powered by Motorsport.com

Vettel und Co.: Darin sind wir deutsch

Beim Grand Prix von Deutschland verraten Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg und Adrian Sutil, wie viel schwarz-rot-goldenes Lebensgefühl in ihnen steckt

(Motorsport-Total.com) - Von Rio bis nach Baden-Württemberg, über "Germany" spricht dieser Tage die ganze Welt. Kein Wunder, dass die deutschen Fahrer beim Rennwochenende in Hockenheim in den Medien eine Hauptrolle spielen. Und während Lewis Hamilton noch diskutiert, ob Nico Rosbergs hessische Wurzeln anerkannt werden können, zweifelt keiner an der Heimatverbundenheit von Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg und Adrian Sutil. Doch wie viele der oft zitierten deutschen Tugenden steckt in den Formel-1-Piloten?

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Heimrennen: In Hockenheim fahren vier Fahrer unter schwarz-rot-goldener Flagge Zoom

"Es gibt ein paar Dinge, in denen ich sehr deutsch bin", gibt Vettel gegenüber dem 'Telegraph' zu. "Ich mag es, akkurat vorzugehen, Dinge so effizient wie möglich zu erledigen und nicht zu kompliziert zu agieren." Auch Kollege Sutil weiß: "Der Deutsche ist präzise, gründlich und bürokratisch." Der Sohn einer deutschen Mutter und eines uruguayischen Vaters würde sich allerdings als nicht komplett stereotypisch beschreiben, wie er gegenüner 'Auto Bild motorsport' erklärt: "Ich bin ebenfalls sehr gründlich und perfektionistisch veranlagt. Trotzdem habe ich ja auch noch ein bisschen südamerikanisches Blut in mir. Das steht für Emotionen und Herz. Die Mischung stimmt."

"Pünktlichkeit, Gründlichkeit und Zuverlässigkeit", sind die drei Dinge, die für Hülkenberg als typisch deutsch gelten. Der Emmericher schließt sich dem aber nur zu zwei Drittel an: "Pünktlich bin ich auch, gründlich nicht bei allem: Bei mir kann schon mal ein Koffer ein paar Tage unausgepackt herumstehen. Zuverlässig bin ich wieder."

Stolz auf die Heimat

Sie sind das ganze Jahr über auf den Rennstrecken der Welt unterwegs und haben ihren Wohnsitz in Steueroasen wie der Schweiz. Auf ihre Heimat sind sie trotzdem stolz. "Deutschland ist ein gutes Land, funktioniert, ist sauber. Man hat sehr viele Vorteile in Deutschland", so Sutil. Und auch Hülkenberg kennt die Vorzüge: "Die landschaftliche Vielfalt zum Beispiel. Der Süden ist ganz anders als der Norden. Unsere Industrie ist speziell. Das Gütesiegel 'Made in Germany' ist etwas ganz Besonderes. Da gibt es richtig geile Produkte. Was nicht so gut ist? Das Warten auf den Berliner Flughafen zum Beispiel."

Kein Wunder also, dass es die Red-Bull-, Force-India- und Sauber-Fahrer immer wieder gerne nach Deutschland zieht. Sutil vorzugsweise nach "München. Für mich ist das Heimat." Hülkenberg mag eher "die Gegend um Frankfurt sehr. Zum Beispiel abends in Sachsenhausen zu sein, das genieße ich." Und Vettel liebt an seiner Heimatstadt Heppenheim, "dass meine Familie und Freunde dort leben", und mag außerdem "Berlin wirklich gerne".


Fotostrecke: F1-Stimmen zum Fußball-WM-Titel

Auf gute deutsche Hausmannskost lassen die Profisportler trotz vermeintlichen Magerwahn-Trends in der Königsklasse nichts kommen. Vettel bevorzugt beispielsweise "Bratwurst mit Kartoffelbrei", während Naschkatze Hülkenberg lieber "irgendwas mit süßem Pfannkuchen", mag. Sutil gibt hingegen zu: "Meine Küche ist italienisch."

Humorlos und Schlagerverrückt?

Der gute Ruf, den Deutschland im Ausland hat, liegt laut Sutil daran, "dass wir vertrauenswürdig sind. Wenn's mal brennt auf der Welt, ist Deutschland da und kann helfen. Deutschland ist ein seriöses Land." Für Hülkenberg sind es "die technischen Innovationen, die aus Deutschland kommen, die Automobilfirmen, aber auch High-Tech-Konzerne."

Über die Grenzen hinaus lastet man den Deutschen allerdings auch immer wieder eine Vorliebe für Lederhosen, einen eher traditionellen Musikgeschmack und vor allem wenig natürlichen Witz an. Zumindest Vettel scheint das den internationalen Medien gegenüber widerlegt zu haben, frotzelt aber zugleich gegen einen Landsmann: "Ich weiß nicht, ob Rosberg einen Sinn für Humor hat. Ich tue mich etwas schwer, mit ihm zu scherzen, von daher könnte er sehr deutsch sein."

Was die Musik angeht, hört sich der viermalige Weltmeister lieber den Deutsch-Rapper CRO an, während Sutils Meinung zur Volkmusik lautet: "Schlager geht gar nicht, deutsche Welle schon eher. Mein Ding ist eher die Musik der 80er Jahre." Hülkenberg hält dagegen: "Schlager geht normal gar nicht, obwohl ich Helene Fischer gut finde. Ich habe vor kurzem das erste Mal den Song 'Atemlos' gehört und ihn gleich heruntergeladen."


Fotostrecke: Fahrer über Hockenheim: Stadion-Atmosphäre

Bei der Hymne stockt's

Und was ist mit unserer Nationalhymne? Vettels Lippen haben sich ja schon des Öfteren zu dieser Melodie bewegt, wenn sie ihm auf dem Siegertreppchen zu Ohren kam. Sutil gibt allerdings zu, er kenne nur "die ersten paar Zeilen, aber dann wird es schwierig. Wir machen das nicht so oft hier in der Formel 1. Die Fußballer sind da besser dran." Und auch Hülkenberg kennt den Text "nicht ganz, aber den Anfang", wie er gegenüber 'Auto Bild motorsport' verrät.

So oft wie Vettel waren sie den Klängen ja auch noch nicht ausgesetzt. Das kann sich ja noch ändern. Warum die Hymne in der Königsklasse aber eine bekannte Melodie ist, wissen sie genau. "Ganz klar die Weltmeistertitel von Michael Schumacher", betitelt Sutil den Bekanntheitsgrad der schwarz-rot-goldenen Flagge in der Formel 1. "Die Titel selbst und ihre hohe Anzahl, das ist außergewöhnlich." Und auch Hülkenberg glaubt, man habe den guten Motorsport-Ruf "auf jeden Fall den Erfolgen von Michael Schumacher" zu verdanken.