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Lauda: Fahrer können gar kein Charisma haben

Fehlen der Formel 1 heutzutage echte Typen? Niki Lauda erklärt, warum die aktuelle Fahrergeneration seiner Meinung nach kein Charisma entwickeln kann

(Motorsport-Total.com) - Niki Lauda ärgert sich darüber, dass es in der Formel 1 immer weniger Typen gibt, die sich nicht verbiegen lassen. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Teams macht dafür unter anderem die Überreglementierung in der Königsklasse dafür verantwortlich, kritisiert allerdings auch die Tatsache, dass die Fahrer in immer jüngeren Jahren in die Formel 1 geholt werden, und so gar keine Zeit hätten, ein gewisses Charisma zu entwickeln.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda ärgert sich über angepasste Fahrer, die keine eigene Meinung haben Zoom

"Dass die Überkontrolle der Formel 1 immer ärger wird, muss sofort gestoppt werden", fordert Lauda daher gegenüber der 'Kleinen Zeitung' und ergänzt: "Warum? Weil wir Rennfahrer sehen wollen. Der einzige Grund, warum die Leute hierherkommen, sind die Typen. Und wenn diese Typen entmündigt werden, weil sie bei jedem Überholmanöver sofort wie kleine Schulbuben schreien können: 'Bitte, der hat die weiße Linie überfahren!', und sich gegenseitig anzeigen, hat das nichts mit Rennfahren zu tun."

Eine Anspielung wohl unter anderem auf das Duell zwischen Sebastian Vettel und Fernando Alonso in Silverstone, bei dem sich die beiden über Funk immer wieder darüber beschwerten, dass der jeweils andere illegalerweise die Strecke verlassen habe. "Es gibt hundert Probleme, es krankt überall. Aber du musst trotzdem als Erstes versuchen, dass die Show, die ohnehin immer weniger anschauen, wieder eine richtige Show wird", erklärt Lauda.

Fahrer zu jung?

"Ein entscheidender Teil davon ist, die Piloten auf der Strecke wieder einigermaßen frei entscheiden zu lassen", so der dreimalige Weltmeister, der auf die Frage, ob der heutigen Fahrergeneration generell Charisma fehle, antwortet: "Grundsätzlich ja. Weil sie heute derart jung sind, das Alterslevel derart gesunken ist, viele zu schnell und zu anonym in die Formel 1 kommen, sodass sie noch gar nicht charismatisch sein können."

"Das kann ich von einem 20-Jährigen nicht verlangen. Und die Typen von früher, die um Leben und Tod gefahren sind, die gibt es nicht mehr", so der Österreicher, der sein Formel-1-Debüt 1971 im Alter von 22 Jahren gab. Aktuell jüngster Formel-1-Fahrer ist der Russe Daniil Kwjat, der zu Saisonbeginn gerade einmal 19 Jahre alt war.

"Die Typen von früher, die um Leben und Tod gefahren sind, die gibt es nicht mehr." Niki Lauda

Und dann sind die ja noch die vielen Medienbetreuer, die es zu Laudas Zeit noch nicht gab. "Das ist überall, auch in der Wirtschaft, eine Entwicklung unserer Zeit", erklärt der 65-Jährige und ergänzt: "Das Rad zurückdrehen kann man leider nicht mehr. Ich wehre mich ja dagegen. Unsere Piloten können jedenfalls sagen, was sie wollen."