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  • 29.04.2015 13:23

  • von Dominik Sharaf

EU-Wettbewerbsbeschwerde: Unwahrscheinlich, aber wirksam

Die Teams müssten sich selbst in Brüssel beschweren, was mit Risiken verbunden ist: Trotzdem schwächt das Szenario die Drohkulisse einer Piratenserie

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge ihrer Finanzkrise droht der Formel 1 ein juristischer Nebenkriegsschauplatz vor den Instanzen der Europäischen Union, jedoch wird dieses Szenario immer unwahrscheinlicher. Die EU-Kommission, so heißt es laut britischen Medien aus Parlamentskreisen, wird von sich aus in der Sache nicht aktiv werden, solange die Teams sich nicht formal an die Behörden wenden und eine Wettbewerbsbeschwerde in Brüssel einreichen. Ob das geschehen wird, scheint derzeit noch offen.

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In welche kommerzielle Zukunft die Formel 1 startet, ist weiter offen Zoom

Allerdings spricht vieles dagegen, dass teilnehmende Mannschaften einen Rechtsstreit initiieren. Erstens bringen sie sich nicht eine bessere Verhandlungsposition, wenn es mit Bernie Ecclestone in den Poker um millionenschwere Verträge jenseits der Saison 2020 geht - oder schon früher, sollte der aktuelle Kontrakt wirklich gekippt werden. Zweitens würden sie der Glaubwürdigkeit sowie der Attraktivität der Formel 1 und damit ihrer eigenen Position schaden. Besonders Privatiers sind auf Sponsoren angewiesen.

Jedoch hätte eine Untersuchung der EU-Kommission das Potenzial, etwas an den Gegebenheiten zu ändern, meinen Rechtsexperten. Hinzu kommt, dass die Drohkulisse einer Piratenserie nicht mehr in dem Maße besteht, wie es vor einigen Jahren der Fall war. Die Großen könnten nicht einfach davonspazieren, der FIA zum Abschied winken und in Eigenregie Königsklasse machen. Dafür fehlt ihnen untereinander die Einigkeit, außerdem hat der Automobil-Weltverband den Daumen auf den Rennstrecken. Das hieße: Kein Reglement, keine Grand-Prix-Kurse. Und schlussendlich keine Serie.

Hintergrund einer möglichen Wettbewerbsbeschwerde bei der EU ist die ungleichmäßige Verteilung der Einnahmen unter den Teams, die nicht-leistungsbezogene Privilegien für bestimmte Teilnehmer vorsieht. Dazu ist die Strategiegruppe juristisch angreifbar, schließlich werden in dem Gremium richtungsweisende Entscheidungen getroffen, ohne dass alle Teams Zugang hätten. Das Thema firmiert im Paddock bereits seit Dezember 2012, als einige Mannschaften den Rechts- als Ausweg auf den Plan brachten.