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  • 05.07.2014 20:52

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Lotus dementiert mit Sternchen: Was lief mit Ferrari und Honda?

Federico Gastaldi drängt auf einen Wechsel des Motorenpartners, bestätigt den zu Mercedes aber nicht: 2013 war Honda eine Option, Ferrari bis zuletzt auch

(Motorsport-Total.com) - Ob Zufall oder Schicksal: Es gibt Dinge, die kommen wie bestellt. Dass Pastor Maldonado wegen einer zu großen Benzindurchflussmenge im Qualifying zum Großbritannien-Grand-Prix von der Wertung ausgeschlossen wurde und sein Lotus-Team Motorenzulieferer Renault für das Malheur verantwortlich macht, gehört zweifellos dazu. Schließlich ist es im Fahrerlager von Silverstone längst ein offenes Geheimnis, dass die Schwarz-Goldenen ab der Saison 2015 mit Mercedes-Power unterwegs sein werden.

Titel-Bild zur News: Lotus-Renault E20

Geheimnis längst gelüftet: Lotus und Renault lassen sich schon bald scheiden

Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' mahnt Federico Gastaldi zur Zurückhaltung, macht aus seinen Wechselabsichten aber keinen Hehl: "Wir müssen nach vorne kommen. Renault liefert uns derzeit nicht die passenden Antworten", so der stellvertretende Teamchef. Seit Monaten klagen Maldonado und Teamkollege Romain Grosjean über Probleme mit den Antriebssträngen aus Viry. In Enstone ist man sich sogar sicher, in Sachen Chassis in der ersten Liga zu spielen.

Den Rückstand auf die Spitze - so betonen Piloten und Verantwortliche - habe man mehrheitlich Zuverlässigkeitsdefiziten und PS-Schwäche des französischen Aggregats zu verdanken. Schritt eins zum Tapetenwechsel ist aber nicht, den Vertrag mit Mercedes zu unterschreiben, sondern Renault loszuwerden. Gastaldi spricht von Klärungsbedarf und konkretisiert, dass seine Truppe nicht in der Kreide steht: "Es geht dabei nicht ums Geld. Wir haben unsere Rechnungen bezahlt. Wäre das der Fall, würden sie uns einfach keine Antriebe mehr geben."

Kurzes Techtelmechtel mit Honda

Er räumt ein: "In der vergangenen Saison kam es mal Zahlungsverzögerungen." Der Argentinier glaubt nicht daran, "das einzige Team in der Geschichte der Formel 1, das Lieferanten etwas später bezahlt hat", zu sein. Geld spiele unter dem Strich keine oder eine untergeordnete Rolle. Trotzdem gilt: "Es ist noch nichts unter Dach und Fach." Vielleicht auch, weil Triebwerke aus in Brixworth für Lotus nicht die einzige Option waren. Gastaldi bringt zwei weitere Kandidaten ins Spiel.

"Wir führen Gespräche mit Mercedes, sprechen aber auch mit Honda und mit Ferrari. Wir hoffen, dass bald eine Entscheidung fallen wird", bestätigt er. Dass die Scuderia, die derzeit nur zwei Kunden beliefert, eine Option darstellt, überrascht wenig. Dass Honda zumindest in der Vergangenheit im Lostopf weilte, ist angesichts des McLaren-Deals der Japaner eine Überraschung. In diese Kerbe schlägt auch Eric Boullier: "Wir haben entschieden, dieses Projekt als enge Partner anzugehen."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Großbritannien


Der Franzose, heute Rennleiter in Woking und bis Ende 2013 bei Lotus, weiß auch: "Es gibt im Rahmen dessen eine gewisse Exklusivitätsklausel für einen gewissen Zeitraum." Das heißt konkret: Die Japaner könnten Lotus 2015 gar nicht beliefern, die Zwangsehe mit Renault müsste in die Verlängerung gehen. "Wir haben mit Honda darüber gesprochen. Es gab schon im vergangenen Jahr gewisse Gespräche und Angebote, aber es kam nichts zustande", erklärt Gastaldi.

Wolff winkt mit dem Zaunpfahl

Da Ferrari in Sachen Antrieb derzeit keine Eigenwerbung betreibt, läuft alles auf Mercedes hinaus. Maldonado, der Renault in der Öffentlichkeit weiter das Vertrauen ausspricht und die sportliche Krise nicht nur den Franzosen in die Schuhe schieben will, würde das gefallen: "Wenn ich für 2015 frei wählen dürfte, dann fiele es mir leicht: Mercedes hat einfach den stärksten Antrieb." Grosjean verspricht sich keine Wunderheilung von einem Stern auf der Nase: "Man darf nicht glauben, dass wir plötzlich auf Pole fahren könnten, wenn wir einen Mercedes-Antrieb einbauen."

Und Toto Wolff? Der Mercedes-Motorsportchef umschifft am Rande des Großbritannien-Grand-Prix ein klares Dementi und kann sich bei Nachfragen zu einem möglichen Lotus-Deal ein breites Grinsen nicht verkneifen. Dazu gibt es einen Wink mit dem Zaunpfahl: "Wir hatten in diesem Jahr vier Kunden. Deshalb haben wir eine Struktur für vier Kunden aufgebaut", meint der Österreicher. Da McLaren nicht mehr Teil des Quartetts sein wird, muss man nicht lange rätseln, wer die Gleichung vervollständigt.

"Man darf nicht glauben, dass wir plötzlich auf Pole fahren." Grosjean über einen Wechsel zu Mercedes