• 16.07.2014 12:48

  • von Bernd Mayländer

Bernd-Mayländer-Kolumne: Formel 1 kommt ins Stadion

Der große Grand-Prix-Check des Safety-Car-Fahrers: Wie die Ausgangsposition der Deutschen vor ihrem Heimrennen und warum wir auch im Feiern Weltmeister sind

Titel-Bild zur News: Motodrom in Hockenheim

Die Stimmung auf den Rängen im stadionartigen Motodrom ist einzigartig

Hallo, liebe Leser,

gut, dass ich meine Kolumne schreiben kann, denn meine Stimme braucht nach dem Weltmeister-Wochenende noch ein bisschen Erholung! Wahnsinn, oder? Erst die Brasilianer im Halbfinale mit 7:1 vom Platz geschossen, dann auch noch das spannende Finale gegen Argentinien gewonnen. Ich war wieder einmal als AMG-Botschafter mit der DTM unterwegs, diesmal in Moskau. Das Spiel haben wir mit rund 100 Leuten in einem Hotel geguckt - und die 113. Minute habe ich mir gleich mehrmals angeschaut. Phänomenal!

2006 wurde das Sommermärchen geschrieben, jetzt ist es Realität geworden. Fußball-Weltmeister zu werden, ist schon ein besonderer Moment, der bei uns allen lange hängen bleiben wird. Das hat man auch an der Begeisterung der Menschen beim Empfang der Mannschaft in Berlin gesehen. Und ich hoffe, dass ein bisschen was von dieser Begeisterung auch auf den deutschen Heim-Grand-Prix in Hockenheim überschwappt.

Geist der Fußball-WM auch in Hockenheim?

Der Hockenheimring ist etwas ganz Besonderes, was die Begeisterung der Fans angeht, allein schon durch das einzigartige Motodrom, das ein bisschen wie ein Fußballstadion angelegt ist, und durch die Mercedes-Tribüne. Man hat während der Fußball-WM erlebt, wie der Sport die Menschen zusammenführen kann, und diesen speziellen Spirit werden wir sicher auch am kommenden Wochenende erleben.

Bernd Mayländer gewinnt das DTM-Saisonfinale 2001

2001: Sieg beim allerletzten DTM-Rennen auf dem "alten" Hockenheimring Zoom

Wie fast jeder deutsche Rennfahrer kenne ich den Hockenheimring sehr, sehr gut - auch noch die alte Streckenführung, auf der ich 2001 das letzte DTM-Rennen vor meinen damaligen Mercedes-Markenkollegen Peter Dumbreck und Bernd Schneider gewonnen habe. Ich habe daran sehr schöne Erinnerungen, auch an die Feier mit allen DTM-Herstellern nach dem Rennen. Es war ja nicht nur der letzte DTM-Lauf vor dem Umbau, sondern auch das Saisonfinale. Bernd Schneider holte sich damals den Titel.

Mit dem Umbau Anfang 2002 sind die langen Geraden durch den Wald verschwunden, die Strecke hat aber ihren grundsätzlichen Charakter beibehalten. Auch das Motodrom wurde zum Glück nicht angerührt. Fahrtechnisch betrachtet braucht man dort ein hervorragendes Setup und viel Anpressdruck, denn es gibt im letzten Sektor einige Kurven, in denen man sonst rausgetragen wird. Gleichzeitig braucht man aber auch Power, zum Beispiel für die Überholmöglichkeit vor der Spitzkehre.

Mercedes wieder in der Favoritenrolle

Hockenheim ist also vielleicht nicht mehr ganz so extrem wie früher, erfordert aber immer noch einen klugen Kompromiss zwischen Höchstgeschwindigkeit und Anpressdruck. Das war in Silverstone schon so, und deshalb glaube ich, dass alles andere als ein Mercedes-Sieg eine Überraschung wäre. Nico Rosberg hätte in Silverstone gewinnen können, wenn er nicht ausgefallen wäre. Jetzt sind es noch vier Punkte Vorsprung. Der WW-Kampf wird sich weiter verschärfen - und zwar ohne Teamorder. Mercedes kann sich das wegen des haushohen Punktevorsprungs leisten.

Nico Rosberg hinter dem Safety-Car

In Silverstone war das Safety-Car zuletzt nach dem Räikkönen-Unfall im Einsatz Zoom

Für Sebastian Vettel ist Hockenheim sozusagen der ultimative Heim-Grand-Prix. Zwischen dem Ring und seiner Heimatstadt Heppenheim liegt gerade mal eine halbe Stunde auf der A6. Zu gewinnen wird aber nicht einfach, und das weiß er auch. Red Bull wird froh sein, wenn erstmal die Sommerpause da ist und man ein paar Sachen am Auto machen kann. Denn auch wenn der Titel schon so gut wie weg ist, gehe ich davon aus, dass die reagieren werden. Was man 2014 lernt, hilft einem ja auch 2015.

Nico Hülkenberg zeigt bisher eine großartige Saison. In Silverstone hatte er ein schwieriges Rennen, aber dank seiner Mercedes-Power habe ich ihn in Hockenheim für ein gutes Resultat auf dem Zettel. Das wäre auch wichtig für ihn, um sich auf dem Transfermarkt zu empfehlen. Da beginnt nämlich langsam die entscheidende Phase. Bisher hat es ja nicht geklappt mit dem Wechsel zu einem Topteam, aber das ist natürlich sein großer Wunsch. Verdient hätte er es sich auf jeden Fall.


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Deutschland

Durchbricht Adrian Sutil den Teufelskreis?

Die schwierigste Ausgangslage aller deutschen Fahrer hat dieses Jahr Adrian Sutil. Eigentlich hätte man erwarten können, dass der Wechsel von Force India zu Sauber ein Fortschritt ist, aber Sauber ist bisher noch gar nicht in Fahrt gekommen. In so einer Situation ist es als Fahrer nicht einfach, sich selbst zu motivieren und die entsprechenden Leistungen abzurufen. Ein Teufelskreis. Ich hoffe, dass er aus diesem vielleicht gerade in Hockenheim ausbrechen kann.

Safety-Car in Hockenheim 2003

Safety-Car in Hockenheim 2003: Die Strecke gilt seit dem Umbau als besonders sicher Zoom

Übrigens ist Hockenheim auch für mich selbst ein Heim-Grand-Prix. Ich habe dort 1989/90 meine ersten Autorennen bestritten und wohne auch gar nicht weit weg. Theoretisch könnte ich abends sogar nach Hause fahren, praktisch tue ich das aber nicht, um nicht zu riskieren, im Verkehr stecken zu bleiben. Ich schlafe daher ganz normal in einem Hotel, circa 15 Kilometer von der Strecke entfernt. Sicher ist sicher.

Besonders schöne Erinnerungen aus all den Jahren verbinde ich mit den vier Siegen von Michael Schumacher in den Jahren 1995, 2002, 2004 und 2006. Jeder dieser Siege wurde würdig gefeiert, und zwar nicht nur im Fahrerlager, sondern insbesondere auch von den Fans auf den Tribünen. Denn wir Deutschen sind nicht nur im Fußball, sondern auch im Feiern Weltmeister!

Euer

Bernd Mayländer

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