powered by Motorsport.com
  • 15.09.2014 17:17

  • von Dominik Sharaf & Roman Wittemeier

Formel 1 in den sozialen Medien: Weiter Rundenrückstand

Erst rauchen, dann Geld in den Automaten: Ecclestone will nur in Twitter & Co. investieren, wenn er daran verdient, könnte aber umdenken - Mercedes initiativ

(Motorsport-Total.com) - Es war eine kleine Randnotiz und trotzdem sagte es so viel über die Zukunft der Medien- und Unternehmenskommunikation aus: Während der Fußball-Weltmeisterschaft flimmerte ein Twitter-Hashtag nach dem anderen über die Videobanden der brasilianischen Stadien. Konventionelle Firmenlogos und Slogans gerieten ins Hintertreffen. Wenn die Formel 1 auf die Strecke geht, ist - von den Initiativen einzelner Fernsehsender abgesehen - kaum etwas von sozialen Netzwerken zu sehen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Nicht jeder in der Formel 1 ist so von den Netzwerken begeistert wie Lewis Hamilton Zoom

Otmar Szafnauer glaubt, dass sich etwas ändern könnte: "Das passiert langsam aber sicher", sagt Force Indias Betriebsdirektor über die Integration der neuen Kanäle. "Hinter den Kulissen arbeitet das FOM (Formula One Management; Anm. d. Red.) daran, die sozialen Medien zu stärken." Sichtbar wurde davon bislang wenig. Es bleibt bei Absichtsbekundungen wie denen Federico Gastaldis: "Es gibt heutzutage andere Mittel als Fernsehen und viel mehr Möglichkeiten für die breite Masse, verschiedene Sportarten anzusehen und daran teilzunehmen", erklärt der Lotus-Mann.

Seine Truppe zählt dank witzig inszenierter Videos zu den Aktivposten im Kampf um Likes und Follower. Auch bei Mercedes hat man Facebook und Co. für sich entdeckt, als Nico Rosberg und Lewis Hamilton in Spa-Francorchamps für Diskussionsstoff sorgten. Der Deutsche räumte auf der Plattform die Schuld an dem Unfall ein, anschließend hörte sich sein Arbeitgeber bei den Fans um. "Wir haben die direkte Kommunikation gesucht", meint Toto Wolff. "Wir wollten sie einbeziehen, ihre Meinung über die Vorfälle hören und wissen, wie Fans mit so etwas umgehen würden."

Ist den Fans mit niedrigen Ticketpreisen mehr geholfen?

Für den Mercedes-Motorsportchef war es entscheidend, kein simples ein Forum für Kritik und Beschwerden zu bieten, sondern aktiv nach Lösungen zu suchen. "Da gab es interessantes Feedback. Es war sehr aktiv", erinnert sich der Österreicher an zwei Millionen Interaktionen und das Votum von 92 Prozent der Teilnehmer an einer Umfrage, die Stars frei fahren zu lassen - was tatsächlich umgesetzt wurde. Wolff würde wieder zu ähnlichen Mitteln greifen und bilanziert: "Es gab wirklich sehr intelligente Meldungen, allerdings auch einigen Blödsinn."

Als Social-Media-Prunkstück der Formel 1 ausgelobt wird die kostenpflichtige Live-Timing-App für Tablets und Smartphones. "Sie beinhaltet in diesem Jahr viel mehr Dinge, die im Paddock vor sich gehen. Es gibt Videos und Funkkommunikation der Fahrer", würdigt Szafnauer und erwähnt den gesunkenen Preis der kostenpflichtigen Software. Ein gutes Stichwort für Zampano Bernie Ecclestone, der am schnöden Mammon offenbar mehr Spaß hat als an den sozialen Netzwerken: "Wir sind kommerziell. Erst wenn sie Leute finden, die uns für das alles bezahlen, bin ich damit einverstanden", so der 83-Jährige. Seine Sturheit bei dem Thema weicht dem Vernehmen im Fahrerlager nach jedoch auf.


Fotostrecke: Die zehn spektakulärsten F1-Deals

Viele Fans wünschen sich mehr als eine App ein Einlenken Ecclestones bei den Gebühren für Streckenbetreiber, um die Eintrittspreise sinken zu lassen. "Wir haben das diskutiert, haben über Ticketpreise gesprochen und auch über die Wichtigkeit von Traditionskursen wie Monza, Spa und Hockenheim. Sie müssen im Kalender bleiben", bekennt Wolff mit Verweis auf die finanziell wenig glorreichen Bahnen. Er sagt aber auch: "Klar, die Formel 1 ist ein globaler Sport. Wir müssen nach Übersee, müssen auch neue Schauplätze erobern - das war immer schon so." Kein Lösungsweg ist für den Mercedes-Verantwortlichen hingegen blinder Aktionismus beim Sportlichen Reglement. Er plädiert für Stabilität.