Renault-Fiasko: Kann man Token überhaupt nutzen?

Warum sich Red-Bull-Partner Renault durch die Zuverlässigkeitsprobleme auch bei der Entwicklung der leistungsschwachen Antriebseinheit ins Abseits befördert hat

(Motorsport-Total.com) - Bei Renault brennt weiter der Hut: Nach dem katastrophalen Saisonauftakt in Melbourne hatte man sich in Malaysia etwas stabilisiert, in China ging das Drama dann weiter: Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo tauschte den Motor bereits vor dem Rennen, Teamkollege Daniil Kwjat und Toro-Rosso-Talent Max Verstappen rollten im Rennen mit kapitalen Motorschäden aus. Das bringt die Franzosen, deren Antriebseinheiten es an Leistung mangelt, auch in Sachen Zuverlässigkeit massiv in die Bredouille.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko, Remi Taffin

Erklärungsbedarf: Renault-Mann Taffin und Red-Bull-Motorsportkonsulent Marko Zoom

Das liegt daran, dass man beim vierten Grand Prix der Saison bei drei von vier Piloten schon die dritte Antriebseinheit einbaut - nur Carlos Sainz hält derzeit bei zwei Antriebseinheiten. Derzeit wird noch diskutiert, ob in dieser Saison vier oder fünf Antriebseinheiten erlaubt sind, ohne eine Strafe zu kassieren. Für die beiden Red-Bull-Teams wird es aber auf jeden Fall eng.

Inzwischen scheint man die Fehlerquelle ausgemacht zu haben, die Renault das China-Wochenende verpatzt hat: die Kolben. Ricciardos Verbrennungsmotor wurde zur Untersuchung nach Viry-Chatillon geschickt, wo Prüfstandtests durchgeführt wurden - eine Behebung des Problems soll bis zu sechs Wochen dauern. Damit ist klar, dass der Motor frühestens in der Europa-Saison wieder eingesetzt werden kann, wenn er noch zu retten ist.

Die Defekte könnten sich nun auch auf die Entwicklung auswirken und damit die Renault-Probleme potenzieren: Die Hersteller dürfen pro Saison 32 Token einsetzen, um ihre Antriebseinheiten zu optimieren, die Franzosen haben sich mit zwölf Token (Ferrari: zehn; Mercedes: sieben; Honda: neun) am meisten Spielraum für die Saison bewahrt.

Daniil Kwjat

Rauchbombe: Der Renault-Motor von Kwjat gab in China Warnsignale Zoom

Nur: Drei der vier Renault-Piloten haben ab China bereits drei Antriebseinheiten in Verwendung, die nicht mehr aufgerüstet werden können. Man wird versuchen, sich damit irgendwie durch die Saison zu hanteln. Und wenn es so weitergeht, dann wird auch das vierte Triebwerk bald eingesetzt, wodurch man das erlaubte Kontingent verpulvert hätte. Es ist die Frage, ob man bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt an die Leistung denken kann - zu gravierend sind derzeit die Zuverlässigkeitsmängel.

Sind einmal vier Antriebseinheiten im Umlauf, ohne Entwicklung betrieben zu haben, dürfte man diesbezüglich erst bei der fünften Antriebseinheit Hand anlegen, wie FIA-Rennleiter Charlie Whiting gegenüber 'auto motor und sport' bestätigt: "Wir verstehen die Regeln so, dass die Token auch im fünften, sechsten oder siebten Motor verwendet werden dürfen. Kein Team bringt mehr als vier Antriebseinheiten freiwillig. Es gibt ja jedes Mal Strafen dafür."