Claire Williams: "Formel 1 ist keine Männerdomäne mehr"

Teamchefin Claire Williams spricht über die veränderte Frauenrolle in der Formel 1, die laut ihr noch stärker ausgeprägt sein wird, und die Rolle von Susie Wolff

(Motorsport-Total.com) - Frauen im Motorsport ist ein Thema für sich. Zwar haben wir schon seit mehr als 20 Jahren keine Frau mehr im aktiven Fahrerfeld der Formel 1 gesehen - Testfahrerinnen wie Susie Wolff mal ausgeklammert -, doch der Einfluss von Frauen wächst in den vergangenen Jahren auch in der Königsklasse kontinuierlich. Frauen wie Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn oder ihr Williams-Pendant Claire Williams haben ihren festen Platz und sind kaum noch wegzudenken.

Titel-Bild zur News: Claire Williams

Claire Williams sieht den Einfluss von Frauen im Motorsport wachsen Zoom

In den Medien dominiert trotzdem noch die Ansicht vom Männersport Formel 1, doch Claire Williams weiß, dass das in der heutigen Zeit nicht mehr so ganz richtig ist. "Es arbeiten viele Frauen hinter den Kulissen, von denen die meisten Leute nichts wissen, weil die Kameras sie einfach selten zeigen. Wir haben Mechanikerinnen, Werkstoff-Ingenieurinnen, Aerodynamikerinnen", unterstreicht sie im Gespräch mit dem 'Tagesspiegel'.

Wie sehr sich die Königsklasse diesbezüglich geändert hat, lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: "Acht Prozent unserer Ingenieure bei Williams sind Frauen. Das klingt wenig, aber vor vier Jahren lag der Anteil der Frauen hier bei null", betont die Britin, die bei Williams langsam aber sicher das Zepter von ihrem Vater Frank übernimmt. Und: "38 Prozent unserer Fernsehzuschauer sind weiblich", meint Williams, die gerne noch einmal unterstreicht: "Es ist keine Männerwelt."

Auch bei Williams hat man öffentlichkeitswirksam dazu beigetragen. Susie Wolff war einst die erste Frau, die nach langer Zeit als Fahrerin wieder an die Tür zur Formel 1 geklopft hat. In ihrem Windschatten folgten Pilotinnen wie Maria de Villota, Simona de Silvestro oder Carmen Jorda, die die Hoffnungen auf eine weibliche Stammpilotin schüren. Doch noch immer müssen sich die Renn-Amazonen vor allem mit einem Vorurteil beschäftigen: Sie sind nur da, weil sie Frauen sind.


Fotostrecke: Frauen erobern die Formel 1

Vor allem Carmen Jorda gilt als PR-Gag von Lotus, weil sie zwar gut aussieht, in ihrer Vita aber kaum nennenswerte Erfolge aufweisen kann. Auch Susie Wolff muss sich häufig mit diesem Thema auseinandersetzen, weil ihr Ehemann Toto Wolff sie einst als Teilhaber von Williams ins Team schleuste. Mittlerweile ist sie allerdings fester Bestandteil des Traditionsrennstalls und bekommt immer wieder vereinzelte Testfahrten oder Freitagstrainings anvertraut.

Die Teamchefin betont, dass Wolff ihren Platz verdient hat und aufgrund ihrer eigenen Leistung noch im Programm sei. Denn sie habe den aktuell leistungsstarken FW37 mitentwickelt. "Und wenn sie nicht gut dabei wäre, glauben Sie wirklich, dass wir sie behalten würden?", so Williams. "Wir sind ein Weltmeisterteam mit riesigen Ambitionen! Ich setze doch nicht unsere Zukunft aufs Spiel, indem ich eine Fahrerin einsetze, die nicht weiß, was sie tut. Da würden wir ziemlich dumm aussehen. Und es würde uns nicht dabei helfen, unsere Ziele zu erreichen."

Susie Wolff, Claire Williams

Die Teamchefin setzt vor allem wegen ihrer Leistung auf Susie Wolff Zoom

Am Ziel ist die Frauenrolle in der Formel 1 hingegen noch nicht. Bernie Ecclestone wünscht sich schon lange eine Frau im Starterfeld, doch das könnte wohl noch eine Weile dauern. "Es braucht einfach Zeit", meint Claire Williams und hofft, dass irgendwann einmal egal ist, welches Geschlecht man in der Arbeitswelt besitzt. "Ich glaube, dass ich meinen Job genauso gut machen kann wie ein Mann. Ich fühle mich nicht unterlegen, weil ich eine Frau bin", sagt sie. "Am Ende interessiert es mich nicht, ob jemand ein Mann oder eine Frau ist, sondern ob er oder sie das Beste geben, um das Team voranzubringen."