• 01.06.2016 16:01

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Kampf ums Geld: Force India will Williams knacken

Während Williams mehr Geld ranschaffen und kein Outsourcing-Konzept verfolgen will, ist man sich bei Force India sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben

(Motorsport-Total.com) - Die Plätze eins bis drei in der Konstrukteurs-WM der Formel-1-Saison 2016 scheinen bezogen, doch dahinter tobt ein Kampf: Williams mit (66 Punkte), Force India (37) und Toro Rosso (30) beanspruchen allesamt die Rolle als "Best of the Rest" für sich - auch McLaren könnte noch ein Wort mitsprechen, wenn es dem Team gelingt, Schwächen des Honda-Antriebs zu kompensieren. Die Verantwortlichen in Grove und in Silverstone zeigen sich zuversichtlich, den Fight für sich zu entscheiden.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Nico Hülkenberg

Williams und Force India behaken sich um den fünften Platz in der Gesamtwertung Zoom

Dafür will Williams Klinken putzen gehen. Kleingeld sei das ärgste Problem des privaten Teams, erklärt Co-Teamchefin Claire Williams gegenüber 'Motorsport-Total.com' und kokettiert sogar mit höheren Zielen: "Wenn man nicht gewinnt, gibt es etwas zu tun", so die Britin. "Bei uns sind die finanziellen Mittel die Hauptsorge." Ihrer Crew mangele es nicht am nötigen Fachwissen, sondern an Quantität. "Wir brauchen eher mehr Leute. Es geht darum, Talente zu finden, die unsere Talente entlasten."

So sollen Patzer bei der Boxenstrategie, wie sie in der Vergangenheit immer wieder zu verzeichnen waren, nicht wieder vorkommen. "Wir zeigen auf niemanden mit dem Finger. Mit dem, was sie zur Verfügung haben, haben sie wirklich tolle Arbeit geleistet", nimmt Williams den von Kritik nicht verschont gebliebenen Chefingenieur Rob Smedley und Technikchef-Urgestein Pat Symonds in Schutz.

Force Indias Co-Teamchef Robert Fernley nimmt den anderen Mercedes-Kunden ins Visier: "Es wird nicht einfach für uns, Williams zu überholen, aber es muss unser Ziel sein. Das war es von Anfang an." Nach dem Podium des Sergio Perez in Monaco ist Fernley mehr denn je überzeugt, nur aufgrund von Renn- und Technikpech in Rückstand geraten zu sein. "Das Auto ist gut - und das war es die gesamte Saison über. Es ist unser Minimalziel, wieder Fünfter der Konstrukteurs-Wertung werden."

Die größte Gefahr? "Toro Rosso", sagt Fernley. Trumpf im Kampf gegen die Red-Bull-Juniortruppe soll ein Outsourcing-Konzept sein. Force India produziert viele Teile für das Auto nicht unter dem eigenen Dach und spart sich so Mitarbeiter. Derzeit sind es 370. Williams, das 525 Angestellte beschäftigt, will den Weg nicht einschlagen. Zwar gibt es Verträge mit Subunternehmern, aber: "Das ist viel teurer als es selbst zu machen", moniert Claire Williams, "diese Firmen mögen toll arbeiten, aber wir können es nicht kontrollieren."


Fotostrecke: Die Williams-Story

Williams und führt den engen Zeitplan für die Entwicklung von Formel-1-Autos an. Verspätet sich ein Vertragspartner, wird möglicherweise der komplette Bolide nicht fertig. Um an der derzeitigen Philosophie festhalten zu können, will sich die Co-Teamchefin umso mehr auf finanzielle Aufgaben konzentrieren: "Der Sponsorenmarkt ist nicht mehr so fruchtbar wie früher. Wir müssen noch viel härter schuften, um noch mehr Geld reinzuholen", mahnt sie eindringlich, zeigt sich aber von einem seit 2014 steigenden Einkommen beglückt. "Dazu wende ich persönlich mehr Zeit für das kommerzielle Geschäft auf."