Silverstone-Boss: Europa wird noch mehr Rennen verlieren

Verliert die Formel 1 in Zukunft noch weitere Europarennen? Silverstone-Boss Patrick Allen fordert die Regierungen auf, ihre Rennstrecken zu subventionieren

(Motorsport-Total.com) - Das Aus des Großen Preises von Deutschland stellt nur die Spitze des Eisbergs dar. Bereits seit Jahren verabschiedet sich die Formel 1 Stück für Stück aus Europa, dafür nehmen vor allem die Rennen in Asien stark zu. Patrick Allen, seit Januar Silverstone-Geschäftsführer, glaubt nicht, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren umkehren wird. Er hofft, dass sich die Regierungen der Länder dazu bereiterklären, die Rennen in Europa zu subventionieren.

Titel-Bild zur News: Max Chilton

In Silverstone wurde vor einigen Jahren umgebaut, der Kurs erhielt eine neue Optik Zoom

"Es ist schwierig, einen Grand Prix aufrecht zu erhalten oder damit Geld zu verdienen, wenn es keine Unterstützung von außen gibt. Ganz egal, ob das die Regierung oder ein arabischer Scheich ist", erklärt Allen gegenüber 'The Independent' und stellt fest: "Die Strecken, die in irgendeiner Art unterstützt werden, nehmen immer mehr zu."

"Ohne das - und Silverstone bekommt überhaupt keine Unterstützung - müssen wir uns nach anderen Wegen umsehen, um die Show aufrecht zu erhalten. Meiner Meinung nach müssen wir Silverstone zu einem Anlaufpunkt machen, die Kosten für den Großen Preis von Großbritannien gut kalkulieren und mehr Leute anziehen. Dazu müssen wir vielleicht diversifizieren", so Allens Plan.

Der neue Silverstone-Boss will unter anderem auf Firmenevents oder Konzerte setzen. Seine Erklärung: "Das Konzept eines Rolling-Stones-Konzerts ist im Kern nicht viel anders als ein Grand Prix." Allen fügt hinzu: "Ich würde es begrüßen, wenn die Regierung uns unterstützen würde. Ich denke, sie sollten in einen Ort investieren, der einen guten Businessplan hat. Sie sollten einen Ort wie Silverstone unterstützen, der der örtlichen Wirtschaft in Northamptonshire 80 Millionen Pfund einbringt."

"Ich war nicht überrascht, dass der Große Preis von Deutschland abgesagt wurde." Patrick Allen

"Ich werde hier nicht sitzen und weinen und sagen, dass wir es ohne die Unterstützung der Regierung nicht schaffen, denn wir leiten Silverstone gut und machen Profit. Aber es ist eines der sechs größtes Sportevents in Großbritannien und es ist wichtig, dass wir das behalten." Silverstone zählt neben Spielberg in Österreich zu den einzigen beiden Strecken im aktuellen Kalender, die keine staatliche Unterstützung erhalten.


Fotostrecke: Fahrer über Silverstone: High-Speed ruft

Indirekt fließen allerdings sehr wohl Gelder nach Silverstone, denn der British Racing Drivers' Club, dem die Strecke in Silverstone gehört, erhält Fördergelder aus London. Allen befürchtet derweil, dass die Fans bald überhaupt keine Rolle mehr spielen, wenn die Plätze im Formel-1-Kalender vergeben werden: "Wir haben gesehen, dass die Strecken nach Russland und Bahrain gehen. Katar wird wohl auch bald mitmachen."

"Es ist schwierig, einen Grand Prix aufrecht zu erhalten, wenn es keine Unterstützung gibt." Patrick Allen

Daher war Allen auch klar, dass die deutschen Rennstrecken in diesem "Wettbieten" auf lange Sicht nicht mithalten können: "Ich war nicht überrascht, dass der Große Preis von Deutschland abgesagt wurde. Der Nürburgring hatte Schwierigkeiten und wenn der Grand Prix einen Großteil der Einnahmen ausmacht, dann bist du verwundbar."


Fotostrecke: GP Großbritannien, Highlights 2014

Und auch weitere europäische Strecken stehen vor dem Aus. Nicht nur Silverstone stand in der Vergangenheit immer wieder auf der Kippe, auch der Traditionskurs in Monza könnte seinem Ende entgegengehen. 2015 findet acht der 19 Rennen in Europa statt. Vor 20 Jahren waren es noch elf von 17 gewesen. Der Anteil der europäischen Rennen hat in diesem Zeitraum also bereits um mehr als 20 Prozent abgenommen.

Folgen Sie uns!