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Mercedes' Coup: Dann klappt's auch mit dem Vorstand

Das kostspielige Formel-1-Projekt der Stuttgarter wurde kritisch geprüft und von Aktionären sowie dem Betriebsrat hinterfragt: "Jetzt ist alles wieder gut", sagt Wolff

(Motorsport-Total.com) - Am Sonntag in Sotschi gab es mit dem ersten Konstrukteurs-Titel der Geschichte den Lohn für alle Mühen. Doch Mercedes' Formel-1-Projekt war längst nicht immer unumstritten. In die Finanzierung eines Teams, das jahrelang bestenfalls Mittelmaß war, floss viel Geld. Einzelne Aktionäre und der Betriebsrat gingen wegen der Investition zwischenzeitlich auf die Barrikaden, doch der Vorstand bewies Durchhaltevermögen, wartete die neue Hybridära ab und ließ die Kritiker verstummen.

Entsprechend froh zeigt sich Dieter Zetsche über den größten Erfolg der jüngeren Motorsport-Geschichte: "Es erfüllt uns mit Stolz und großer Zufriedenheit, zum ersten Mal mit einem Silberpfeil die Konstrukteurs-WM gewonnen zu haben", jubelt der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG und betont, dass der Knoten zu einen Zeitpunkt platzt, an dem die Formel 1 eine Revolution erfuhr: "Für einen Hersteller wie Mercedes ist es von besonderer Bedeutung, dies in einem Jahr des technologischen Umbruchs zu erreichen", betont Zetsche.

Nicht nur in Sachen Prestige, auch aus Marketingsicht ist die Sache ein Glücksgriff, schließlich dreht sich in der Automobil-Brache alles um "grünere" Technologie. Titel für effizientere Formel-1-Autos kommen da gerade recht. Zu den Gewinnern gehört auch Toto Wolff, der gut eineinhalb Jahre nach seiner Installation als Motorsportchef sein Engagement rechtfertigt. Der Rückendeckung aus Stuttgart war er sich immer sicher: "Die Jungs auf dem Gipfel des Berges sind dort nicht hingefallen", sagt der Österreicher. "Sie wissen schon, wie schwierig der Aufwand war."

Wolff ist klar, dass es um das Unternehmen Königsklasse nicht immer gut bestellt war. Weil BMW und Audi sich im Premiumsegment des Automobil-Marktes exzellent positionierten, ohne dabei auf die Formel 1 zu setzten, wurde die Angelegenheit bei mancher Hauptversammlung zum Politikum und insbesondere von den Investmentfonds vorangetrieben. Ein Millionen-Vertrag für Michael Schumacher erzürnte den Betriebsrat. "Die Entscheidung, das Projekt zu betreiben, hat viele Jahre zu Frust geführt. Jetzt Weltmeister zu sein, macht das alles wieder gut", bilanziert Wolff.


Fotostrecke: Mercedes: Der Weg zum Konstrukteurstitel

Hat sich aus unternehmerischer Sicht das gesamte Geld, das nach Brackley und nach Brixworth floss, rentiert? Wolff, der sein Geld selbst in der Finanzbranche verdient, glaubt das: "Es ist ein knallhartes Investment und knallhartes Kalkül. Dieses ist mit dem Weltmeister-Titel aufgegangen. Mercedes ist der beste Konstrukteur der Welt, wir schließen an die Erfolge der Fünfzigerjahre an." Der Motorsportchef betont, dass die Summe richtiger Entscheidungen und nicht eine einzelne Maßnahme dazu geführt hätten. Auch sei die Unterstützung des Daimler-Konzerns ein elementarer Baustein gewesen. "Die Unterstützung ist nicht nur kommerziell. Der Titel gebührt allen", so Wolff.