Williams-Chefingenieur verteidigt "risikoscheue" Strategien

Kämpft Williams nicht mit voller Entschlossenheit um Siege? - Chefingenieur Pat Symonds erklärt die Philosophie an einem Beispiel

(Motorsport-Total.com) - Das Williams-Team schaffte in der Formel-1-Saison 2014 in überzeugender Manier die Wiederauferstehung. Neun Podestplätze und Platz drei in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft standen im krassen Gegensatz zur Performance aus den Jahren 2011 bis 2013, in denen man es gelegentlich in die Punkteränge geschafft und beim Grand Prix von Spanien 2012 einen überraschenden Sieg gelandet hatte.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds: "Risikovermeidung ist vernünftiges strategisches Denken" Zoom

Trotz aller Konstanz: In der Saison 2014 gelang Williams das i-Tüpfelchen in Form eines Sieges nicht. Rückblickend könnte man dem britischen Traditionsteam das Scheuen von Risiko in Bezug auf die Rennstrategien vorwerfen. Williams-Chefingenieur Pat Symonds will diese Argumentation nicht gelten lassen. Stattdessen verteidigt der erfahrene Brite den in Grove eingeschlagenen Kurs.

"Unsere Aufgabe im vergangenen Jahr war die, das Team wieder in eine Spitzenposition zu bringen. Um das zu schaffen, mussten wir risikoscheu agieren", erklärt Symonds gegenüber 'Sky Sports F1' und fügt hinzu: "Wie sich herausstellte, lagen wir mit unserer Strategie richtig."

Symonds, dessen Stationen in der Formel 1 vor dem Wechsel zu Williams unter anderem Lotus, Benetton, Ferrari, Renault und Marussia waren, ist überzeugt: "Die Analyse der Rennen lässt einen zu bestimmten Schlussfolgeren kommen. Der eine oder andere mag vielleicht der Meinung sein, dass wir kein Risiko eingehen und mag dabei bestimmte Situationen im Kopf haben. Ich denke da vor allem an Österreich im vergangenen Jahr."


Fotostrecke: Die Williams-Story

Beim vom Williams-Chefingenieur angesprochenen Rennwochenende in der Steiermark überzeugten die Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas mit den Startplätzen eins und zwei. Am Renntag aber kam das Duo "nur" auf den Plätzen drei (Bottas) und vier (Massa) hinter den beiden Mercedes-Piloten ins Ziel.

Symonds bringt Licht ins Dunkel: "Was man im Zusammenhang mit Österreich im vergangenen Jahr vielleicht nicht weiß, ist, dass wir nicht mit voller Energie fahren konnten, weil wir Temperaturprobleme hatten." So ging es für Williams am 22. Juni 2014 in Spielberg nicht darum, Mercedes anzugreifen. Stattdessen konzentrierte man sich darauf, vor Ferrari ins Ziel zu kommen.

Felipe Massa, Valtteri Bottas

In Spielberg 2014 lag Williams zunächst vor Mercedes, im Ziel aber doch dahinter Zoom

"Hätten wir risikoreicher agiert und versucht, mit Mercedes um die Spitze zu kämpfen, dann hätten wir in der Schlussphase des Rennens überhaupt keine Energie mehr zur Verfügung gehabt. Somit wären wir zweifellos von Ferrari überholt worden", erinnert sich Symonds und kommt zum Schluss: "Das Vermeiden von Risiko ist für mich nichts anderes als vernünftiges strategisches Denken."

Nach vier Rennen der Saison 2015 schlagen für Williams zwei vierte Plätze als beste Ergebnisse zu Buche. Dass man dem ersten Podestplatz der Saison bisher noch hinterherfährt, führt der Chefingenieur weder auf die technischen Möglichkeiten noch auf mangelnden Einsatz des Teams, sondern auf das wiedererstarkte Ferrari-Team zurück.