• 19.12.2014 12:51

Horner: "Wille, ein schnelles Auto zu bauen, war nie größer"

Teamchef Christian Horner lässt die Saison 2014 aus Sicht von Red Bull Revue passieren und blickt gleichzeitig auf eine Saison der Veränderungen voraus.

(Motorsport-Total.com) - Nach vier Fahrer- und vier Konstrukteurstiteln in Folge wurde Red Bull in der Formel-1-Saison 2014 auf dem Thron abgelöst. Mercedes war von Beginn an das Maß der Dinge. Für die ehemaligen Weltmeister aus Milton Keynes reichte es nach schwierigem Start immerhin zu Rang zwei in Reihen der Konstrukteure und mit Daniel Ricciardo zu Rang drei in der Fahrerwertung.

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Christian Horner und Red Bull stehen vor einer Saison der Veränderungen Zoom

Red-Bull-Teamchef Christian Horner blickt im Interview auf die Saison 2014 zurück und gleichzeitig auf die bevorstehende Saison 2015 voraus.

Frage: "Christian, wie fällt dein Urteil der Saison 2014 aus?"
Christian Horner: "Wenn man bedenkt, welche Schwierigkeiten wir bei den Testfahrten vor Saisonbeginn hatten, war es eine außerirdische Saison. Wir erlebten zweifellos unsere schlechteste Saisonvorbereitung überhaupt, waren unzuverlässig und nicht konkurrenzfähig. Doch die Trendwende, die uns schon für den Grand Prix von Australien gelungen ist, und die schiere Anstrengung des gesamten Teams im weiteren Saisonverlauf waren herausragend."

Frage: "Wie beurteilst du die Saison von Daniel Ricciardo?"
Horner: "Ganz ehrlich, für mich war Daniel die Sensation des Jahres. Die Art und Weise, wie er Rennen gefahren ist, wie er Rad an Rad gekämpft hat, wie er das Auto im Griff hatte: All das machte deutlich, dass er dorthin gehört, wo er fuhr. Ich würde sagen, er hat alle unsere Erwartungen übertroffen - und sogar seine eigenen."

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo war in der Saison 2014 die Speerspitze von Red Bull Zoom

Frage: "Welche anderen großen Überraschungen hielt die Saison aus deiner Sicht bereit?"
Horner: "Die Performance der Mercedes-Antriebseinheit war schon sehr beeindruckend. Dort wurde hervorragende Arbeit geleistet, um mit einem solch ausgereiften und kompletten Paket anzutreten. Eine andere Überraschung war Daniil Kwjat, der im vergangenen Jahr den Titel in der GP3-Serie gewann und als Rookie ohne Testfahrten im Vorfeld der Saison ein fantastisches Jahr gezeigt hat."

Frage: "Was können wir von der Saison 2015 erwarten?"
Horner: "Bezogen auf das Reglement wird sich im Grunde nichts ändern. Es liegt an den Teams, Mercedes einzuholen. Wir arbeiten intensiv mit Renault zusammen, um den Rückstand zu verringern, doch diese Jungs (Mercedes; Anm. d. Red.) werden auch nicht auf der Stelle treten. Mit Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat haben wir eine aufregende Fahrerpaarung. Die beiden werden alles geben und sich gegenseitig anstacheln. Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) sehen wir in Rot. Das wird in den ersten Rennen sicherlich etwas seltsam sein... Fernando Alonso ist zurück bei McLaren... Ich glaube, es wird eine Saison der Veränderungen."

Frage: "Was sagst du zur Rückkehr von Honda?"
Horner: "Es ist großartig, dass Honda wieder dabei ist. Sie werden gute Arbeit leisten, denn es ist ein erstklassiges Unternehmen. Sie haben eine erfolgreiche Vergangenheit in diesem Sport und ich bin mir sicher, dass sie sich voll ins Zeug legen werden."

Verpflichtung von Kwjat bringt neuen Schwung ins Team

Frage: "Was führte zur Entscheidung, Daniil Kwjat für 2015 das Cockpit neben Daniel Ricciardo zu geben?"
Horner: "Daniil hat in diesem Jahr eine phänomenale Leistung gezeigt und war sehr schnell. Was uns aber das wirkliche Vertrauen in ihn geschenkt hat, war die Leistung von Daniel Ricciardo. Daniel die Möglichkeit bei Red Bull gegeben zu haben, hat uns gezeigt, dass man in den Nachwuchs investieren und diesen jungen Burschen auch vertrauen kann. Deshalb haben wir uns beim zweiten Auto für Daniil entschieden. Auf diese Weise kommt neuer Schwung ins Team. Die beiden Fahrer kennen sich gut und kommen sehr gut miteinander aus. Abseits der Rennstrecke sind sie beide zu Scherzen aufgelegt, aber sobald sie im Auto sitzen, nehmen sie ihre Sache sehr ernst. Sie wissen um die Verantwortung, für Red Bull als Marke, als Team und im Namen aller Mitarbeiter zu fahren."

Daniil Kwjat

Der junge Russe Daniil Kwjat ist ab sofort neuer Teamkollege von Ricciardo Zoom

Frage: "Inwiefern wird Adrian Newey in der Saison 2015 eingebunden sein?"
Horner: "Adrian zieht sich ein wenig zurück, aber er ist immer noch stark involviert. Er überwachte das Design des neuen Autos und wird bei einigen Rennen vor Ort sein. Auch bei einigen der Testfahrten vor Saisonbeginn wird er anwesend sein. Er wird seine Zeit zwischen der Formel 1 und Red Bull Advanced Technologies aufteilen. Wir haben ja kürzlich ein Projekt zusammen mit Ben Ainsle Racing, einem Team beim Americas Cup, bekanntgegeben. Dabei geht es vordergründig um Simulationen und mathematische Modelle. Es ist toll, Adrian als Berater für Dan Fallows, Rob Marshall, Pierre Wache und Paul Monaghan nach wie vor im Team zu haben. Wir haben eine außergewöhnlich starke Führungsriege auf dem Gebiet der Technik."

Frage: "Was waren für dich die drei Highlights aus den zehn Jahren Red Bull in der Formel 1?"
Horner: "Platz vier von DC (David Coulthard; Anm. d. Red.) bei unserem ersten Grand Prix. Das war ein großartiger Moment für das Team, denn er machte deutlich, dass wir in der Formel 1 angekommen sind. Dann würde ich natürlich unseren ersten Sieg in China 2009 nennen, der gleich ein Doppelerfolg war. Und schließlich der Gewinn unseres ersten Fahrer- und Konstrukteurstitels zwölf Monate später in Abu Dhabi. Sebastian gewann entgegen der Erwartungen das Rennen. Die Tatsache, dass Dietrich Mateschitz vor Ort war, ließ diesen Tag zu einem ganz besonderen werden, schließlich ist er nur bei sehr wenigen Rennen an der Strecke."


Sebastian Vettels Abschied von Red Bull

Frage: "Wie verbringt das Team die Weihnachtsfeiertage?"
Horner: "Nun, das neue Jahr scheint im Grunde schon begonnen zu haben. Bei der Weihnachtsfeier konnten alle einen Gang zurückschalten, aber der Wille, für das neue Jahr ein schnelles Auto zu bauen, war nie größer. Über Weihnachten wird es ein paar freie Tage geben. Die Teammitglieder, die das gesamte Jahr über unterwegs sind, gönnen sich eine wohlverdiente Pause, aber in der Fabrik wird auch während der Feiertage pausenlos gearbeitet."