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  • 20.04.2015 00:07

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Strategieexot Räikkönen: Selbst Pirelli staunt nicht schlecht

Sportchef Paul Hembery erklärt, wieso die Medium-Mischung in Bahrain plötzlich Trumpf und das Körnen überraschenderweise doch ein Thema wurde

(Motorsport-Total.com) - Pirelli steht als Reifenzulieferer seit Beginn der Turbo-Hybrid-Ära in der Formel 1 und der Wahl eine konservativeren Politik nicht mehr so stark im Blickpunkt wie noch vor einigen Jahren. Trotz ihres Erfahrungsschatzes waren die Italiener am Sonntag von dem Verlauf des Bahrain-Grand-Prix überrascht. Das hatte mit den Strategien der Teams, aber auch mit dem Verhalten ihrer härteren Mischung zu tun.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen überraschte mit seiner Strategie sogar die Pirelli-Experten Zoom

Lewis Hamilton, der mit zwei Boxenstopps und dem Reifenmuster Soft-Soft-Medium gewann, machte genau das, was Pirelli prophezeit hatte. Der Zweitplatzierte Kimi Räikkönen allerdings wählte Soft-Medium-Soft und überraschte mit seinem Tempo auf dem härteren Pneu. Der Finne war zu diesem Zeitpunkt sogar schneller unterwegs als die weichbereifte Spitze.

Auch 'Sky'-Experte Marc Surer kratze sich am Kopf bezüglich des Tempos, das die einzelnen Mischungen erlaubten: "Das Verrückte ist: Es ändert sich ständig. Wir haben in der Qualifikation gesehen, dass der weiche Reifen zwei Sekunden schneller ist. Da dachten wir: 'Kein Mensch will mit den härteren fahren'", erinnert er sich und erklärt: "Die Strecke verändert sich durch den Gummiabrieb, aber auch durch Temperaturschwankungen in der Nacht."

Plötzlich sei ein Reifen schnell, der zuvor keine Chance gehabt hätte, so Surer weiter. Paul Hembery betont, dass die sich verändernden Bedingungen bei einbrechender Dunkelheit weitere Auswirkungen gehabt hätten: "Die Temperaturen sind dramatisch gefallen. Es gab Anzeichen, dass das Körnen beginnt und wir haben selbst darüber diskutiert, was für das Rennende wohl die richtige Wahl wäre." Schließlich hätte Räikkönen auch für den Schlussstint auf Medium satteln können.

Der Ferrari-Star entschied sich für Soft und machte alles richtig, als er in Sachen Rundenzeiten nochmals zulegte und es locker über die Distanz schaffte: "Ich hätte auch den weicheren Reifen gewählt und versucht, am Anfang schonend zu fahren und wenig Untersteuern zu haben, was für das Körnen besonders schlimm ist", erklärt Pirellis Sportchef.

Mit der Qualität der Rennaction zeigt sich Hembery zufrieden, zumal in Bahrain mehrere Wege zum Erfolg führten und damit zusätzliche Würze in den Grand Prix brachten: "Es war ein faszinierendes Rennen mit vielen verschiedenen Strategien, die wir in ihrer Vielfalt so nicht erwartet hatten. Mit zwei und drei Boxenstopps lief es aber ungefähr auf die gleiche Rennzeit hinaus."