• 22.11.2014 16:36

  • von Dennis Hamann

Webber: "Lewis sollte im Normalfall Weltmeister werden"

Mark Webber glaubt, dass es ein ganz enges Rennen wird, sollte aber nichts dazwischen kommen, setzt er auf Lewis Hamilton als Weltmeister

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber fuhr die letzten vier Jahren seiner Formel-1-Karriere im eigenen Team gegen den jeweiligen Weltmeister. Oft galt er auch als ärgster Widersacher, auch wenn er Sebastian Vettel in all den Jahren am Ende nie wirklich gefährlich werden konnte. Trotzdem weiß wohl keiner besser, wie es sich anfühlt, gegen den eigenen Teamkollegen um die Krone der Formel 1 zu fahren. Im Interview mit 'Sky Sports F1' erklärt der Australier, dass Nico durch die Pole-Position durchaus einen Vorteil im entscheidenden letzten Rennen des Jahres hat: "Vier Zehntel zwischen Nico und Lewis, das ist ein großer Abstand."

"Die Runde von Lewis war zwar nicht so gut, aber er hat eigentlich nicht viel Zeit verloren. Das zeigt, wie stark die Runde von Nico war. Er hat einen guten Job gemacht", so Webber. Auf dem Yas Marina Circuit kommt vor allem das sanftere Bremsen dem Deutschen laut dem Australier entgegen: "Bei Nico bleibt das innere Vorderrad durch seinen weicheren Fahrstil beim Bremsen nicht so viel stehen. Die Jungs müssen hier oft die Bremsbalance verändern. Es gibt große Unterschiede auf der Strecke zwischen harten und eher weicheren Bremszonen. Da kann es schnell passieren, dass die Reifen blockieren", so Webber. "Nico ist da technisch vielleicht etwas versierter."

Vor allem der Abstand von exakt 0,386 Sekunden auf Hamilton bei einer Pole-Zeit von 1:40.480 Minuten nötigt dem ehemaligen Formel-1-Fahrer Respekt ab: "Es ist hier sehr schwierig, eine gute Runde hinzubekommen. Du startest mit einem schnellen Abschnitt durch die ersten drei Kurven. Aber am Ende der Runde ist es dann sehr einfach, das Auto zu überfahren und auf den langen Geraden den Bremspunkt zu verpassen. Es ist nicht einfach und Nico hat da einen guten Job abgeliefert und einen großen Abstand herausgefahren. Und die Pole ist auch genau der Ort, an dem er sein sollte", erklärt Webber.

Webber: "Es ist nicht die beste Ausgangslage für Lewis"

"Hinter ihm steht in der Startaufstellung der Williams, der von der Zeit her näher an Lewis dran ist, als der an der Pole", so Webber. "Das sind Faktoren, die Lewis durchaus nervös werden lassen könnten. Dann kommt im Rennen vielleicht noch ein schlechter Boxenstopp dazu und es sieht schon ganz anders aus. Nico hat auf jeden Fall alles gemacht, was er kann. Lewis kann das Rennen zwar absitzen und Zweiter werden, aber es ist für ihn nicht die beste Ausgangslage um die Meisterschaft zu gewinnen."

Entsprechend könnten vielleicht die kleinen Nadelstiche und Psychospielchen abseits der Piste auch ein Faktor sein, der die Fahrer beeinflusst: "Ich denke, wenn man um die Weltmeisterschaft fährt, kann jede kleine Nadel wertvoll sein", ist der 38-Jährige sicher. "Nico ist in seiner Box wie ein Manager vor einem Boxkampf. Das sind eh immer die Besten, wenn sie außerhalb des Rings so großspurig reden. Diesmal ist es eben kein Boxring, sondern das Cockpit. Eigentlich traut man dieses Verhalten nur Lewis zu. Aber beide sind nicht zurückhaltend, was diese Aussagen angeht. Das ist gut!"

Da die Taktik von Rosberg nur "voller Angriff" sein kann, ist sich der Australier sicher, dass sich auch gleich zu Beginn des Rennens die Taktik von Hamilton herausstellen wird: "Er wird es innerhalb der ersten Sekunde wissen, in welche Richtung sich sein Rennen entwickelt. Und danach wird er sich auf den Abstand zu Nico konzentrieren. Er wird auf seine Reifen schauen, wird versuchen, die Williams hinter sich zu lassen und seinen zweiten Platz so gut es geht abzusichern. Wenn er dann näher an Nico kommen sollte, wird er um die Boxenstopps herum nochmal Gas geben, ähnlich wie in Brasilien", erklärt der ehemalige Red-Bull-Fahrer.


Fotos: Großer Preis von Abu Dhabi


"In Brasilien hat Lewis versucht Druck zu machen, das hat nicht funktioniert, aber er hat es versucht. Das wird auch der Schlüssel für dieses Rennen sein. Wenn er das aber nicht braucht und die Williams nicht mithalten können, dann wird es für Lewis einfach", ist Webber sicher. "Trotzdem ist es unmöglich, sich auf einen von beiden festzulegen. Ich denke aber, wenn beide Autos funktionieren, wird es Lewis heimfahren. Wenn es aber irgendwelche Zwischenfälle gibt, ist Nico zurück im Spiel."