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  • 19.03.2015 09:41

  • von Dominik Sharaf

Romain & Marion Grosjean: Ein Arbeitsloser mit Rucksack...

Die Eheleute Grosjean über ihre filmreife Liebesgeschichte: Er hatte bei ihr nie eine Chance, stand abgebrannt vor ihrer Tür, versetzte für den Ehering Hab und Gut

(Motorsport-Total.com) - Kaum ein aktueller Formel-1-Rennfahrer hat ein Leben mit so vielen Höhen und Tiefen hinter sich wie Romain Grosjean. Heute ist der Franzose mit Wurzeln in der Schweiz eine feste Größe im Geschäft, Ehemann und Familienvater. Doch das war längst nicht immer so. "Sacha genießt bei mir Priorität", sagt er 'Paris Match' über seinen 18 Monate alten Sohn. "Ich stehe nachts auf, wir baden zusammen, ich wechsele die Windeln und gebe das Fläschchen, wir teilen uns morgens sogar den Toast."

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean, Marion Jolles

Romain Grosjean und Marion Jolles haben eine Familie gegründet Zoom

Die Ehefrau an seiner Seite ist Marion Jolles, die selbst als Moderatorin der 'TF1'-Autosendung "Automoto" alle Hände voll zu tun hat, aber am Familienleben festhält: "Ich möchte gar kein Kindermädchen. Zweimal die Woche die Kinderkrippe, aber ich will meinen Sohn aufwachsen sehen", meint sie. Um das besser zu koordinieren, zieht die Familie demnächst von London nach Paris um. Sacha und sein in wenigen Wochen erwartetes Geschwisterkind sollen eine öffentliche französische Schule besuchen.

Wer hätte das gedacht? Schließlich war es eine Lovestory mit Irrungen und Wirrungen: Grosjean und Jolles lernten sich 2006 bei einer Motorsport-Gala kennen. Sie war damals vergeben, fünf Jahre älter und lebte in Paris meilenweit entfernt von seiner Heimatstadt Genf. Bei ihm funkte es sofort: "Ein Kollege hat sie an diesem Abend nach ihrer Telefonnummer gefragt. Ich wäre fast verrückt geworden vor Eifersucht", erzählt Grosjean, der seine Marion erst zwei Jahre später erneut sah und nochmal sechs Monate ins Land gehen ließ. "Ich habe einfach zu viel Bammel gehabt, mit ihr etwas trinken zu gehen."

Beruflicher Notfallplan: Grosjean sollte Kochlehre beginnen

Hinzu kam, dass er bei Jolles zunächst auf Granit biss: "Denn ich habe immer gesagt: 'Niemals einen Rennfahrer'. Das war für mich eine ethische Grenze." Kurz darauf ließ sie sich erweichen. Grosjean nutzte 2010 das Ende seiner ersten Formel-1-Karriere bei Renault, um Genf zu verlassen und nach Paris zu ziehen. Romantisch war das aber nicht: "Die Welt war zusammengebrochen. Ich hatte nur das Abitur und keine berufliche Zukunft. Ich stieg einfach mit dem Rucksack in den Zug", berichtet er.

Für Jolles war es kein Problem, dass ihr Freund im Motorsport vor dem Nichts stand, während sie als TV-Moderatorin Karriere machte: "Wäre er Postbote oder Mechaniker, wäre mir das genauso lieb", sagt sie. "Er war schon immer ein leidenschaftlicher Koch, also haben wir uns etwas in diese Richtung überlegt." Die beiden feilten gemeinsam an einem Plan B und beschafften einen Platz in einer renommierten Pariser Kochschule. Dort verdonnerte man Grosjean zu einem zweijährigen Englischkurs.


Fotos: Romain Grosjean, Großer Preis von Australien


Für den Ehering: Grosjean versetzte seine Armbanduhren

Das Problem: Er war damals 24 Jahre alt, die Altersgrenze betrug 25 Jahre. Mit dem Kurs hätte er die Ausbildung nicht beginnen können. "Ich habe ihnen gesagt, dass sich fließend Englisch spräche und mit der Formel 1 an allen möglichen Orten gewesen sei, aber sie haben nie geantwortet", berichtet Grosjean, der sich fortan mit Gelegenheitsjobs durchschlug und parallel an der Wiederaufnahme seiner motorsportlichen Laufbahn arbeitete. Es klappte später mit der GP2, das Konto war noch immer leer.

Um seiner Marion den für den Heiratsantrag passenden Ring zu kaufen und ein Abendessen im Pariser Luxushotel George V. bezahlen zu können, versetzte er eine wertvolle Sammlung von Armbanduhren. Jolles lacht: "Genau dort hatte ich drei Jahre zuvor zu ihm gesagt: 'Das wird nie etwas mit uns. Du bist Schweizer, Rennfahrer und vier Jahre jünger!'". In wenigen Wochen erwartet das Paar sein zweites Kind. Grosjean plant schon weiter: Spätestens im Alter von 40 Jahren ist Schluss mit Motorsport, möglichst mit dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans in der Tasche. Dann will er ein Restaurant betreiben.

"Das wird nie etwas. Du bist Schweizer und Rennfahrer." Marion zu ihrem Romain