• 31.10.2014 00:43

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Sackgasse Kundenautos: Kaltenborn sieht Schreckensszenario

Die Sauber-Teamchefin glaubt, dass das Modell kleine Mannschaften in die Bedeutungslosigkeit verbannen und den Sport zerstören würde

(Motorsport-Total.com) - Nach dem vorläufigen Aus für Caterham und Marussia ist klar: Der Formel 1 stehen hinsichtlich ihrer Rahmenbedingungen Veränderungen bevor. Der am häufigsten zitierte Plan ist es, Topteams - wenn nicht sogar alle Mannschaften - mit drei Boliden an den Start zu schicken. Das wiederum ebnet wegen des höheren Aufwandes dem Kundenauto-Modell dem Weh und lässt bei Monisha Kaltenborn die Alarmglocken schrillen. "Das dritte Auto ist nichts, nach dem wir streben sollten", warnt sie.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Kaltenborn will auf keinen Fall einen Ferrari von der Stange einkaufen müssen Zoom

Die Sauber-Teamchefin positioniert sich klar gegen den Boliden von der Stange: "Wenn ich mir das angebliche Konzept anschaue, frage ich mich, wie das funktionieren soll", erklärt die Österreicherin kopfschüttelnd. "Dann könnte ich nicht einen einzigen Sponsor finden, der uns unterstützen würde. Das ist unmöglich." Kaltenborn hat bereits bei Geldgebern vorgefühlt und biss auf Granit. Denn wie soll ich jemand überzeugen lassen, einen Wagen zu bekleben, der sicher nie ganz vorne fährt?

Schließlich scheint es mehr als unwahrscheinlich, dass sich die Werksfahrzeuge beispielsweise aus den Häusern Mercedes und Ferrari von ihren zahlenden Ablegern ein Schnippchen schlagen ließen. Zu viel Geld und zu viel Know-how steckt in den Projekten. "Die Sponsoren würden doch zum Hersteller gehen und nicht zum Kundenteam", hadert Kaltenborn und verweist auf die Dominanz einzelner Mannschaften in den vergangenen Jahren, erst Red Bull und jetzt Mercedes.

Durch ein drittes Auto würden die Abgehängten noch weiter in die Versenkung abrücken: "Nun stellt man sich ein solches Konstrukt mal vor. In diesem Jahr gäbe es dann ein ziemlich großes und berühmtes Team, das extrem weit hinten herumfahren würde", spielt Kaltenborn auf McLaren an und sieht fatale Konsequenzen: "Wie lange würde so etwas denn funktionieren können? Es würde letztlich den Sport zerstören."


Fotos: Sauber, Großer Preis der USA


Hinzu kommt, dass aus Sicht der Sauber-Verantwortlichen das Kostenargument kein schlüssiges ist, sondern das Unterfangen "nicht gerade billig". Dadurch, dass die kleinen Teams kaum noch etwas selbst produzieren würden, sehen Befürworter eine Entlastung. "Man wird schnell bei einem Budget von 50 bis 60 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 40 bis 47 Millionen Euro; Anm. d. Red.) sein - das geht ganz schnell", kontert sie und erkennt im Stillstehen respektive Rückbau der Produktion eine Sackgasse: "Es gibt keinen Weg zurück. Man müsste Unsummen in die Hand nehmen, um wieder zu einem Konstrukteur zu werden."