Der Lotus 72 und der McLaren M23: Fittipaldis WM-Boliden

Emerson Fittipaldi gewann seine beiden WM-Titel mit den legendären Modellen Lotus 72 und McLaren M23 - Ein Blick zurück in die "wilden Siebziger"

(Motorsport-Total.com) - Die Geschichte der Formel 1 wurde durch technische Entwicklung geprägt. Es war über 60 Jahre ein langer Weg, bis zu den aktuellen Hybrid-Boliden. Als die Königsklasse nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Taufe gehoben wurde, dominierte zunächst Alfa Romeo mit der berühmten "Alfetta". Dieser Wagen wurde bereits 1937 für die Europameisterschaft gebaut und gewann 1950 mit Giuseppe "Nino" Farina die erste Weltmeisterschaft. Der Alfa Romeo Typ 159 besaß einen Achtzylinder-Reihenmotor, der vor dem Fahrer saß.

Titel-Bild zur News: Emerson Fittipaldi

Aus dem Archiv: Emerson Fittipaldi am Steuer des Lotus 72 in Jarama 1972 Zoom

Die Leistung lag bei ungefähr 420 PS und der Wagen erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von rund 300 km/h. Scheibenbremsen waren ein Fremdwort, denn es gab hydraulische Trommelbremsen. Die "Alfetta" ist eines der erfolgreichsten Fahrzeuge der Geschichte, denn 47 von insgesamt 54 Rennen wurden gewonnen. Die Fahrzeugentwicklung schritt aber rasch voran. 1959 wurde Jack Brabham mit dem Cooper T51 Weltmeister. Es war das erste erfolgreiche Formel-1-Auto mit einem Heckmotor.

In den 1960er-Jahren war vor allem Lotus die Triebfeder für neue Entwicklungen. Der Lotus 72 prägte die Formel 1 nachhaltig. Dieser Wagen, der erstmals die Keilform und seitliche Kühler einführte, wurde zwischen 1970 und 1975 eingesetzt. Jochen Rindt wurde 1970 posthum Weltmeister. Anschließend prägte Emerson Fittipaldi mit dem schwarz-goldenen John-Player-Special-Design das Bild der Königsklasse und verkörperte die "wilden" 1970er-Jahre.

Der Brasilianer wurde mit dem Lotus 72 im Jahr 1972 Weltmeister. "Der Lotus 72 war ein sehr erfolgreiches und langlebiges Auto", lobt Fittipaldi. "Ich betrachte es heute als Privileg, dass ich meine beiden Weltmeistertitel mit zwei der dominantesten Autos seiner Ära gewonnen habe. Der Lotus 72 und der McLaren M23 sind beide Ikonen, die zusammen mehr als 36 Rennen gewonnen haben."

Nino Fasrinas

Der Alfa Romeo Typ 159 war das erste Weltmeisterauto der Formel-1-Geschichte Zoom

Als Fittipaldi im Jahr 1972 die WM gewann, war er damals der jüngste Fahrer, dem das gelungen war. Dieser Rekord wurde erst in der jüngeren Vergangenheit von Fernando Alonso, anschließend von Lewis Hamilton und schließlich von Sebastian Vettel gebrochen. Fittipaldi verließ Lotus Ende 1973 und wechselte zu McLaren, da es zu einem Stallkrieg mit Ronnie Petterson gekommen war. Die beiden nahmen sich gegenseitig Punkte weg, sodass am Ende Jackie Stewart (Tyrrell) den WM-Titel holte.

Als Fittipaldi zu McLaren wechselte, war der britische Rennstall noch ein kleines Team. Seit 1978 wurden einige Rennen gewonnen, eine entscheidende Rolle an der Spitze spielte das Team allerdings nicht. In den 1970er-Jahren wurde McLaren von Teddy Mayer geleitet. Es war die Ära vor Ron Dennis. Der erste große Wurf war der M23. Er wurde im Laufe der Saison 1973 vorgestellt und zeigte auf Anhieb Potenzial. Ex-Weltmeister Denny Hulme fuhr mit dem Auto auf Anhieb auf die Pole-Position. Hulme und Peter Revson gewannen damit drei Rennen.


Fittipaldi fährt den M23 in Goodwood

Grund genug für Fittipaldi, zu McLaren zu wechseln. Mit Erfolg, denn er holte sich 1974 seinen zweiten WM-Titel und den ersten für McLaren. "Der M23 war eine extrem langlebige Maschine, denn er war lange Zeit konkurrenzfähig", sagt Fittipaldi. "Er debütierte 1973 und war bis 1977 im Einsatz. Er hat insgesamt 16 Grands Prix gewonnen. Das war zu einer Zeit, als Ferrari in Topform war und dank dem starken Zwölfzylindermotor und Niki Lauda, Clay Regazzoni und Carlos Reutemann 19 Rennen gewonnen hat. In diesen fünf Saisonen war der M23 Jahr für Jahr ein Herausforderer."

Emerson Fittipaldi

1974 gewann Fittipaldi mit dem McLaren M23 sein Heimrennen in Interlagos Zoom

1976 gewann James Hunt mit dem M23 seinen WM-Titel. Beim Festival of Speed in Goodwood stieg Fittipaldi in diesem Jahr wieder in seinen M23 und begeisterte die Fans. Für den zweifachen Weltmeister war es ein unglaubliches Erlebnis. "Es war eine emotionale Erfahrung. Auch, weil es das 40-jährige Jubiläum der Achterbahnsaison 1974 war." 1975 wurde Fittipaldi hinter Ferrari-Pilot Lauda Vizeweltmeister. Anschließend wechselte er zu Copersucar. Es war der eigene Rennstall von Wilson Fittpaldi und seinem jüngeren Bruder Emerson.

Emerson Fittipaldi

Fittipaldi gewann zweimal die 500 Meilen von Indianapolis (Foto: Toronto 1987) Zoom

Erfolge blieben aus. Ab 1984 startete Fittipaldi in der CART-Serie zunächst für Patrick Racing und anschließend für Penske. Für Patrick wurde Fittipaldi im Jahr 1989 CART-Champion. 1993 und 1994 belegte der Brasilianer für Penske den zweiten Platz in der Meisterschaft. Außerdem gewann er 1989 und 1993 die 500 Meilen von Indianapolis. 1990 stand er im berühmten Oval auf der Pole-Position. Ein schwerer Unfall in Michigan 1996 beendete seine aktive Karriere.