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Force India: Forderung nach Grosjean-Strafe bleibt ungehört

Nico Hülkenberg (8.) in den Punkterängen, während Sergio Perez (11.) die Top 10 knapp verpasst - auch, weil die Rennkommissare Force Indias Sichtweise nicht teilen

(Motorsport-Total.com) - Force-India-Pilot Nico Hülkenberg fuhr am Wochenende vor seinem persönlichen Höhepunkt des Jahres, den 24 Stunden von Le Mans, zum zweiten Mal in der laufenden Formel-1-Saison in die Punkteränge. Der Deutsche beendete den Grand Prix von Kanada in Montreal trotz eines Drehers (im Zweikampf mit Sebastian Vettel) auf Platz acht. Hülkenbergs Teamkollege Sergio Perez verpasste es als Elfter nur knapp, zum zweiten Mal hintereinander in die Punkteränge zu fahren.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Hülkenberg fuhr in Montreal (fast) fehlerlos und wurde mit vier WM-Punkten belohnt Zoom

"Das Optimum für uns wären die Plätze sieben und acht gewesen", rechnet der stellvertretende Force-India-Teamchef Robert Fernley vor und erklärt, warum es nicht ganz zum Optimum gereicht hat: "Platz acht haben wir geschafft, aber Red Bull war stärker als gedacht. Kwjat war für keinen unserer beiden Fahrer einfach zu überholen. Gleiches gilt für Grosjean."

Was den Lotus-Piloten betrifft, regte Force India bei den Rennkommissaren eine Strafe an. Grund war Grosjeans Zusammenkunft mit Will Stevens kurz vor der Boxeneinfahrt. Der Franzose hatte sich nach dem Überrunden des Manor-Marussia beim Wiedereinscheren verschätzt und Stevens' Frontflügel abrasiert. Auch Grosjeans Auto trug Beschädigungen davon, sodass beide Fahrer umgehend die Box ansteuerten. Weil sowohl der Lotus-Pilot als auch der Manor-Marussia-Pilot die durchgezogene weiße Linie am Boxeneingang überfuhren, lag nach Ansicht des Force-India-Teams ein Regelverstoß vor.

Die Rennkommissare sahen dies anders und entschieden auf "höhere Gewalt", weil eine weitere Runde auf der Strecke mit den beschädigten Autos ein Sicherheitsrisiko dargestellt hätte. Fernley ist mit der Entscheidung von Alan Jones und Co. nicht ganz zufrieden. "Da sollten die Kommissare wirklich genauer hinschauen. Grosjean wurde zwar für den Kontakt mit dem Manor bestraft (Fünf-Sekunden-Zeitstrafe; Anm. d. Red.), nicht aber für die Art und Weise, wie er in die Boxengasse fuhr. Ich weiß nicht, warum das unbestraft geblieben ist", rätselt der stellvertretende Force-India-Teamchef und sieht die Begründung "höhere Gewalt" nicht als Argument. Fernleys Pech: Die höhere Gewalt geht in diesem Fall tatsächlich von den Rennkommissaren und nicht von Force India aus...

Hülkenbergs Duell mit Vettel: Als Racer gibt man nicht nach

Hätte es eine Strafe für Grosjean gegeben, wäre Perez der Profiteur gewesen. Hülkenberg hingegen hätte nicht profitiert, da er ohnehin vor dem Lotus-Piloten lag. "Ich bin froh, vier WM-Punkte eingefahren zu haben", sagt der Deutsche nach seiner Fahrt auf Platz acht, die sich nicht ganz fehlerfrei darstellte: "Es war nicht das aufregendste Rennen. Die Ausnahme war aber der Kampf mit Sebastian."

Im Zweikampf mit Ferrari-Pilot Vettel hätte sich Hülkenberg "rückblickend nicht so heftig verteidigen sollen, aber als Racer will man eine Position nicht einfach kampflos hergeben. Er wählte die Außenbahn, ich war innen und bremste auf dem schmutzigen Teil der Strecke. Er ließ mir keinen Raum. Um eine Berührung zu vermeiden, blieb ich auf der Bremse. Dabei rutschte mir das Heck weg und ich drehte mich. Glücklicherweise konnte ich ohne großen Zeitverlust weiterfahren".

Nico Hülkenberg, Sebastian Vettel

Hülkenberg und Vettel: In der Schikane kamen sie sich einmal etwas zu nahe Zoom

"Das war ein Rennunfall. Es war ein faires und aggressives Manöver. Ich habe damit überhaupt kein Problem", will Fernley den Zwischenfall nicht überbewerten und nimmt ausdrücklich Abstand davon, Ferrari-Pilot Vettel eine Schuld zuzuschreiben. "Insgesamt betrachtet war es ein positives Wochenende", bilanziert Hülkenberg und freut sich auf "eine interessante zweite Saisonhälfte".

Hülkenbergs Teamkollege Perez berichtet nach Platz elf von einem schwierigen Rennen, in dem er einfach nicht schnell genug war, um es in die Punkteränge zu schaffen: "Im ersten Stint hatte ich mit starkem Untersteuern zu kämpfen und konnte die Autos vor mir nicht angreifen. Der größte Kampf fand mit den Red Bulls statt. Es gelang mir, mich vor Ricciardo zu setzen. Das Tempo von Kwjat konnte ich aber nicht ganz halten."


Fotos: Force India, Großer Preis von Kanada, Sonntag


Fernley kommt nach dem siebten von 19 Saisonrennen zum Schluss: "In der Konstrukteurs-Wertung geht es im Mittelfeld sehr eng zu. Uns fehlen nur zwei Punkte auf Rang fünf. Das ganze Team hat hart gearbeitet, um dem VJM08 eine bessere Performance anzuerziehen. Wir sind optimistisch, dass wir bei den kommenden Rennen noch mehr Speed finden werden."

Das nächste Rennen ist der Grand Prix von Österreich am 21. Juni auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg. An den beiden darauffolgenden Tagen steigt an gleicher Stelle der zweite In-Season-Test 2015. Bei dieser Gelegenheit wird Force India erstmals die B-Version des VJM08 einsetzen. Das Renndebüt des überarbeiteten Autos ist nach aktuellem Stand der Dinge für das Heimspiel des Teams in Silverstone (5. Juli) geplant.