Dieter Zetsche: Formel 1 "fantastische Plattform" für Mercedes

Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche erklärt, warum "Win on Sunday, sell on Monday" immer noch Bedeutung hat - Toto Wolff: TV/Print verlieren an Bedeutung

(Motorsport-Total.com) - Vorbei sind die Zeiten, in denen sich der Daimler-Betriebsrat massiv gegen das millionenschwere Formel-1-Programm gestellt hat, das viel Geld kostete, aber kaum positive Werbebotschaften generierte. Seit das Mercedes-Werksteam Anfang 2014 zu seinem einzigartigen Siegeszug angesetzt hat, steht die Königsklasse des Motorsports konzernintern außer Frage.

Titel-Bild zur News: Dieter Zetsche

Für Konzernchef Dieter Zetsche steht das Formel-1-Programm außer Frage Zoom

Der alte Leitsatz "Win on Sunday, sell on Monday" ist heute unter Marketingexperten zwar nicht mehr ganz unumstritten, Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche glaubt aber sehr wohl, dass sich Erfolg in der Formel 1 weiterhin positiv auf die Automobilverkäufe auswirkt: "Es ist sicher schwierig, eine wissenschaftliche Korrelation zwischen unserem Erfolg im Motorsport und unserem wirtschaftlichen Erfolg herzustellen", sagt er.

"Gleichzeitig bin ich aber überzeugt davon, dass es kein Zufall ist, dass unsere Marke in den vergangenen zwei Jahren enorm an Momentum und Coolness-Faktor hinzugewonnen hat. Das resultiert letztendlich in hohen Verkaufszahlen unserer großartigen Produkte", erklärt Zetsche und betont, dass auch die richtige Vermarktung der Formel-1-Erfolge elementar ist: "Eine Siegermentalität, die nicht in Arroganz ausufert, ist ein sehr mächtiges Werkzeug."

Formel 1 meets A-Klasse

Die Erfolge in der Formel 1 mit jungen Menschen wie Nico Rosberg passen wie Faust aufs Auge zur Ausrichtung der Marke Mercedes auf dem Automobilmarkt. Mit der neuen A-Klasse versuchen die Stuttgarter seit 2012, jüngere Käuferschichten anzusprechen, und wer wäre dafür als Werbeträger besser geeignet als der supercoole Superstar Lewis Hamilton, der den einen zusagt, oder der smarte Jungvater Nico Rosberg, der vielen anderen gefallen dürfte?

Und von ihrer Breitenwirkung hat die Formel 1 trotz aller negativen Entwicklungen nicht viel eingebüßt. Zetsche: "Wir haben bei jedem Rennen hunderte Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt. Die Formel 1 ist nur mit der Fußball-WM oder Olympischen Spielen vergleichbar. Der Unterschied ist, dass die Formel 1 nicht nur alle vier Jahre stattfindet, sondern allein dieses Jahr 21 Mal. Die Formel 1 ist eine fantastische Plattform und daher immens wichtig für uns."

Wichtig ist für einen Automobilhersteller wie Mercedes aber auch, dass junge Menschen von den teuer erkauften Erfolgen Notiz nehmen. In Zeiten, in denen soziale Netzwerke wie Facebook oder Live-Streamingdienste wie Periscope das Konsumverhalten völlig auf den Kopf stellen, die klassische Zeitung oder auch der Fernseher dramatisch an Bedeutung und Reichweite verlieren, ist es für die Kommunikationsstrategen komplex geworden, ihre Botschaften an den potenziellen Mercedes-Käufer von morgen zu bringen.

Internet überrollt klassische Medien

"Es ist heute nicht mehr so, dass junge Leute am Sonntag um 14:00 Uhr den Fernseher einschalten", weiß Mercedes-Sportchef Toto Wolff. "Das Konsumieren des Contents verschiebt sich. Das müssen wir erkennen und da müssen wir uns richtig positionieren, damit unser Sport in diesen Kanälen konsumiert wird." Und: "Die Formel 1 steht für Technologie, sie steht für puren Sport und sie steht für Unterhaltung. Man muss nur die richtige Mischung finden."

"Teenager und jüngere Generationen konsumieren Content heutzutage ganz anders als wir früher. Die Menschen wenden sich von Print und Fernsehen ab und wenden sich digitalen Medien zu", sagt er. "Zu verstehen, wie wir unseren Content am besten transportieren, ist die Schlüsselfrage. Die zu beantworten, ist aber nicht einfach. Wir sehen, wie das Publikum im digitalen Bereich explodiert. Das ist für die Formel 1 aber sehr schwierig zu monetisieren."


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Was er damit meint: Während TV-Sender wie RTL in den vergangenen Jahren im Milliardenbereich Geld in die Formel 1 investiert haben, um diese übertragen zu dürfen, verdienen Rechteinhaber und Teams nicht mit, wenn ein Fan ein Video auf YouTube postet oder mit Periscope live von der Rennstrecke streamt. Diese Problematik befriedigend zu lösen, ist derzeit der Heilige Gral der weltweiten Vermarktung der Formel 1...