• 23.09.2015 13:07

  • von Dieter Rencken & Ryk Fechner

Liegen Honda für ein weiteres Team McLaren-Steine im Weg?

Honda und McLaren diskutieren innig darüber, ob und wann man weitere Formel-1-Teams mit Honda-Antrieben ausrüstet, um den Entwicklungsrückstand aufzuholen

(Motorsport-Total.com) - "Holprig" wäre wohl die treffendste Vokabel, um die 2015er-Neuauflage der 1980er- und 1990er-Erfolgsgeschichte McLaren-Honda zu beschreiben. Die Herangehensweise Hondas, keine ausgemusterten Motoreningenieure der Konkurrenz für einen eigenen Formel-1-Hybridantrieb anzuwerben, stellte die Japaner vor Kinderkrankheiten, mit denen sich die Antriebsspeerspitzen Mercedes und Ferrari vor der Saison 2014 herumplagten. Auch erweist es sich als kritisch, dass Honda als McLaren-Alleinausrüster nur ein Rennteam zur Verfügung hat, um dringend benötigte Kilometer abzuspulen. Daher sucht man weitere Kunden.

Titel-Bild zur News: Yasuhisa Arai

Wie sehr darf Yasuhisa Arai die Fühler nach anderen Teams ausstrecken? Zoom

Doch wer will und darf sich überhaupt Honda-Antriebseinheiten leisten? "Heute sind offensichtlich Mercedes und Ferrari die stärksten Motoren. Es ist daher nicht überraschend, dass die meisten Teams diese haben wollen", erklärt Yasuhisa Arai die aktuelle Situation. Damit lässt der Honda-Motorenchef durchblicken, dass sich kaum ein potenzielles Kundenteam dafür interessiert, sich beim herrschenden Konkurrenzdruck in der Königsklasse den Schuh anzuziehen, zumindest vorübergehend durch die Aufbauarbeit Hondas im hinteren Teil der Startaufstellung zu landen.

Dass 2016 ein weiterer Motorenkunde hinzukommt, schließt der Japaner nahezu aus. Zwar gebe es keine Deadline für die Anfragen von Teams, jedoch wird die Zeit langsam knapp, in Sakura die notwendigen Ressourcen für eine weitere Mannschaft zu schaffen: "Bisher haben wir keine Angebote vorliegen."

Hinzu kommt, dass McLaren durchaus wählerisch sein darf, wenn es darum geht, ob Honda den ein oder anderen Konkurrenten ausrüsten darf. "Das ist eine Frage, die wir schon diskutiert haben und wir diskutieren weiter mit Honda und zum richtigen Zeitpunkt unserer Partnerschaft wären wir bereit dazu, dass sie ein weiteres Team auszurüsten", bekräftigt Mc-Laren-Teamchef Eric Boullier. Jene Diskussion, die Honda mit McLaren führt, habe nichts mit einem Veto-Recht McLarens zu tun, wie der Franzose betont.

"Unsere Stimme wird gehört. Es gibt kein Veto-Recht, aber es ist besser, wenn wir zustimmen." Eric Boullier

Zudem überlege man sich, spätestens ab 2017 ein weiteres Team auszurüsten, um auf die dringend benötigten Kilometer und damit notwendige Daten zum Erkenntnisgewinn zu kommen. "Als Partner spielen wir ohnehin mit dem Gedanken. Unsere Stimme wird gehört. Es gibt also kein Veto-Recht, aber es ist besser, wenn wir zustimmen", erläutert Boullier den Status McLarens gegenüber Honda.


Fotostrecke: Glorreiche Sieben: Alle McLaren-Champions

Hoffnungen setzt Arai indes darin, dass die Formel-1-Verantwortlichen dazu hinreißen lassen, das Motorenregelwerk zu lockern: "Ich denke, dass die aktuellen Regeln für die Motorenhersteller zu restriktiv sind. Honda ist ein neues Gesicht und ein Jahr zurück. Es ist also sehr schwierig, auf Topteams aufzuholen. Ich hoffe, dass die neuen Regeln unserem Bestreben aufzuschließen entgegenkommen."