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  • 05.07.2014 16:19

Wolff: "Wertung wurde auf den Kopf gestellt"

Freude und Enttäuschung bei Mercedes: Teamchef Toto Wolff berichtet, wer im schwierigen Qualifying in Silverstone die Entscheidungen traf

(Motorsport-Total.com/Sky) - Mercedes durfte sich beim Qualifying zum Grand Prix von Großbritannien über eine weitere Pole-Position freuen. WM-Leader Nico Rosberg sicherte sich bei schwierigen Bedingungen optimale Voraussetzungen für das Rennen am Sonntag. Teamkollege Lewis Hamilton setzte auf die falsche Taktik und brach seinen finalen Versuch ab. Dadurch rutschte der Brite in der Wertung zurück und muss beim Heimspiel von Startplatz sechs ins Rennen gehen. Teamchef Toto Wolff reflektiert im Interview den chaotischen Samstagnachmittag.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Teamchef Toto Wolff freut sich über die Pole-Position von Nico Rosberg Zoom

Frage: "Wie haben Sie das Qualifying am Monitor verfolgt, als es knapp wurde?"
Toto Wolff: "Die Runde aus der Box war bereits ziemlich knapp. Wir wussten, dass Nico nur noch acht Sekunden Zeit hat, um über die Ziellinie zu fahren. Wir haben Lewis mitgeteilt, dass er schneller fahren soll, weil es sonst nicht klappt. Er hat es ganz knapp geschafft, was nicht ideal war. Es waren für Nico keine guten Voraussetzung. Lewis brach die Runde ab, weil es ihm zu nass war. Nico hat seine Runde beendet."

Frage: "Nico Rosberg berichtete in der Pressekonferenz, dass es ein ziemliches Durcheinander war. Wie habt ihr die Vorgehensweise mit Rosberg besprochen?"
Wolff: "In solch einer Session kann man mehr falsch machen als richtig. Das konnte man bei den beiden Williams und bei Ferrari sehen. Ich glaube, es ist ziemlich wichtig, ruhig zu bleiben. Es geht nicht darum, die letzte Zehntelsekunde zu optimieren."

"Man muss stattdessen den Sprung in die nächste Session schaffen. Man darf das Gesamtbild nicht aus dem Blick verlieren, denn dann macht man Fehler. Dann kam der Regen. Ich glaube, die Kurven 17 und 18 waren ziemlich nass. Lewis dachte, dass es in der letzten Runde auch so ist. Doch dann war es an diesen Stellen trocken."

Frage: "Wer hat bei Rosberg die Entscheidung getroffen, es noch einmal zu probieren?"
Wolff: "Er selbst. Die Leute an der Boxenmauer kommunizieren mit dem Fahrer. Beide informieren sich gegenseitig. Die Boxenmauer ist angewiesen, was der Fahrer über die Beschaffenheit der Strecke sagt. Die Boxenmauer hingegen reicht die Zwischen weiter und teilt dem Fahrer mit, ob sich ein anderer Fahrer irgendwo verbessert. Dieser Austausch findet permanent statt. In der letzten Runde wurde nicht mehr gesprochen, weil alle auf die Strecke gegangen und volles Rohr gefahren sind. Nico entschied sich, die Runde zu beenden, obwohl es im zweiten Sektor so nass war, Lewis nicht."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Großbritannien


Frage: "Lewis Hamilton war bei seinem Interview sehr kurz angebunden und zog verständlicherweise ein langes Gesicht. Er möchte seinen Heim-Grand-Prix unbedingt gewinnen. Am Ende des Interviews berichtete er, dass es eine Diskussion gab und die falsche Entscheidung getroffen wurde."
Wolff: "Die Diskussionen finden die ganze Zeit statt. Am Ende wurde die Wertung auf den Kopf gestellt. Die Fahrer, die ganz vorne lagen, gingen vermutlich nicht mehr so viel Risiko ein, weil sie sich sicher waren."

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton verzockte sich und muss von Startplatz sechs ins Rennen gehen Zoom

"Die Fahrer, die weiter hinten lagen - wie zum Beispiel Sebastian Vettel - dachten sich, 'die Runde fahre ich noch zu Ende'. Nico Rosberg gehörte auch dazu. Diese Fahrer stehen jetzt ganz vorne. Das zeigt, dass es ziemlich merkwürdig war. Ich habe noch nie gesehen, dass es in einem Sektor komplett trocken wurde und es in einem anderen Sektor überhaupt keine Haftung gab."

Frage: "Wie vereint man die beiden Fahrer nach solch einem Qualifying wieder?"
Wolff: "Im Rennsport gibt es gute und schlechte Tage. Das Rennen findet erst morgen statt. Lewis hat ein Auto, das sehr schnell ist. Ich denke, es ist noch alles drin."


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Großbritannien

Frage: "Aus deutscher Sicht ist die Startaufstellung sehr interessant. Rosberg auf Startplatz eins, Vettel auf Startplatz zwei und Lewis Hamilton von hinten. Es wird ein spannendes Rennen."
Wolff: "Lewis wird mit den Messern zwischen den Zähnen fahren und versuchen, so schnell wie möglich an Vettel und Rosberg heranzukommen. Es wird sicher sehr unterhaltsam."

Frage: "Gestern lief bei Mercedes im Motorhome das Spiel der deutschen Mannschaft. Helmut Marko, dem man nachsagt, kein Mercedes-Freund zu sein, schaute vorbei und tauschte mit Niki Lauda die Mütze. Sie haben ihm die Hand gereicht, auch wenn behauptet wird, es gäbe Differenzen. Wie haben Sie dieses Zusammentreffen empfunden?"
Wolff: "Der Sport verbindet. So soll es sein. Wir schauten ein sehr spannendes Fußball-Spiel und setzten uns danach zusammen und haben die Zeit genossen."