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Williams: "Politik ist für uns zweitrangig"

Zwischen den Fronten: Während Force India & Co. auf Konfrontationskurs gehen, hält sich Claire Williams aus allen politischen Streitereien heraus

(Motorsport-Total.com) - Während Force India, Lotus und Sauber hinter den Kulissen um eine Neuregelung der Einnahmenverteilung innerhalb der Formel 1 kämpfen und ihrer Unzufriedenheit mit der derzeitigen Situation zuletzt auch schriftlich Ausdruck verliehen haben, hält sich Williams (obwohl auch ein herstellerunabhängiges Privatteam) aus allen Streitereien heraus. Die Stellvertretende Teamchefin Claire Williams fährt damit einen Kurs ganz im Sinne ihres Vaters Frank, der momentan im Krankenhaus liegt und seit Jahren ein gutes Verhältnis zu Bernie Ecclestone pflegt.

Titel-Bild zur News: Claire Williams

Claire Williams solidarisiert sich nicht mit Teams wie Force India oder Sauber Zoom

"Wir stehen in dieser Angelegenheit in der Mitte zwischen den beiden Camps, weil wir die Argumente beider Seiten verstehen", erklärt Williams. "Es gibt Teams, die ums Überleben kämpfen. Als Team kämpfen auch wir tagein, tagaus dafür, jene Einnahmen zu sichern, die wir benötigen, um weiter rennfahren zu können. Dafür haben wir also Verständnis." Zumal Williams 2013 als WM-Neunter ebenfalls noch schwer zu kämpfen hatte.

"Aber wir verstehen auch die andere Seite, dass die Teams mit den größeren Budgets glauben, ihnen steht das Geld zu. Das ist in Ordnung", verweist sie auf die unterschriebenen Individualverträge der Teams, auf deren Einhaltung Ferrari, Red Bull & Co. naturgemäß bestehen. "Wenn mir jemand 100 Millionen dafür geben würde, ein Jahr lang Rennen zu fahren, würde ich demjenigen sofort die Hand abbeißen! Das liegt in der Natur der Sache."

In dem Brief an Bernie Ecclestone werfen Force India & Co. den Formel-1-Verantwortlichen auch vor, gegen EU-Wettbewerbsrecht zu verstoßen. Denn eines der wichtigsten Entscheidungsgremien der Königsklasse, die Strategiegruppe, schließt zwar die FIA und die Inhaber der kommerziellen Rechte ebenso ein wie sechs Teams (Ferrari, McLaren, Mercedes, Red Bull und Williams als feste Mitglieder, Lotus wird 2015 durch Force India ersetzt), klammert aber alle anderen Teams aus.

Williams wünscht sich, dass hinsichtlich der Frage der Legalität der Strategiegruppe nicht die Gerichte entscheiden müssen, sondern hinter verschlossenen Türen eine Lösung gefunden werden kann. Und sie teilt die Einschätzung von Force India & Co. ohnehin nicht: "Ich stimme nicht zwangsläufig zu, dass die Strategiegruppe ein Kartell ist. Als sie gegründet wurde, haben alle Teams zugestimmt." Also auch die, die nicht in der Strategiegruppe repräsentiert sind.

Generell nimmt Williams eine neutrale Position ein, weil das Team erstens nicht so akut gefährdet ist wie so mancher Konkurrent, und weil sie zweitens nicht glaubt, dass der Kampf um eine höhere Einnahmenbeteiligung zu gewinnen ist: "Wenn sie da sind, toll, aber momentan sind sie nicht da. Ich werde nicht meine Zeit verschwenden, dafür zu kämpfen, wenn ich nicht daran glaube, dass ich den Kampf gewinnen kann."

"Uns ist wichtig, dass der Sport seiner DNA treu bleibt. Das bedeutet, dass Konstrukteure in der Startaufstellung stehen und ein ausreichend großes Feld stellen, mit dem aufregende Rennen ausgetragen werden können", sagt sie. "Wir tun, was wir am besten können, nämlich Rennen fahren. Die Politik ist für uns zweitrangig. Wir wollen nicht zu den Rennen kommen und streiten. Wenn diese Teams das tun wollen, dann fein, das ist ihre Entscheidung."


Fotos: Williams, Großer Preis von Abu Dhabi, Pre-Events


Das Williams-Team kassierte im vergangenen Jahr knapp 60 Millionen US-Dollar aus dem Einnahmentopf der Formel 1. Zum Vergleich: Ferrari erhielt 166, Marussia nur zwölf Millionen. Dank Hauptsponsor Martini steht Williams momentan relativ solide da, sodass sich das Team den Luxus leisten kann, sich nicht mit Force India & Co. zu solidarisieren. "Die Formel 1 ist, wie sie ist. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Thema aufkommt", relativiert Williams.