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Jenson Button verteidigt V6-Antrieb: "Formel 1 hat keine Wahl"

McLaren-Star Jenson Button schwärmt vom V10-Sound, sieht aber keine Alternative zu den V6-Hybridmotoren, auch Sebastian Vettel hat sich inzwischen arrangiert

(Motorsport-Total.com) - In nur einem Jahr musste das neue V6-Turbo-Hybrid-Reglement bereits einige Anschläge aushalten: Red Bull schlug im Vorjahr vor, die alten V8-Saugmotoren wieder auszugraben und die in der Entwicklung sündteuren neuen Antriebseinheiten ins Museum zu stellen. Und auch die Optik der Boliden steht derzeit zur Debatte.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button verteidigt das Hybrid-Reglement trotz Kritikpunkten Zoom

Doch was ist tatsächlich der richtige Weg für die Formel 1? Sollte man es den Fans rechtmachen, die mit dem aktuellen Motorensound wenig anfangen können? Nicht, wenn es nach Routinier Jenson Button geht. "Die Formel 1 hat sich verändert", sagt der Brite. "Wenn wir jetzt noch den V10-Motor hätten, dann würden keine Hersteller wie Honda in die Formel 1 einsteigen. Es handelt sich um eine neue Technologie, die auch den Automobil-Herstellern zugute kommt. Diesen Weg müssen wir gehen."

Button: Rennaction wichtiger als Sound

Dabei schlagen zwei Herzen in seiner Brust, denn ausgerechnet der V10-Motor, der bis 2005 eingesetzt wurde, hat es Button angetan. "Das war der am aufregendsten klingende Motor, den ich je gefahren habe", schwärmt er. "Ich bin sicher, dass das auch die Leute, die einen V12 gefahren sind, sagen werden."

Das Sound-Problem sieht er aber als unlösbarer Kollateralschaden: "Ich mag den Sound nicht, aber das wird sich nicht so rasch ändern, also müssen wir damit klarkommen. Wenn die Rennen gut sind, dann werden alle den Sound oder das Aussehen der Autos vergessen, also hoffen wir mal auf ein gutes Rennen an diesem Wochenende."

Jenson Button Williams 2000

Bei Williams erlebte Jenson Button den V10-Sound noch hautnah Zoom

Genau daran mangelte es vor zwei Wochen beim Saisonstart in Melbourne. Mercedes dominierte nach Belieben, zudem sorgten die Krisenstimmung bei Sauber und Manor-Marussia sowie die Rücktrittsdrohung von Red Bull für weitere Negativschlagzeilen. Button warnt nun vor einer Überreaktion, denn solange die Mehrzahl der Rennen unterhaltsam ist, stimmt seiner Meinung nach auch das Produkt. Mercedes dürfe man nun nicht dafür bestrafen, besser als die anderen gearbeitet zu haben.

Verbrauchsformel verstärkt Leistungsgefälle

Anfang 2014 sorgte vor allem die ab sofort beschränkte Spritmenge in den Rennen Kritik - ein Faktor, der im Laufe der Saison etwas in Vergessenheit geriet. In Melbourne - eine Strecke, wo der Spritverbrauch höher als auf den meisten Kursen ist - gab es diesbezüglich laut Button große Unterschiede. "Ich habe nach Melbourne mit einigen Leuten gesprochen, die nicht Sprit gespart haben, andere haben ganz massiv gespart", verrät er.

" Wenn man zu wenig Leistung hat, dann steht man öfter auf dem Gas als die Mercedes-Piloten und verbraucht mehr Sprit." Jenson Button

Vor allem die Piloten mit Mercedes-Antrieb haben diesbezüglich einen Vorteil, deutet er an: "Es gibt einen Motor, der mehr Leistung hat, bei einem anderen fehlt nicht viel, und einer liegt recht weit zurück. Und dann kommen wir. Es handelt sich hier um einen Schneeballeffekt: Wenn man zu wenig Leistung hat, dann steht man öfter auf dem Gas als die Mercedes-Piloten und verbraucht mehr Sprit. Dann muss man mehr Sprit sparen und ist sogar noch langsamer."

Versöhnliche Worte von Vettel

Dazu kommt, dass die Piloten mit Renault-Motor auch noch Probleme mit der Fahrbarkeit haben, was den Spritverbrauch zusätzlich ansteigen lässt - eine Schwäche, die Ferrari diesen Winter ausgemerzt hat. "Im vergangenen Jahr gab es einige ziemlich schlimme Rennen, bei denen man eine Menge Benzin sparen musste", erinnert sich Sebastian Vettel, der im Winter seine ungeliebte Renault-Antriebseinheit gegen eine von Ferrari eintauschte. "Diesbezüglich machen wir Fortschritte."

"Je länger man unter den gleichen Regeln arbeitet, umso besser kommt man mit ihnen zurecht." Sebastian Vettel

Vettel war im Vorjahr einer der größten Kritiker des neuen Reglements und sprach sogar Rücktrittsgedanken aus. Heute sieht er die Situation gelassener: "Je länger man unter den gleichen Regeln arbeitet, umso besser kommt man mit ihnen zurecht. Das gilt auch für uns Fahrer." Was für die Fans der Sound ist, dass ist für die Fahrer das geringere Tempo: "Da haben wir einen Schritt zurück gemacht. Allerdings werden wir aufholen, vielleicht sogar mehr, als man zu Beginn des vergangenen Jahres erwartet hätte."