Renault: Red Bull selbst schuld an ausbleibendem Fortschritt?

Dass Renault auch 2015 keine signifikanten Fortschritte gelungen sind, machen die Franzosen unter anderem auch an einer fehlenden Kooperation mit Red Bull fest

(Motorsport-Total.com) - Red Bull und Renault: Diese Kombination galt in der Formel 1 zwischen 2010 und 2013 als Traumehe. Gemeinsam gewannen die beiden viermal in Folge Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Doch seit dem vergangenen Jahr steht die Partnerschaft unter keinem guten Stern mehr. Die Bullen haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie mit dem neuen Turbo-Hybrid-Antrieb aus Viry alles andere als zufrieden sind. Und so ging Red Bull für 2016 auf die Suche nach einem neuen Partner.

Titel-Bild zur News: Cyril Abiteboul, Helmut Marko

Cyril Abiteboul und Helmut Marko sprachen zuletzt kaum noch miteinander Zoom

Diese Suche verlief allerdings erfolglos. Angeblich klopfte man bei Mercedes, Ferrari und sogar Honda an, blitzte dort aber (aus unterschiedlichen Gründen) jeweils ab. Nun scheint es 2016 aber doch mit Renault weiterzugehen, weshalb Red Bull sich mit seiner "Brautschau" letztendlich nur selbst im Weg stand. Weil man nämlich davon ausging, ab dem kommenden Jahr einen neuen Motor zu haben, ließ man Renault komplett links liegen.

"Es stimmt, dass die jüngere Vergangenheit und die Unsicherheit bei Red Bull die technische Kooperation zwischen unseren Teams gelockert haben", verrät Renaults Formel-1-Geschäftsführer Cyril Abiteboul gegenüber 'Motorsport.com' und erklärt: "Unser Dialog hat fast komplett aufgehört. Im Hinblick auf das kommende Jahr war das nur fair, aber wir hätten vielleicht darauf achten sollen, dass er in diesem Jahr noch nicht aufhört."

Mit anderen Worten: Red Bull hatte in den vergangenen Monaten kein Interesse mehr daran, weiterhin mit Renault zusammenzuarbeiten. Das erscheint auf den ersten Blick auch durchaus nachvollziehbar, denn warum sollte ein Team Ressourcen für die Weiterentwicklung eines Motors verwenden, den man im kommenden Jahr sowieso nicht mehr benutzt? Allerdings hatte man damals nicht auf der Rechnung, dass es 2016 nun wohl doch mit Renault weitergeht.

"Das hat dazu geführt, dass wir den Antrieb in Sachen Performance nicht maximal verbessern konnten", erklärt Abiteboul und ergänzt: "Denn wenn du ein Element der Power-Unit änderst, dann musst du dir bewusst sein, dass das Auswirkungen auf alle anderen Elemente hat." Die fehlende Kooperation mit Red Bull bremste Renault in der Entwicklung stark ein.


Der neue Renault-Motor für 2015

Die Folge: In Brasilien brachte Renault einen neuen Verbrennungsmotor an den Start, der allerdings nicht die gewünschten Fortschritte brachte. Abiteboul spricht jedoch nur von einer "leichten Enttäuschung" und erklärt: "Ich denke, dass mehr in den neuen Elementen steckt, als wir bisher gesehen haben." Er ist davon überzeugt, dass der aktuelle Antriebsstrang nach eine Menge Luft nach oben hat.

"Es stimmt, dass die jüngere Vergangenheit die Kooperation gelockert hat." Cyril Abiteboul

Unklar ist allerdings, ob man das Brasilien-Update auch beim Saisonfinale in Abu Dhabi einsetzen wird. "Wir müssen verstehen, wo wir sind, daraus unsere Schlüsse ziehen und für Abu Dhabi eine Entscheidung treffen, ob wir auf dem gleichen Level weitermachen wollen, noch einen Schritt weitergehen oder sogar einen Schritt zurückgehen", so Abiteboul. In erster Linie wolle man das Rennen nutzen, um etwas für das nächste Jahr zu lernen.