powered by Motorsport.com
  • 26.08.2014 12:59

Mercedes-Duell: "Das lässt sich nicht mehr disziplinieren"

Formel-1-Experte Christian Danner glaubt nicht daran, dass das Team seine Fahrer im WM-Kampf noch kontrollieren kann

(Motorsport-Total.com/SID) - Abschalten ist in diesen Tagen unmöglich für Nico Rosberg. Die Eskalation im WM-Duell mit Lewis Hamilton verfolgt ihn auf Schritt und Tritt, die Formel 1 kennt kein anderes Thema als den "Krieg der Sterne". Denn Mercedes scheint die Kontrolle über seine Titelrivalen auf der Strecke verloren zu haben, trotz angekündigter Konsequenzen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Sind Nico Rosberg und Lewis Hamilton nicht mehr zu bändigen? Zoom

"Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen. Das lässt sich nicht mehr disziplinieren", sagt auch Formel-1-Experte Christian Danner im Gespräch mit dem 'SID': "Ich verstehe Niki Lauda und Toto Wolff, die wollen irgendwie wieder Ruhe reinbringen in den Zirkus. Aber ich bin der Meinung, dass ihnen das nicht gelingen wird."

Sieben Rennen vor Schluss kämpfen beide Top-Piloten längst mit allen Mitteln um den Titel, Mercedes sind dabei fast die Hände gebunden. "Eine Stallorder könnte man versuchen, wer vorne ist, bleibt vorne - klappt das? Nie im Leben. Das haben wir ja schon gesehen", sagt der frühere Grand-Prix-Pilot Danner.

Rosberg schweigt zur Auseinandersetzung

Der enge Titelkampf der Silberpfeile war monatelang auf den großen Knall zugesteuert, am Sonntag in Spa war es schließlich soweit: Erstmals kam es zu einem Unfall zwischen Rosberg und Hamilton. Der Engländer musste das Rennen vorzeitig beenden, Rosberg baute als Zweiter dagegen seine WM-Führung auf 29 Punkte aus - und war plötzlich der Buh-Mann der Königsklasse.

Denn sein einstiger Jugendfreund Hamilton hatte ihm Absicht unterstellt, Rosberg habe dies in einem Teammeeting sogar eingeräumt. Der Deutsche steht nun im Mittelpunkt der Kritik, auch auf einer Gala am Montagabend musste Rosberg zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Doch er biss sich erneut auf die Zunge.

"Es wäre einen Kommentar wert, aber es ist einfach besser, das nicht zu tun", sagte der 29-Jährige in Hemd und feinem Sakko am Rande der Verleihung der Sport-Bild-Awards in Hamburg: "Es ist schade, dass er seine Meinung so dargestellt hat, meine ist ganz anders."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Belgien


Danner: "Die bewerfen sich doch nicht mit Gummibärchen"

Rosberg hält damit eisern an seiner Linie fest, Internes nicht in der Öffentlichkeit zu diskutieren, und das ist ihm angesichts des öffentlichen Drucks hoch anzurechnen. Formel-1-Kollegen wie Jenson Button ("Ich fühle mit Lewis. Es ist schade, dass es kein sauberer Kampf ist.") und Felipe Massa ("Vielleicht hätte Nico bestraft werden sollen.") hatten sich auf Hamiltons Seite geschlagen. Und auch Teamaufsichtsrat Lauda und Mercedes-Motorsportchef Wolff legten sich in der Schuldfrage direkt nach dem Rennen überraschend deutlich fest.

Für Experte Danner stellt sich die Frage nach dem Verursacher dagegen nicht. "Solche Sachen passieren im Motorsport", sagt der 56-Jährige, "wir reden hier von der Formel-1-Weltmeisterschaft. Die bewerfen sich doch nicht mit Gummibärchen, um zu gewinnen."

Und trotz oder gerade wegen aller Aufregung profitiere die Königsklasse ja von diesem fast schon filmreifen Duell zweier unterschiedlicher Charaktere: "Man sieht eben nicht zwei Plastikhelden unter einem Helm, sondern zwei echte Menschen, zwei junge Spitzensportler, die um den Titel kämpfen. Das sind klasse Rennfahrer, und die fahren knallhart gegeneinander."

"Das sind klasse Rennfahrer, und die fahren knallhart gegeneinander." Christian Danner

Das wird Mercedes wohl auch beim kommenden Rennen in Monza (7. September) nicht verhindern können, die Formel 1 erwartet das nächste Duell zwischen Rosberg (220 WM-Punkte) und Hamilton (191) mit einiger Spannung - und nicht nur der WM-Dritte Daniel Ricciardo (156) im Red Bull hofft auf das nächste Kapitel im "Krieg der Sterne". Schließlich war der Vettel-Teamkollege mit dem dritten Saisonsieg der große Profiteur.