Allison: Ferrari hat manchmal zu kurzfristig gedacht

Technikchef James Allison erklärt die Gründe für die lange Durststrecke von Ferrari: Man habe häufig zu kurzfristig gedacht - Neuer Windkanal funktioniert problemlos

(Motorsport-Total.com) - Stefano Domenicali und Luca Marmorini waren die prominentesten Opfer der Umstrukturierung bei Ferrari. Weil die Scuderia seit 2008 keinen WM-Titel mehr gewinnen konnte, soll das Team aus Maranello grundlegend neu aufgestellt werden, denn bei den Roten rätselt man, wieso man trotz bester Möglichkeiten immer wieder hinter Konkurrenz zurückliegt. Auch 2014 ist eine Enttäuschung, denn von einem Sieg scheint man weit entfernt.

Titel-Bild zur News: James Allison

James Allison wechselte im vergangenen Jahr von Lotus zu Ferrari Zoom

Dabei scheint man eigentlich alle Zutaten zu haben, wie Technikchef James Allison meint: "Ich denke nicht, dass es Ferrari jemals an Ressourcen gemangelt hat. Es fehlte auch nie die Qualität beim Personal oder die Qualität bei den Fahrern. Wir haben eigentlich viele Schlüssel, um ein erfolgreiches Team zu sein", sagt er am Rande des Belgien-Grand-Prix. Doch woran liegt es dann, dass Ferrari seit Jahren um den Anschluss kämpft?

"Die größten Schwächen sind organisatorischer Natur und eine Tendenz, in der Vergangenheit immer ein wenig zu kurzfristig gedacht zu haben", analysiert Allison. "Das ist der Hauptbereich, wo wir sicherstellen wollen, dass wir das Beste aus den offensichtlich guten Dingen hier in Maranello holen werden." Dafür seien die strukturellen Reformen im Team nötig. "Wir versuchen die Bereiche herauszufinden, in denen wir nicht führend sind, und sie richtigzustellen."

Verantwortlich dafür ist seit April Marco Mattiacci. Der Italiener ist als neuer Teamchef das Zugpferd bei Ferrari und hat sich nach seiner Einarbeitung dem Ziel gewidmet, Ferrari wieder nach vorne zu bringen. Dafür hatte er vor kurzem noch weitere Veränderungen angekündigt: "Ich weiß nicht, ob man die Veränderungen groß nennen kann, aber sie werden wichtig sein. Ich denke, dass Ferrari anders aussehen wird. Und die Geschichte wird zeigen, ob wir auch besser sein werden", sagte er.

Eine Problemzone der vergangenen Jahre ist auf jeden Fall mittlerweile gelöst: Nachdem man zwischenzeitlich auf den Windkanal in der alten Toyota-Fabrik in Köln ausweichen musste, um den eigenen zu erneuern, ist man wieder in den Windtunnel in Maranello eingezogen. "Wir benutzen den in Köln schon eine ganze Weile nicht mehr. Die komplette Entwicklungsarbeit des diesjährigen Autos sowie die Entwicklung innerhalb der Saison wurde alles in der Fabrik in Maranello gemacht", bestätigt Allison.


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Belgien, Freitag


Und nach der Erneuerung scheint der Kanal zu funktionieren, nachdem er zuvor abweichende Daten zu den Streckenerfahrungen ausgespuckt hatte. "Wir sind ziemlich glücklich mit dem Output", sagt Allison. "Die Dinge, die wir als Verbesserung angekündigt haben, waren auch Verbesserungen, und das ist das Wichtigste, was man von einem Windtunnel will."