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Wolff über Funkdebatte: "Es darf dir nichts rausrutschen"

Durch die neue Auslegung des Funkverkehrs müssen die Ingenieure genau auf ihre Wortwahl achten - Dennoch findet Toto Wolff den neuen Weg richtig

(Motorsport-Total.com) - Der eingeschränkte Funkverkehr sorgte im Vorfeld des Grand Prix von Singapur für viel Aufregung und Diskussionen. An den beiden Trainingstagen wurden dennoch keine besonderen Vorkommnisse von der Rennleitung registriert. Die Ingenieure und Fahrer halten sich an die neuen Vorgaben für den Boxenfunk. Es gibt aber einen großen Unterschied: Wenn die Autos in der Box stehen, dürfen die Fahrer sehr wohl Fahrtipps und genaue Anweisungen vom Ingenieur aufs Ohr bekommen. Ist der Wagen auf der Strecke unterwegs, dürfen Fahrtipps nicht gegeben werden.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Seit Singapur sind andere Ansagen über die Kopfhörer zu hören Zoom

Das sorgte während des Qualifyings für etwas Verwirrung, als solche Funksprüche zeitverzögert von der Weltregie eingespielt wurden. Die betreffenden Teams beteuerten umgehend via Twitter, dass diese Funksprüche schon etwas früher, als das Auto noch an der Box war, getätigt wurden. Die neue Auslegung des Reglements soll in erster Linie wieder mehr Verantwortung in die Hände der Fahrer legen. Trotz der Diskussionen in den vergangenen Tagen ist die Resonanz im Fahrerlager positiv.

"Man hat sich auf eine Regel im Sportlichen Reglement berufen, dass der Fahrer ohne Hilfe von außen das Fahrzeug bewegen muss", erläutert Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei 'RTL'. "Dann ist man im ersten Schritt vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen, denn man hat gesagt, gar keine Kommunikation zwischen Boxenmauer und Fahrer. Das geht natürlich nicht. Es sind moderne hochtechnologische Fahrzeuge. Wir können uns nicht in die siebziger Jahre zurückbeamen und so tun, als gäbe es die Technologie nicht. Man braucht auch das Feedback."

"Wo der Fahrer Tipps bekommt, um schneller zu fahren, das findet jetzt nicht mehr statt. Das ist auch richtig", begrüßt der Österreicher die neue Funkvorgabe. An der Box dürfen sich die Fahrer weiterhin mit den Ingenieuren austauschen, um mehr aus dem Auto herauszuholen. Die Daten der beiden Fahrzeuge werden miteinander verglichen und ein Fahrer sieht sehr genau, wo der Teamkollege schneller oder langsamer ist.

Nur während des Fahrbetriebs dürfen diese Hinweise nicht mehr gefunkt werden. Vor allem die Ingenieure müssen achtsam sein, denn sie dürfen nicht in die alte Gewohnheit zurückfallen. "Wir denken schon sehr viel darüber nach", sagt Wolff bei 'Sky', dass die neue Vorgabe den Teams dennoch Arbeit bescherte. "Es wird auch immer gecheckt: Kann ich das sagen oder kann ich das nicht? Weil so lange eingelernte Prozesse plötzlich verändert werden müssen."


Großer Preis von Singapur

"Es darf dir auch nichts rausrutschen, weil man sich eine Strafe einfangen könnte. Insofern ist man da schon sehr vorsichtig. Ich bin gespannt, ob das morgen allen so gelingt", denkt Wolff an den Stress während eines Rennens. Und obwohl die Formel 1 über die modernste Technik verfügt, muss manchmal auch zu simplen Methoden gegriffen werden: "Es gibt eine genaue Liste von Dingen, die man sagen darf. Ein Mann sitzt mit einem Zettel da, aber wenn es ein Prozess ist, den der Fahrer mit dem Ingenieur einfach jahrelang praktiziert hat, und er fährt raus und sagt dann: 'Brake balance for lap 1', dann ist das schon zu viel - und dann ist die Sache unangenehm", so Wolff.