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  • 01.11.2014 19:06

  • von Roman Wittemeier

Sauber, Lotus und Force India: Boykott als Hilferuf?

Die kleinen Teams wollen ihrer Forderung nach gerechterer Geldverteilung mehr Nachdruck verleihen: Rennboykott in Austin als mögliches Mittel

(Motorsport-Total.com) - Der Streit um die Finanzen in der Formel 1 könnte noch an diesem Rennwochenende in Austin eskalieren. Die Teams Sauber, Lotus und Force India fordern lautstark eine größere Beteiligung an den Vermarktungserlösen. Diese Rufe sind bislang an Bernie Ecclestone abgeprallt, denn der Brite kann auf gültige Verträge mit den Teams verweisen, in denen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die kleinen Teams eindeutig festgehalten sind. Hilfe von den großen Werksteams dürfen die Kleinen auch nicht erwarten.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

In den Trainings waren Sauber und Force India ganz normal unterwegs Zoom

Schon am Freitag hatten die Teamverantwortlichen Monisha Kaltenborn (Sauber), Gerard Lopez (Lotus), Vijay Mallya und Robert Fernley (beide Force India) einen eindringlichen Appell platziert: man brauche mehr Anteile aus dem Einnahmentopf von Bernie Ecclestone, sonst sehe es düster aus. Gleichzeitig kritisierte man die Gleichgültigkeit, mit der Ecclestone, die Formel-1-Besitzer CVC und die großen Teams den Sorgen der kleinen Mannschaften begegnen.

Um sich Gehör zu verschaffen, könnten die drei privaten Teams möglicherweise an diesem Wochenende in Texas bis zum Äußersten gehen: Sauber, Lotus und Force India werden den Grand Prix möglicherweise boykottieren. Die Teams selbst haben eine entsprechende Drohung nie offen ausgesprochen - logisch, denn mit einer solchen Vorgehensweise würde sich ein Ecclestone nicht an den Verhandlungstisch zwingen lassen. Vielmehr streute man den drohenden Boykott als Gerücht. Auf konkrete Nachfragen gab es anschließend kein klares Dementi.

Boykott geplant? Es fehlt das Dementi!

"Keine Ahnung. Ich weiß nicht, woher das kommt", so Lotus-Eigner Gerard Lopez. Man habe sich zwar mit Force India und Sauber zusammengesetzt, um über die Verteilung der Gelder zu diskutieren, aber von einem drohenden Boykott des Rennens wisse er persönlich nichts. "Bernie Ecclestone vermutet, dass es im kommenden Jahr nur noch 14 Autos geben könnte. Die Frage ist, ob einige Teams bewusst aus dem Geschäft gedrängt werden sollen. Was läuft hier für ein Spiel?", so der stellvertretende Force-India-Teamchef Robert Fernley.

"Wir haben oft genug darüber diskutiert, und nie ist etwas passiert. Es ist an der Zeit, dass wir handeln", lautet die klare Ansage von Vijay Mallya, der mit seinem indischen Team nicht gerade auf Rosen gebettet ist. Aus dem Umfeld der drei angeblich über einen Boykott nachdenkenden Teams ist zu hören, dass nun Taten folgen werden. "Wir werden uns nicht zurücklehnen und alles so akzeptieren. In den kommenden Monaten wird etwas getan", so ein nicht genanntes Teammitglied gegenüber 'Autosport'.

Wie könnte ein möglicher Rennboykott aussehen? Sauber, Force India in Lotus würden am Sonntag zwar im Grand Prix starten, um die Bedingungen der Einschreibung für die laufende Saison zu erfüllen, dann jedoch schnell geschlossen in die Box fahren und das Rennen beenden - ein Bild, das die amerikanischen Fans 2005 aufgrund des damaligen Michelin-Reifenproblems schon einmal gesehen haben. "Ob es so kommen wird, müsste man die Teambesitzer fragen", so Fernley bei 'Sky Sports F1'. "Es gibt aber solche Diskussionen."

"Dem Inhaber der kommerziellen Rechte und den fünf großen Teams muss klargemacht werden, dass wir gerade zwei Teams verloren haben wegen wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, die sich ändern ließen. Das alles hätte nicht passieren müssen", meint Fernley. "Es ist eine Situation entstanden, in der nun der Inhaber der kommerziellen Rechte gemeinsam mit den fünf großen Teams die Regeln aufstellt. Dort liegt die Macht. Force India und andere Teams haben keine Stimme - und werden manchmal nicht einmal über Vorgänge informiert. Das ist die aktuelle Lage."