• 24.08.2015 07:43

  • von Roman Wittemeier

Ex-Formel-1-Teambesitzer Guy Ligier ist verstorben

Der frühere Formel-1-Teamchef Guy Ligier ist in seiner Heimat Frankreich im Alter von 85 Jahren verstorben: Rugby, Motorsport und jede Menge politischer Beziehungen

(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Formel-1-Teambesitzer Guy Ligier ist im Alter von 85 Jahren verstorben. Besonders ist seiner Heimat Frankreich ist die Trauer groß. Ligier, der es in jungen Jahren als Rugbyspieler bis in die Nationalmannschaft gebracht hatte, nahm 1966 und 1967 an 13 Grands Prix teil. In einem privat eingesetzten Brabham erreichte er 1967 im Rennen in Deutschland sogar einen WM-Punkt. Einen großen Namen machte sich der Franzose jedoch mit seinem eigenen Team (alle Infos in der Datenbank!).

Titel-Bild zur News: Guy Ligier

Guy Ligier starb am Sonntag im Alter von 85 Jahren in seiner Heimat Frankreich Zoom

Nach dem Tod seines Geschäftspartners Jo Schlesser entschied sich Ligier zunächst zu einem Abschied aus der Formel 1. 1974 kehrte er als Konstrukteur zurück. Der findige Businessmann hatte die Reste des erfolgreichen Matra-Teams aufgekauft, das zwischen 1972 und 1974 dreimal in Folge bei den 24 Stunden von Le Mans gesiegt hatte. Auf Basis dieser Mannschaft entstand das Formel-1-Team Ligier, das zwischen 1976 und 1996 insgesamt 330 Nennungen für Grands Prix abgab.

Sportliche Erfolge feierte das Team vor allem mit dem französischen Nationalhelden Jacques Laffite am Steuer. Der leidenschaftliche Racer aus Paris erreichte für das Team insgesamt sechs Grand-Prix-Siege. Den letzten Erfolg feierte Ligier 1996, als Olivier Panis im chaotischen Grand Prix von Monaco sensationell die Ziellinie als Erster erreichte. Neben den sportlichen Schlagzeilen schrieb das Team Ligier aber immer wieder auch andere Geschichten: Die Finanzen waren stets ein Problem.

Enge Bindungen zum Staatspräsident hilft

Mehrfach stand das Team von Guy Ligier kurz vor dem finanziellen Kollaps, aber immer wieder konnte sich der Teamboss auf die enge Verbindung zu seinem Freund Francois Mitterand verlassen. Der damalige Staatpräsident wertete die Starts der Mannschaft in der Formel 1 als nationale Angelegenheit. Er sorgte dafür, dass die Unternehmen Elf, Gitanes und Renault wichtige Unterstützung lieferten, um das Team vor der Pleite zu schützen. Zur Saison 1997 wurde aus Ligier das Team Prost in der Formel 1.

Neben seinen Aktivitäten in der Königsklasse hatte Guy Ligier großen wirtschaftlichen Erfolg - zunächst als Bauunternehmer, später als Produzent von Dünger und als Hersteller von Mikrofahrzeugen. Wegen einer Kooperation mit dem Unternehmen Onroak von Jacques Nicolet tragen aktuell LMP2-Fahrzeuge in der Le-Mans-Szene den Namen Ligier. "Ich bin als Kind in Le Mans aufgewachsen und wurde von Guy inspiriert. Die blau-weißen Autos mit den französischen Helden Laffite, Depailler und Pironi darin haben mich angezogen", sagt McLaren-Teamchef Eric Boullier.

Ligier Onroak LMP2 JS P2

Jo Schlesser lebt weiter: Die neuen LMP2-Ligiers von Onroak heißen JS P2 Zoom

"Guy selbst war ein harter und kompromissloser Charakter, aber er war ein Racer durch und durch", berichtet Boullier über seinen Landsmann. "Ich habe die Nachricht vom Tod Guy Ligiers mit großer Trauer aufgenommen." Während der gesamten Formel-1-Aktivitäten von Ligier trugen die Fahrzeuge jeweils die Buchstaben "JS" in der Bezeichnung. Dies geschah im Gedenken an Jo Schlesser. Der enge Freund von Ligier war 1968 im Grand Prix von Frankreich in Rouen ums Leben gekommen.