• 07.10.2015 15:48

  • von Ryk Fechner

Renault in Sotschi: Logistik und Visa erschweren die Einreise

Frachtverschickung ist in der Formel 1 als grobalem Sport ohnehin kompliziert, doch die Belastung für Logistiker ist für den Russland-Grand-Prix besonders hoch

(Motorsport-Total.com) - Der Formel-1-Grand-Prix von Russland stellt die Teams vor eine besondere logistische Herausforderung. Mit dem Ende der Europasaison verfrachten die Rennställe ihr Equipment in Seecontainer oder senden diverse Teile und Equipment via Luftfracht nach Asien. Zwar liegt Sotschi im europäischen Teil Russlands, dennoch gibt es Gründe dafür, das Rennen am Schwarzen Meer aus Sicht der Logistiker der Königsklasse wie ein Überseerennen zu behandeln.

Titel-Bild zur News: Renault

Die Logistikabteilungen der Formel-1-Teams haben für Russland mehr zu tun Zoom

"Russland ist geografisch gesehen ein europäisches Land, doch die Strecke ist von den Hauptsitzen der Teams so weit entfernt, dass wir alles für Flüge vorbereiten müssen", führt Renault-Formel-1-Logistikmanager Jean-Pierre Raymond aus. Andernfalls müsste Renault von Paris aus eine Strecke von 3500 Kilometern an das Schwarze Meer zurücklegen: "Wir schicken zwei Sendungen: eine Übersee, die andere als Luftfracht."

"Normalerweise kommen die Nutzgegenstände in Container und von dort aus auf Frachtschiffe", erklärt Raymond, weswegen die Autobahn sich doch nicht ganz vermeiden lässt: "Für dieses Rennen wurde es in verschiedenen Trucks über die Straße transportiert. Ungefähr 300 Kilogramm Werkzeug wurde auf diese Weise verschickt. Es verließ Anfang September Paris Richtung Italien und dann Richtung Russland, um eine Woche vor dem Rennstart an der Strecke zu sein."

Alle Papiere müssen auf Russisch sein

"Weitere sechs Tonnen sind Luftfracht. Dazu gehören die Antriebsstränge sowie Fahrzeugteile. Um Kosten zu sparen, wird diese Fracht zum ersten Überseerennen - in diesem Jahr Singapur - geschickt. Dann geht das ganze weiter zu den folgenden Rennen, ohne nach Europa zurückzukehren. Damit müssen wir alles vorbereiten, um für sieben Rennen in Folge gerüstet zu sein. Die Fracht verlässt Japan am Dienstag nach dem Rennen und kommt in Sotschi am Montag vor dem Russland-Grand-Prix an."

Eine weitere Besonderheit ist, dass in Russland alles in russischer Sprache dokumentiert sein muss: "Eine der größten Herausforderungen, wenn du Sachen nach Russland schicken willst, sind die russischen Formalitäten. Alles muss ins russische übersetzt werden, also beauftragen wir eine spezielle Agentur, die uns beim Anlegen der Reisedokumente hilft."

Genauso gestaltet sich der Personenverkehr kompliziert. Auch für EU-Bürger gilt in Russland: "Jeder braucht ein Visum, um ins Land einzureisen. Das braucht einige Zeit. Allerdings hat sich das Prozedere in den letzten Jahren vereinfacht, was uns in die Lage versetzt, den Papierkram schnell erledigt zu haben", so Raymond, der bedauert, dass es keine Direktflüge von Paris nach Sotschi gibt. Die Konsequenz: "Es dauert zwölf Stunden, genau so lang wie ein Flug nach Japan."


Fotostrecke: Der Weg nach Sotschi

Durch die Fracht und die Behördengänge zieht Raymond das Fazit: "Der Grand Prix gestaltet sich relativ reibungslos, wenn du erst mal da bist, aber das liegt auch daran, mit welchem Aufwand wir die Planung vor dem Rennen angehen. Das braucht hier rund 50 Prozent mehr Arbeitsaufwand als bei einem normalen Rennwochenende."