• 03.07.2015 17:13

  • von Dominik Sharaf

Hochmütige Grünschnäbel: Dennis ätzt gegen Strategiegruppe

Regeln, die über die Nutzung seiner teuer bezahlten Infrastruktur bestimmen, passen McLaren nicht - Todt verteidigt Gremium wegen offener Gesprächskultur

(Motorsport-Total.com) - Die Strategiegruppe ist den kleinen Teams, die aus ihrem exklusiven Kreise verbannt worden sind, schon lange ein Dorn im Auge. Doch mittlerweile regt sich sich Widerstand sogar in den Reihen derer, die in dem Gremium mittun dürfen. Als neuer Wortführer tut sich Ron Dennis hervor: Der McLaren-Patron findet im Gespräch mit dem 'Independent' wenig schmeichelhafte Worte für den Umgangston: "Ich bin schockiert von der hochmütigen Gesprächskultur in der Strategiegruppe", klagt er.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Wenn es um die Strategiegruppe geht, ist Ron Dennis gar kein Sonnenschein Zoom

Was Dennis stört ist, dass Hauptkonkurrenten auf der Strecke über Umwege in sein operatives Geschäft regieren wollen. "Wir investieren das ganze Geld", unterstreicht er. "Wenn dann dieses Komitee entscheidet, was ich darf und was ich nicht darf sowie irgendeine Regel aufstellt, die über die Nutzung der Anlangen meiner eigener Firma entscheidet, dann werde ich laut." Dennis wirft Konkurrenten vor, Restriktionen einzuführen, wenn sie nicht über die entsprechende Infrastruktur verfügen.

Das McLaren-Urgestein findet außerdem, dass seine Verhandlungspartner zu grün hinter den Ohren sind, um konstruktive Vorschläge zu liefern: "Es gibt einen unglaublichen Mangel an Erfahrung in einigen Teams. Sie plädieren für Dinge, die ich nicht einmal, sondern siebenmal ausprobiert und immer einen Fehlschlag verzeichnet habe", so Dennis weiter. Immerhin misst der 68-Jährige den Diskussionen in der Strategiegruppe überhaupt noch Bedeutung bei. Beat Zehnder hat das längst aufgegeben.

Sauber hält Beschlüsse für irrelevant und nicht zielführend

Gegenüber 'Speedweek.de' zeigt sich Saubers Teammanager desillusioniert: "Ich tendiere dazu, Vorschläge zu ignorieren, denn am Schluss bleiben der Erfahrung zufolge keine zehn Prozent übrig. Seien wir mal ehrlich: Was ist denn in diesem Gremium bislang umgesetzt worden?", fragt sich Zehnder und zählt das so genannte Helmdesign-Verbot, fixen Startnummern und die mittlerweile wieder abgeschafften doppelten Punkte beim WM-Finale auf. "Was von all dem hat bitteschön den Sport besser gemacht?"

Für Zehnder liegt das Problem auch darin, dass die meisten Teamchefs nicht mehr die Teambesitzer sind, wie es früher der Fall war: "Heute hast du an der Spitze eines Rennstalls einen hoch bezahlten Manager, der in kürzester Zeit Ergebnisse liefern muss. Und dafür tun sie alles." Wie viel Geld dabei verbraten würde, sei ihnen egal, ihr Interesse am langfristigen Erfolg der Formel 1 gering, so Zehnder.

Einer der letzten Verteidiger der ungeliebten Kamarilla ist Jean Todt. Der FIA-Präsident erwähnt gegenüber dem privatem Blog des Journalisten James Allen ihre Vorzüge: "Was ich an der Strategiegruppe gut finde ist, dass es ein kleines Gremium ist, in dem man sich austauschen und einander zuhören kann. Ich freue mich darüber, dass die Teamchefs bei diesen Sitzungen das Wort ergreifen und für ihren Standpunkt kämpfen. Mich frustriert es, wenn sie sich nicht äußern", meint Todt.


Fotos: Großer Preis von Großbritannien, Freitag


Wenn Verantwortliche schweigen, im Nachhinein aber in der Presse ihr Herz ausschütten und eine Debatte über die Medien auslösen, wird der Franzose fuchsteufelswild: "Dann verfolge ich die mediale Berichterstattung, lese die ganzen Erklärungen und sage den Teamchefs: 'Ich hätte es lieber, wenn ihr das während der Meetings vom Stapel lasst und dabei einen heftigen Disput provoziert", so Todt.

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