine Entscheidung treffen, ob man das 2016er-Auto weiterentwickelt oder ob man sich gleich auf 2017 konzentriert. Das nicht einfach, wenn man so weit hinten ist."

Jolyon Palmer macht sich Hoffnungen

Schwierig ist die Situation auch für Jolyon Palmer. Als Rookie muss er sich in Szene setzen, um eine langfristige Zukunft in der Formel 1 zu haben. "Ich kann immer noch beeindrucken, denn ich fahre gegen einen Teamkollegen, der schon auf dem Podium war", macht sich der GP2-Meister von 2014 Mut. "Er hat ein Jahr Erfahrung in der Formel 1. Also muss ich gegen Kevin zeigen, was ich kann."

Während Magnussen die bisher einzigen sechs WM-Punkte für Renault sammelte, wartet Palmer noch auf seinen ersten Zähler. Teamintern erhält Palmer Rückendeckung: "Er sammelt immer mehr Selbstvertrauen", lobt Technikdirektor Nick Chester. "Er arbeitet hart und versteht das Auto immer besser. Wir sehen bei Jolyon Fortschritte. Er wird auch beim Reifenmanagement immer besser, er kommt voran."

Jolyon Palmer

Noch wartet Rookie Jolyon Palmer auf seinen ersten WM-Punkt Zoom

Auch wenn Renault regelmäßig darum kämpft, im Qualifying ins Q2 zu kommen, zählen am Ende des Tages die Ergebnisse. Da noch 13 Grands Prix zu fahren sind, will Palmer den Kopf nicht in den Sand stecken: "Wir schreiben das Jahr noch nicht ab, weil die Jungs hart mit diesem Auto arbeiten", unterstreicht Palmer. "Ein wenig Fokus liegt schon auf dem nächsten Jahr, aber es wird auch noch in dieser Saison neue Dinge geben. Es gibt noch Möglichkeiten, obwohl wir derzeit weit hinten liegen."