• 26.07.2015 22:28

  • von Ryk Fechner

Mercedes gegen Ricciardo: Harte Manöver und die Schuldfrage

Dass die Kollision zwischen Nico Rosberg und Daniel Ricciardo beide in Budapest wertvolle Punkte kostete ist klar, doch wem gehörte die Kurve?

(Motorsport-Total.com) - Ist eine Strafe gerechtfertigt oder nicht? Eigentlich wollte die FIA die Strafenflut der Vergangenheit eindämmen. Doch gerade das misslang beim Formel-1-Verantwortlichen beim Formel-1-Rennen in Ungarn 2015. Die Rennkommissare um den Ex-Grand-Prix-Pilot und ehemaligen Le-Mans-Sieger Emanuele Pirro griffen hart durch. Bei einer der umstrittensten Szenen des Rennens ließen die Schiedsrichter allerdings Gnade walten: In Runde 64 versucht Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo den an Position zwei liegenden Mercedes von Nico Rosberg zu überholen.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, Nico Rosberg

Ricciardo gegen Rosberg versucht, den Überraschungsmoment für sich zu nutzen Zoom

"Die Runden zählten runter. Ich sah eine Lücke, die ich genutzt habe. Bis dahin war das Manöver sauber", schildert Ricciardo den Beginn des Vorfalls aus seiner Sicht. Sebastian Vettel und Rosberg vor ihm waren auf den langsameren, harten Reifen unterwegs. Ricciardo machte sich Hoffnungen, seinen Vorjahrestriumph in der Puszta zu wiederholen. Als er in die verhängnisvolle Kurve eins hineinbremste, befand sich sein Red Bull klar hinter Rosberg.

Wem gehört die Kurve?

Rosberg spielte mit, machte die Tür für den Australier auf, dessen kurveninnerer Vorderreifen bei der Aktion blockierte. "Ich sehe es so, dass es meine Kurve war, weil ich die Ideallinie gefahren bin, während er zu spät gebremst hat und geradeausgeschossen ist - aber sein Frontflügel war noch da, und er hat nicht zurückgezogen. Aber die FIA hat keine Strafe ausgesprochen, von daher war wohl niemand schuld", sieht Rosberg den Zwischenfall naturgemäß anders.

Beim Herausbeschleunigen aus Kurve eins ist Rosberg wieder vor Ricciardo, fährt jedoch langsamer. Mit dem Frontflügel trifft der Australier auf engem Raum folglich den linken Hinterreifen seines deutschen Kontrahenten. Beide müssen an die Box - doch während Ricciardo das Rennen noch auf Rang drei beenden kann, muss sich Rosberg aufgrund der extrem langen Fahrt mit Plattfuß am Ende mit Rang acht begnügen.

"Dann sah es so aus, als hätte mir Nico am Ausgang den Weg abgeschnitten und kam mir in die Quere. Ich denke, dass ich nicht genug Platz hatte und wir berührten uns. Ich berührte seinen Reifen und er meinen Flügel. Das war eng. Es ist enttäuschend. Wir haben offensichtlich beide unsere Chancen auf einen Sieg zerstört", trauert Ricciardo einem besseren Ergebnis für beide hinterher.

Red Bull versteht Ricciardo-Versuch

Auch das Ende der Situation bewertet Rosberg anders, schließlich betrachtete er Kurve eins als seine Kurve: "Er hatte den Frontflügel trotzdem drin, und somit war mein Reifen dann hin. Das war extrem ärgerlich zu dem Zeitpunkt. Der zweite Platz wäre ideal gewesen, deswegen ist es sehr, sehr schade", sagt er gegenüber 'Sky.de'.

Verständnis für das Agieren Ricciardos gab es vor allem bei Red Bull, die seit Spa 2014 auf einen Sieg warten. "Wenn Daniel Nico überholt hätte, hätte er gute Karten gegen Sebastian gehabt. Er hat genau wie im Vorjahr den ganzen Tag bewiesen, dass er sehr gut darin ist, hier zu überholen. Die Pace, die wir auf dem weichen Reifen hatten, sorgte dafür, dass wir den Sieg auf der Rechnung hatten", gibt Ex-Red-Bull-Designer Adrian Newey bei 'Sky UK' zu Protokoll.

Andere Situation bei Hamilton

Bei Mercedes nimmt man den Vorfall zur Kenntnis. "Ich hätte zwischen Ricciardo und Nico vielleicht dann ähnlich entschieden, aber für uns macht es dann keinen Unterschied. Das Rennen war zu dem Zeitpunkt schon verloren. Nico wäre bestenfalls Zweiter oder Dritter geworden, was für ihn besser in der Meisterschaft gewesen wäre, aber man muss es so hinnehmen.", bewertet Mercedes-Teamchef die Kollision als normalen Rennunfall.

Anders sieht Wolff den Unfall zwischen Hamilton und Ricciardo. "Die erste Durchfahrtsstrafe war berechtigt", spielt er auf die Kollision an, für die Lewis Hamilton eine Durchfahrtsstrafe erhielt. Nach dem Restart in Runde 50 versuchte Ricciardo, außen an Hamilton vorbeizuziehen. Hamilton war auf der harten Reifenmischung unterwegs. Zwar versuchte der Brite, Ricciardo Platz zu lassen, doch rutschte der auf kalten Pneus in den RB11 seines Gegners hinein.

"Es war keine Absicht, aber meine Schuld", nimmt Hamilton die Sache auf seine Kappe, infolge der er obendrein noch seinen Frontflügel wechseln lassen musste: "Er fuhr außen herum eine enge Linie und ich verlor einfach Grip. Die Fahrbahn ging mir aus und ich rutschte mit Untersteuern in ihn herein. Das führte zu einer Durchfahrtsstrafe, die mich wieder zurückwarf nach all der Arbeit, um nach vorne zu kommen."


Großer Preis von Ungarn