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  • 17.06.2015 17:00

  • von Ryk Fechner

Lewis Hamilton: Blende Psycho-Spielchen aus

In seiner Karriere war Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton oft in beinharte Teamduelle verwickelt - Doch der mentale Schlagabtausch interessiert ihn nicht mehr

(Motorsport-Total.com) - 2007 debütiert Lewis Hamilton bei McLaren-Mercedes - und bekommt Fernando Alonso als Teamkollegen an seine Seite, der frisch von Renault kommt und gerade seine zweite Formel-1-Fahrerweltmeisterschaft gegen Michael Schumacher gewann. Und Hamilton schlägt ein wie eine Bombe, bietet dem Spanier Paroli und bringt ihn zur Weißglut. Ein Tiefpunkt der Auseinandersetzung: Der Spanier zögert im Qualifying zum Grand Prix von Ungarn seinen Boxenstopp lange heraus, damit dem hinter ihm wartenden Hamilton in der Schlussphase die Zeit davon läuft, um noch eine schnelle Runde zu hinzulegen.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Fernando Alonso, Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton

2007: Fernando Alonso und Lewis Hamilton kämpfen verbissen um die WM Zoom

Nutznießer des Streits wird letztlich Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, der den WM-Titel in Sao Paulo absahnt, das Nervenspiel der Alphatiere Alonso und Hamilton kostete McLaren den Fahrertitel. Ähnlichen teaminternen Spannungen sah sich Teamchef Ron Dennis wohl nur Ende der 1980er ausgesetzt, als Alain Prost und Ayrton Senna verbissen um die Vorherrschaft im Team kämpften.

2015 sei alles bei ihm selbst anders, versichert Hamilton gegenüber 'Playboy'. "Manche Leute spielen eben gern mentale Spielchen. Ich habe das nicht nötig. Was ich zu sagen habe, sage ich auf der Rennstrecke. Deine Taten auf der Rennstrecke sagen mehr als Worte oder irgendwelche Psycho-Tricks", antwortet der führende der Fahrerwertung dem Männermagazin, welches dem Mercedes-Teamduell mit Nico Rosberg den Charakter eines Psychokriegs nachsagt.

Der mentale Schlagabtausch sei letztlich von geringer Bedeutung. "Ich schenke dem keine Beachtung. Über so etwas lacht man und vergisst es. Keine Frage, in meiner Karriere gab es Zeiten, wo es mir zugesetzt hätte, aber man lernt und baut eine Mauer auf", blickt er auf seine Vergangenheit zurück. Nicht, was der Stallgefährte mache, sei entscheidend, sondern der innere Schweinehund: "Du selbst kannst dein schlimmster Feind sein - es ist dieser unsichtbare schlimmste Feind, gegen den du kämpfst."

Du musst spontan reagieren

Dass die Situation bei Mercedes unter anderem zur Kollision in Spa 2014 geführt und einen möglichen weiteren Doppelerfolg vereitelt hatte, habe an der Zusammenarbeit mit Nico Rosberg und am Verhältnis zum Team nicht viel geändert. "In unserem Team ist alles transparent, alle Daten werden geteilt. Keiner hat gegen den anderen ein Ass im Ärmel - das ist der Gedanke der Transparenz und Gleichstellung bei uns", so der amtierende Formel-1-Weltmeister.

Wichtiger sei, auf der Strecke auf seinen Gegner im Zweikampf vorbereitet zu sein. Fußballtorhüter notierten sich die Verhaltensweisen von Stürmern, so der 'Playboy', und wollte von Hamilton wissen, ob er dies genauso tue: "Ich habe keine Muster. Ich fahre gern spontan, weil das bedeutet, dass ich ad hoc reagieren kann. Denn es gibt keine komplett identischen Rennsituationen. Du musst spontan reagieren und hoffen, dass deine Entscheidung die richtige ist".