• 19.05.2015 12:26

  • von Dominik Sharaf

Lotus-Boss warnt: Arroganz richtet Formel 1 zugrunde

Gerard Lopez will die Königsklasse "nicht für den Mittelpunkt des Universums" halten, sondern mit der Zeit gehen und sich der Außenwelt anpassen

(Motorsport-Total.com) - Gerard Lopez wird seit Jahren nachgesagt, er hätte sich mit dem Lotus-Projekt finanziell verhoben. Trotz zahlreicher Meldungen, die den Zustand des Teams als bedenklich beschreiben, hält sich die Truppe in der Formel 1. Der Luxemburger steht hinter seiner Entscheidung, mit seinem Vermögen aus dem Verkauf der Kommunikationsplattform Skype einen Rennstall zu übernehmen. "Wenn man ehrgeizig ist und über ein bisschen Wettbewerbscharakter verfügt - bei mir ist es nicht nur 'ein bisschen' - ist es schwierig, es nicht darauf ankommen zu lassen", sagt Lopez 'El Confidencial'.

Titel-Bild zur News: Gerard Lopez

Gerard Lopez nimmt sich nicht zurück, wenn es um Kritik an der Formel 1 geht Zoom

Er weiß aber auch: "Man kann selbst sein schlimmster Feind werden." Wenn der nach dem Eric-Boullier-Abgang in der Funktion des Teamchefs befindliche Finanzinvestor etwas bereut, sind es die riskanten Strategien in der Ära Kimi Räikkönen, als Lotus regelmäßig um Grand-Prix-Erfolge mitfuhr: "Was ich nicht wieder machen würde, ist, auf Platz vier oder fünf liegend zu zocken und um den Sieg zu pokern." Eine Erklärung dafür bleibt Lopez schuldig, zumal die Vorgehensweise durchaus von Erfolg gekrönt war und Lotus in der Gunst der Fans weit oben rangieren ließ.

Bekannt ist Lopez aber nicht nur für seinen Hang zum Vabanque, sondern auch für seine deutlichen Worte, wenn es um den finanziellen Zustand der Formel 1 geht. Im vergangenen Jahr war er am Rande des US-Grand-Prix derjenige, der dafür sorgte, dass erstmals offen über die auf den kleinen Teams drückende Schuldenlast gesprochen wurde. "Wenn ich gewusst hätte, dass so viele zuhören würden, hätte ich es vielleicht schon früher getan", blickt er zurück und lanciert neue Mahnungen.

Sollte die Königsklasse nicht rasch umdenken, erkennt Lopez das Risiko, dass die Beletage des Motorsport als solche abgelöst wird. "Die Formel 1 ist der Gefahr ausgesetzt, dass wir sie für unersetzlich halten. Wir scheinen sie als Mittelpunkt des Universums zu begreifen, obwohl wir uns in Wirklich daran anpassen müssten, was um uns herum passiert." Die Hybridnovelle unterstützt er, wundert sich aber über ausbleibende Effekte wie den Einstieg führender Technologieunternehmen. "Negativ ist: Mit all der Technologie, warum haben wir so wenig Sponsoren aus der Branche?", so Lopez.