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Lopez: Am Rennwochenende im Superheldenkostüm

Lotus-Teamchef Gerard Lopez erklärt das finanzielle Konzept von Genii Capitals, das hinter dem Lotus-Team steht - Er beschreibt seine "Botschaft auf Rädern"

(Motorsport-Total.com) - Das Jahr 2010. Es markiert einen Neuanfang für das Formel-1-Team aus Enstone. Ein Team, das bereits viele Namen und ebenso viele Besitzer hatte. Die heutige Lotus-Truppe entstand ursprünglich aus dem Toleman-Team, für das schon Ayrton Senna fuhr. Danach kamen die Namen Benetton und Renault. Vor fünf Jahren stieg bei dem Team die Investmentfirma Genii Capitals aus Luxemburg ein. Dahinter stehen zwei Männer: Gerard Lopez und Eric Lux.

Titel-Bild zur News: Gerard Lopez

Lotus-Teamchef Gerard Lopez blickt in eine finanziell ungewisse Zukunft Zoom

"Wir beide lieben Autos und Geschwindigkeit. Es scheint naiv, sogar dumm, sich mit den großen Jungs anzulegen, aber es ist ein großartiges Business für uns", erzählt Lopez im 'Independent'. "Eric und ich nennen es unser 'Botschaft auf Rädern'."

Das Lotus-Team, das sich erst nach einem Namensstreit mit dem Caterham-Team so nennen darf, fuhr seit dem Einstieg der Unternehmer insgesamt zwei Siege - beide durch Kimi Räikkönen - ein. Die Saison 2013 war mit 14 Podiumsplätzen bisher die beste des Teams.

Der unbezahlbare Wert des Networkings

Durch die Erfolge steigerte sich auch der Bekanntheitsgrad, was Lopez sehr schätzt: "Es ist außergewöhnlich was das Besitzen eines Formel-1-Teams für das Networking macht. Jeder, der etwas auf sich hält, möchte in das Paddock eingeladen werden. Du kannst den Wert dieses Netzwerks nicht beziffern."

Der Luxemburger ist auch Teamchef von Lotus. Bei den Rennen unterstützt ihn Federico Gastaldi, der stellvertretende Teamchef, vor Ort. Lopez beschreibt das Gefühl Teamchef eines Formel-1-Teams zu sein wie folgt: "Ein Formel-1-Team zu besitzen bedeutet für ein Wochenende in ein Superheldenkostüm zu schlüpfen. Aber am Montag kommst du dann in ganz normalen Klamotten in die Arbeit."

Eric Boullier (Lotus-Teamchef), Fernando Alonso, Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen

Abu Dhabi 2012: Kimi Räikkönen holt den ersten Sieg für das "neue" Lotus-Team Zoom

In der Vergangenheit wurde immer wieder von finanziellen Problemen des Teams gesprochen. Ex-Lotus-Pilot Räikkönen hat öffentlich darüber gesprochen, dass er sein Gehalt am Ende der Saison 2013 noch nicht erhalten habe. Lopez will von finanziellen Problemen nichts wissen und verteidigt seine Vorgehensweise: "Es ist absurd zu behaupten, dass Genii finanzielle Probleme hat. Ja, Lotus hat Geld verloren - wie jedes andere Formel-1-Team auf dieser Welt."

Wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht...

"Lotus zu führen hat uns rund 50 Millionen Euro gekostet vergangenes Jahr und die verbundenen Schulden belaufen sich auf 100 Millionen Euro, aber das Unternehmen wird von Teilhabern und Partnern unterstützt und repräsentiert nur zehn Prozent der Unternehmen insgesamt - der Rest von Genii ist profitabel", damit spricht Lopez das gesamte Unternehmen Genii Capitals an, das weit mehr ist, als nur das Formel-1-Team.

Er erklärt die Finanzierungsstrategie von Lotus folgendermaßen: "Wir unterstützen Lotus durch Schulden, nicht mit Sponsoring wie andere große Teams. Nur 6 Millionen Dollar (umgerechnet rund 4,5 Millionen Euro; Anm. d. Red.) der Schulden der innehaltenden Formel-1-Firma sind von Banken. Leute versuchen Äpfel mit Birnen zu vergleichen, wenn es Äpfel mit Äpfeln sein sollten."

Doch neben dem Formel-1-Team ist laut Medienberichten nun auch Genii Capitals selbst defizitär. Nachdem man die Bilanzen für das Jahr 2012 beim luxemburgischen Handelsregister vorlegte, offenbarte sich die prekäre Lage. Das Eigenkapitel Ende 2012 belief sich auf -128 Millionen Euro, bei einem Schuldenberg von 158,8 Millionen Euro. 2011 waren es noch 114,6 Millionen Euro, bei einem Eigenkapitel von -54,7 Millionen Euro.


Fotos: Lotus, Großer Preis von Ungarn


Lotus: Der David unter den Goliaths

"Es ist amüsant, dass Lotus - der David gegen die Goliaths - mehr in der Öffentlichkeit steht als die großen Teams wie Red Bull und Ferrari. Aber Formel 1 ist eine gehässige Welt und Schmierkampagnen zwischen rivalisierenden Teams sind alltäglich", beschreibt der 42-Jährige die Branche.

In dieser Saison läuft es für das Team jedoch auch auf der Rennstrecke nicht besonders - lediglich acht Punkte stehen auf dem Teamkonto in der WM-Wertung. Romain Grosjean konnte zwei achte Plätze einfahren, während Teamkollege Pastor Maldonado noch auf seine ersten Zähler wartet. Trotzdem gibt sich Lopez kämpferisch: "Wir haben große Pläne und Bestrebungen für das nächste Jahr. Wir wären nicht in diesem Business, wenn wir nicht gewinnen wollten."