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  • 23.11.2014 10:33

  • von Craig Scarborough (Haymarket)

Technikanalyse: Darum wurde Red Bull disqualifiziert

Nachdem Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo wegen eines flexiblen Frontflügels vom Qualifying in Abu Dhabi disqualifiziert wurden, muss Red Bull schnell handeln

(Motorsport-Total.com) - Red Bulls Disqualifikation vom Qualifying in Abu Dhabi aufgrund der Flaps am Frontflügel, die sich unter Last verbiegen, hat die Kontroverse über bewegliche Teile an den Autos neu entfacht. Die Verkündung der Disqualifikation durch die FIA war kurz und die spezifischen Details darüber, welche Teile des Flügels sich bewegt haben, wurden nicht veröffentlicht.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Das fragliche Teil: Der Frontflügel war für den Geschmack der FIA zu beweglich Zoom

Allerdings hat die FIA bestätigt, dass es sich bei den fraglichen Teilen um die Flaps handelt. Es sind die hintersten Teile des Frontflügels, die typischerweise den verstellbaren Abschnitt bilden. Diese Teile können verstellt werden, wenn das Auto abgestellt wurde, allerdings ist jegliche Art der Bewegung unter Last verboten. Es gibt mehrere Artikel in den technischen Regeln, die beim Frontflügel Anwendung finden können.

Artikel 3.15 besagt, dass die Karosserie im Verhältnis zum Rest des Autos fest und unbeweglich sein muss. Da kein Teil komplett unbiegsam sein kann, gibt es eine weitere Regel, die einige Tests im Hinblick auf spezifische Bereiche festlegt. Artikel 3.17 beschreibt diverse Tests im Hinblick auf die Durchbiegung, allerdings beinhaltet er nur einen Test für den Frontflügel, der außerdem keine Auswirkung auf die Flaps hat.

Flexibilität und ihre Vorteile

Die Regel in Artikel 3.17.8 besagt, dass die FIA, um sicherzustellen, dass die Anforderungen aus Artikel 3.15 erfüllt werden, das Recht hat, weitere Biegungs-Tests an einem beliebigen Teil der Karosserie durchzuführen, das sich zu bewegen scheint, während das Auto fährt. Wenn die Flaps des Frontflügels sich unter Geschwindigkeit bewegen, dann bietet das mehrere potenzielle Vorteile.

Der offensichtlichste Vorteil würde dann entstehen, wenn der Flügel bei hoher Geschwindigkeit flacher wird. Dadurch würde der Winkel der Angriffsfläche kleiner werden, den Abtrieb reduzieren und einen höheren Top-Speed erlauben. Zweitens könnte eine Bewegung des Flaps die Lücke zwischen den Flügelelementen schließen. Dadurch würden Abtrieb und Luftwiderstand weiter reduziert werden.

Zuletzt, wenn das Team clever ist, könnte die Veränderung des Frontflügels durch die Verbiegung außerdem den Luftstrom in Richtung des Hecks und damit Teile wie den Diffusor oder den Heckflügel beeinflussen. Wenn diese Komponenten auf diese Art beeinflusst werden, würde das denn Luftwiderstand sogar noch stärker reduzieren und einen höheren Top-Speed mit sich bringen.

Diese Verbiegung könnte auf mehrere Arten erzielt werden. Zunächst einmal dadurch, dass die Kohlefaser-Karosserie flexibel ist. Das könnte bedeuten, dass sie zwar jeden zu erwartenden FIA-Test besteht, sich allerdings unter einer größeren Last als der getesteten verbiegt. Zweitens könnte der Flügel mechanisch so konstruiert sein, dass er den Test der FIA besteht, sich bei höherer Last allerdings verbiegt, möglicherweise durch den Gebrauch einer Feder.

Red Bull akzeptiert Strafe

Red Bull hat die Entscheidung der FIA akzeptiert, allerdings auch deutlich gemacht, dass sie davon ausgehen, dass andere Teams die Regeln in der gleichen Art und Weise interpretieren. Eine Analyse der Autos ist schwierig, wenn diese sich auf der Strecke befinden. Die Onboard-Kameras sind eine gute Möglichkeit, um eine Verbiegung zu beobachten, allerdings wird der Frontflügel bei der Kamera auf dem Überrollbügel oft durch die Reifen und die Aufhängung verdunkelt.

Die Kameras, die tiefer an der Nase angebracht sind, bieten sich besser für eine solche Analyse an. Die Aufnahmen aus einer Kamera an der Williams-Nase in Abu Dhabi scheinen zu zeigen, dass sich die Flaps dort nach unten verbiegen. Allerdings hat die FIA die Autos für legal erklärt. Während des Qualifyings zeigen Super-Zeitlupen häufig Aufnahmen, in denen sich Frontflügel während der Fahrt über Randsteine in einer alarmierenden Art bewegen und sogar den Boden berühren und für einen Funkenschlag sorgen.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Abu Dhabi


Diese Art der Verbiegung ist allerdings unvermeidbar und reicht nicht aus, um einem Team nachzuweisen, dass sich sein Frontflügel vorteilhaft verbiegt. Aufnahmen von Autos am Ende einer Geraden legen nahe, dass viele Teams Frontflügel haben, die offenbar um ihre Befestigung rotieren. Jedoch ist der Winkel dieser Aufnahmen nicht konstant und das Auge kann leicht getäuscht werden und einen geneigten Flügel sehen, wenn er auf dem gleichen Niveau wie der Unterboden des Autos ist. Red Bull muss seine Flügel nun vor dem Rennen ersetzen oder modifizieren.