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  • 16.04.2015 09:18

Formel-1-Technik: Zehn Fakten über Kohlefaser

Aus der Formel 1 ist Kohlefaser nicht mehr wegzudenken: Seit 34 Jahren spielt das Material eine im wahrsten Wortsinn tragende Rolle beim Autobau - dank McLaren

(Motorsport-Total.com) - Bei McLaren gehört eine Lackierung in Chrom und Kohlefaser-Schwarz seit Jahren zum üblichen Look der Boliden. Der Werkstoff ist nicht nur Augenschmaus, sondern ein Teil des Vermächtnis', das das Team aus Woking der Formel 1 in den vergangenen Jahrzehnten bescherte - schließlich wird im unternehmenseigenen Technology Centre immer an den neuesten Materialen und ihren Einsatzmöglichkeiten getüftelt. McLaren-Siegerautos sind deshalb auch wissenschaftlich gesehen Wunder.

Titel-Bild zur News: McLaren-Kohlefaserteile

McLaren-Kohlefaserteile beim Monaco-Grand-Prix 1981: Alles war neu Zoom

1. Das erste Kohlefaser-Chassis der Formel 1 war das des McLaren MP4/1 aus dem Jahre 1981. Das Auto war beim Großbritannien-Grand-Prix mit John Watson am Steuer siegreich.

2. Kohlefaser ist doppelt so stark und fünfmal leichter als Stahl.

3. Die Einführung von Kohlefaser in der Formel 1 gebührt der Arbeit von John Barnard. In den sechs Jahren, die er als McLaren-Technikdirektor fungierte, gewann das Team 31 Grands Prix.

4. Zur Zeit der Einführung hatte McLaren weder das Material noch das Wissen, um das Endprodukt herzustellen. Ergo musste die sich selbsttragende Verkleidung von einer US-amerikanischen Firma namens Hercules Aerospace hergestellt werden. Sie baute Raketenteile für die NASA. Sie war so glücklich darüber, mit Kohlefaser arbeiten zu dürfen, dass sie ihre Dienste kostenlos zur Verfügung stellte.

5. Um Kleidung zu härten, wurde früher Baumharz verwendet - heute wird Kohlefaser eingewebt. Es gibt dafür verschiedene Muster, die gängigsten sind aber die Leinwandbindung und die Köperbindung, auf die McLaren setzt.


Fotostrecke: Weiß, Orange, Chrom: McLaren F1-Designs

6. Um Autoteile herzustellen, werden Kohlefaser-Matten meist in Epoxidharz getränkt (sogenanntes "Prepreg") und in Formen gelegt - immer so viele übereinander, wie es nötig ist, um die gewünschte Materialstärke zu erhalten. Die Formen werden dann vakuumverpackt und unter Druck in einem großen Ofen - Autoklave genannt - "gebacken".

7. Jede Kohlefaser-Platte ist nur 0,2 Millimeter dick, einige sogar noch dünner.

8. McLaren war der Wegbereiter, heute ist der größte Teil eines Formel-1-Chassis aus Kohlefaser - inklusive der Flügel, der Aufhängung, des Monocoque und der Motorabdeckung. Das Monocoque, das rund um das Cockpit als Überlebenszelle dient, wird aus bis zu 60 Schichten Kohlefaser gefertigt.

John Watson

John Watson feierte 1981 in Großbritannien den ersten Sieg eines Kohlefaser-Autos Zoom

9. Der McLaren F1 war das erste Serienfahrzeug, das Kohlefaser von der Rennstrecke auf die Straße brachte. Das komplette Monocoque bestand aus dem Material, als der Wagen 1993 als schnellstes straßenzugelassene Auto der Welt auf den Markt kam.

10. In der 19. Runde des Italien-Grand-Prix 1981 in Monza wurde McLarens Kohlefaser-Technologie einem Härtetest unterzogen. Watson warf sein Auto bei hoher Geschwindigkeit in die Streckenbegrenzung, der Motor löste sich und es gab ein kleines Feuer. Die Menschen konnten kaum glauben, dass das neue Material dem standhalten würde - ein Skeptiker rechnete sogar mit "einer Wolke schwarzen Rauchs". Watson entstieg dem Wrack mit einer steifen Schulter.