• 30.03.2015 10:15

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Das Ende der Dominanz: "Ein guter Tag für die Formel 1"

Mercedes-Motorsportchef Wolff kann der Malaysia-Schlappe Positives abgewinnen, während sich Red-Bull-Teamchef Horner über einen "typischen Vettel" freut

(Motorsport-Total.com) - Positive Meldungen und die Formel 1? Das passte in den ersten Wochen der Saison 2015 gar nicht zusammen. Der Deutschland-Grand-Prix abgesagt, die kleinen Teams in einer sich zuspitzenden Finanzkrise und die "Action" auf der Strecke beim Auftaktrennen in Australien als solche nicht zu bezeichnen. Es hätte für die Königsklasse nicht besser kommen können als am Sonntag: Sebastian Vettel als Held, das Märchen vom Kindheitstraum Ferrari und das Ende der Mercedes-Dominanz.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Hier hat niemand Schilder vertauscht: Mercedes wurde geschlagen Zoom

Sogar Toto Wolff räumt ein, dass seine sportliche Niederlage heilsame Wirkung gehabt hätte: "Für die Formel 1 ist es doch gut", erklärt der Mercedes-Motorsportchef. "Wir hatten das ja schon im vergangenen Jahr in Bahrain..." Was Wolff meint: Die komplette Szene sprach nicht mehr darüber, aus welchem Team der Weltmeister stammt, sondern debattierte nur noch, wann Lewis Hamilton und Nico Rosberg rechnerisch nicht mehr einzuholen sind. Diese Tage sind gezählt.

Hoffnung macht die Ferrari-Performance auch denjenigen, die in Malaysia als Verlierer vom Platz schlichen. "Kein guter Tag für uns, aber toll für die Formel 1", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner - obwohl er weiß, dass es für seine Farben schwierig werden wird, sich in naher Zukunft weiter vorne als als dritte Kraft zu etablieren. Mut macht dem Briten jedoch, "dass es jemand geschafft hat, Mercedes in einem Rennen anständig und ehrlich zu schlagen."

Smedley freut sich: Harte Arbeit zahlt sich aus

Sein langjähriger Schützling Vettel scheint in Maranello zurück zu alten Tugenden gefunden zu haben. "Das war mal wieder typisch Sebastian", bilanziert Horner schmunzelnd. "Er fährt an der Spitze, haushaltet mit den Reifen und realisiert eine Zweistoppstrategie, die die anderen nicht auf die Reihe bekommen." Da konnte Wolff nur gratulieren: "Positiv ist, dass Ferrari den Sieg verdient hat. Als Motorsportler muss man an anerkennen, dass ihnen alles gelungen ist, Sebastian ein tolles Rennen gefahren ist und die Strategie perfekt umgesetzt wurde."

Williams Chefingenieur Rob Smedley rechnet damit, dass die Silberpfeile zurückschlagen werden, nachdem sie erstmals in der Ära der Turbo-Hybrid-Antriebe einen Grand Prix ohne eigenes Zutun verloren: "Ich weiß nicht, ob es sie überrascht, aber es muss ein Weckruf sein nachdem sie in Australien so dominiert haben", findet er und verweist darauf, dass Hamilton die infolge seines frühen Boxenstopps entstandene Lücke zu Vettel nicht zu schließen vermochte: "Der Rückstand ist geblieben, also sind sie das Rennen insgesamt im gleichen Tempo gefahren."


Fotostrecke: GP Malaysia, Highlights 2015

Der frühere Ferrari-Renningenieur ist froh, dass er seinen alten Kollegen und Freunden wieder auf die Schulter klopfen darf: "Ich freue mich für die Jungs, schließlich waren die vergangenen zwei Jahre ein ziemlicher Schlamassel, was die Ergebnisse betrifft", so Smedley. "Schön, dass sich ihre harte Arbeit auszahlt."